Fans halten „St. Hanappi“ am Leben

Extra angefertigte Goldplaketten, Podeste aus Holz und ein eigens konstruiertes Wandregal: Fans von SK Rapid haben den letzten Stücken des Hanappi-Stadions ganz besondere Plätze geschaffen. Hier sind die letzten Reste gelandet.

„Es hat zwei bis drei Wochen gedauert bis wir ein passendes Konzept für das Wandregal gefunden haben und wie wir das dann montieren können. Die Sessel sind gebogen, deswegen haben wir eine Metallkonstruktion anfertigen lassen mit Abstandhalterungen, die unterschiedlich lang sind“, so Markus Betz, Biersommelier. Gemeinsam mit dem Team von „BeerLovers“, ein Craft-Bier Lokal in Mariahilf, baute er aus den Sesseln des Hanappi-Stadions ein Wandregal.

Wandregal aus ehemaligen Stadionsesseln des Hanappi-Stadions

Markus Betz

Mittels einer eigenen Konstruktion wurden die Sessel an der Wand befestigt

Die unterste Reihe ist auf Sitzhöhe und kann nach wie vor als Sessel verwendet werden. „Viele Leute, die zu uns kommen, wissen woher die Sessel kommen und machen Fotos. Internationale Gäste finden die Idee einfach nur so lustig“, sagt Betz. Insgesamt 100 Sessel hatte der Biersommelier für seinen anderen Arbeitgeber, einen Großgetränkehändler, damals organisiert. „In der Rapid-Szene weiß man, dass wir die besorgt haben. Deswegen kommen noch immer Menschen zu uns und fragen danach.“

„Manche saßen 20 Jahre lang auf ihrem Sessel“

Eineinhalb Jahre ist es jetzt her, dass 20.000 Rapid-Fans noch einmal ins Hanappi-Stadion gekommen sind, bevor es abgerissen wurde, um sich ein Stück vom Stadion zu sichern. Die Sessel kosteten 19,77 Euro (eine Hommage an das Eröffnungsjahr), ein Stück Rasen fünf Euro. Insgesamt waren es rund 200.000 Euro Erlös, so Christian Wiesmayr, Pressesprecher - mehr dazu in Tausende Fans stürmen „Abrissparty“ (wien.ORF.at; 4.10.2014).

Fotos von der Abrissparty:

Christian Bauer war mit Fanclub-Kollegen von den „Rapid Freunden Hainburg“ vor Ort und hat geholfen. „Manche von uns saßen über 20 Jahre lang auf ihrem Sessel. Als es hieß, das Hanappi-Stadion wird abgerissen, war das natürlich emotional. Da war es eine super Möglichkeit, ins Stadion zu kommen und sich seinen Sessel abschrauben und mit Heim nehmen zu können“, sagt Bauer.

Stadionsesseln Hanappi

Christian Bauer

Im Blumenkisterl dahinter ist der Stadionrasen angepflanzt

Letzte Ruhe im Blumenkisterl

Heute steht die Sesselbank im Garten in Hainburg. „Die Sessel waren seit 1977 im Stadion und in einem dementsprechend desolaten und rostigen Zustand. Sie mussten renoviert werden. Dann wurden sie weiß-grün gestrichen und auf ein Gestell montiert, das extra angefertigt wurde. Alleine können die Sessel nämlich nicht stehen, die mussten an die Konstruktion angeschweißt werden“, so Bauer. Über den Sesseln steht ein Blumenkisterl - darin befindet sich ein Stück Rasen vom Fußballfeld.

Mauerstück Hanappi Stadion

Christian Bauer

Die Plakette wurde extra vom Juwelier angefertigt

Der Sohn Mario und der Bruder Max Bauer haben sich Bruchstücke vom „Block West“ gesichert. „Bei einem Tischler haben wir den Podest anfertigen lassen. Die Plaketten haben wir extra bei einem Juwelier gravieren lassen“, so Bauer. Ein Stückchen Mauer steht nun beim Sohn im Zimmer, ein anderes hat sich der Bruder in sein „Rapid-Stüberl“ gestellt: „Der eine hat ein Jagd-Stüberl, der andere eine Bauernstube, mein Bruder ein Rapid-Stüberl. Da hängen Schals, Uhren und andere Fanartikel. Außerdem setzen wir uns dort nach einem Match zusammen und jubeln oder trauern - je nachdem.“

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