Zu wenige Proberäume: Probleme für Musiker
„Bei den öffentlich zugänglichen Proberäumen gibt es wenig Angebot“, betont Alexander, Sänger einer Wiener Band. Damit spricht der 22-Jährige ein Problem an, dass viele Musiker in der Stadt haben. Außerdem gibt es große Qualitätsunterschiede zwischen den gewerblich betriebenen und den privaten Proberäumen. Die privaten verfügen häufig über eine schlechte Schalldämmung, Akustik und kämpfen noch mit anderen Problemen - etwa weil sie sich oft in Kellern von Wohnhäusern befinden.
Paul Dölzel
Feuchtigkeit am Ende der steilen Kellerstiege
Nikolaus Pedarnig ist der Geschäftsführer von Vienna Rehearsal Studios, einem Proberaumunternehmen im dritten Bezirk. Er erinnert sich an die Zeit, als er selbst noch in Räumen gespielt hat, in die man über eine steile Kellerstiege gelangte: „In einem Proberaum im sechsten Bezirk gab es regelmäßig Probleme mit Feuchtigkeit. Die Keyboards waren nach einer Woche mit einem leichten Wasserfilm belegt – das war für die Instrumente katastrophal.“
Während Pedarnig bei den Räumen der Vienna Rehearsal Studios lange im Voraus plante, hat Paul Dölzel dieses Problem auf kuriose Weise gelöst. Seine Proberäume sind in Baucontainer untergebracht: „Die meisten Kellerproberäume sind feucht und haben kein Tageslicht. Die Baucontainer haben sich bewährt.“ Die sechs Probecontainer, die er betreibt, vermietet er längerfristig an einzelne Personen oder Bands. Die Container stehen direkt neben der Simmeringer Haupstraße. Mietkosten auf Anfrage.
SoundOut
„Irgendwer kennt immer wen“
Soundbase, eine Einrichtung von WienXtra, arbeitet an einer Lösung, will Musikern die Proberaum-Suche erleichtern. Regelmäßig veröffentlichen sie einen Folder mit Proberaumbetreibern. Auch sie bekommen die Rückmeldung von Bands, „dass es nicht genügend Proberäume in Wien gibt.“ Soundbase betreibt auch eigene Proberäume in den Gürtelbögen, die auf mehrmonatiger Basis an Bands vermietet werden. Kosten pro Monat: 170 Euro.
Woodrock Studio
Proben im Weinkeller
Im 15. Bezirk in der Robert-Hamerling-Gasse 18, direkt beim Westbahnhof, befinden sich die Woodrock-Proberäume
Proberaumanbieter, die Räume für den eigenen Nutzen eingerichtet haben und privat vermieten, erfasst Soundbase nicht. Diesen nimmt sich der Musiker William Campbell an. In seiner App „SoundOut“ sind derzeit 31 Proberaumstandorte in Wien gelistet, gewerbliche und private. „Wien hat eine Fülle von Proberäumen, das ist schon in fast jedem Grätzl hörbar. Das Problem ist, dass sie schwierig zu finden sind“, erklärt er.
Seit dem Start vor über einem Jahr waren 350 Proberäume im System. Die App hilft, unkompliziert Kontakte zu Proberaum-Vermietern zu knüpfen. Denn „als Band oder Musiker kommt man zu Proberäumen hauptsächlich durch das Aufbauen von Connections. Irgendwer kennt immer wen, der wen kennt, der einen Proberaum hat“, sagt Sänger Alexander.
Soundbase
Das Problem mit dem Geld
Der Grund, warum Bands trotzdem häufig in privaten Proberäumen spielen, sind die Kosten. Gerade für junge Künstler sei das ein Problem. „Gewerbliche Proberäume sind zwar vorhanden, allerdings sind sie langfristig gesehen sehr teuer“, meint Alexander. Während bei gewerblichen Räumen eine einzelne Stunde bis zu 20 Euro kostet, kann man in Proberäumen von Privatanbietern schon um 130 Euro beliebig oft im Monat spielen.
Angesichts des Aufwands, den gewerbliche Betreiber betreiben müssen, scheint der Preisunterschied logisch. „Es hat zwei Jahre Vorlaufzeit gebraucht, um das alles zu planen“, erzählt der Geschäftsführer von Vienna Rehearsal Studios. Man müsse eine Vielzahl an behördlichen Auflagen erfüllen.
Ein großer Vorteil dieser Räume ist die Ausstattung. Jeder Raum ist schallisoliert und hat zumeist eine gute Akustik. Außerdem stellen die Anbieter, im Gegensatz zu privaten Vermietern, schweres Equipment, wie Verstärker, zur Verfügung. In den Vienna Rehearsal Studios steht außerdem ein Mitarbeiter bereit, der bei gerissenen Gitarrensaiten und anderen technischen Problemen hilft. Von einer steilen Stiege in einen Keller merkt man in modernen Proberäumen nichts mehr.
Matthias Lang, wien.ORF.at