Mangel an Wohnungen wird stärker

In den nächsten Jahren wird sich der Mangel an Wohnungen weiter verschärfen. Der Immobilienring geht von mindestens 10.000 notwendigen Wohnungen pro Jahr aus. In einigen Projekten werden leere Bürohäuser zu Wohnräumen.

„In den nächsten zehn bis 15 Jahren sollen 300.000 Menschen in Wien zuziehen - wir bräuchten dafür mindestens 10.000 Wohnungen pro Jahr“, umriss Georg Spiegelfeld, Präsident des österreichischen Maklernetzwerks Immobilienring IR, am Mittwoch die Lage. Es würden aber nicht einmal halb so viele Wohnungen gebaut wie benötigt würden.

„Im Wohnraumbereich steuern wir auf ein Riesenproblem zu“, mahnte der Immobilienexperte vor Journalisten in Wien. Es mangle auch an der entsprechenden Infrastruktur, sagte Spiegelfeld und verwies unter anderem auf zu wenig Schulen, Straßen und U-Bahnanbindungen. Im mittleren und unteren Bereich sei die Wohnungsnot in Wien und Graz bereits „extrem“.

Anreize für private Investments notwendig

Um mehr Geld für die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum aufzutreiben, schlägt Spiegelfeld vor, mehr Anreize für private Investments zu schaffen. Es könnten sich etwa Bauträgergesellschaften gründen, die erschwingliche Wohnungen bauen. „Man sollte das Investment in Immobilien attraktiv halten“, so Spiegelfeld.

Er kritisierte dabei etwa das Richtwert-System für Altbaumieten. „Hier sollte Maß gehalten werden“, sagte er unter Bezug auf einen angeblich kursierenden SPÖ-Vorschlag, wonach alle Gebäude, die älter als 20 Jahre alt sind, ins Mietrechtsgesetz (MRG) übergeführt werden sollen. Spiegelfeld sorgt sich eigenen Angaben zufolge um den Zustand der Altbauwohnungen in zehn oder 15 Jahren, wenn angesichts niedriger Mieten zu wenig in die Erhaltung investiert würde.

Geringeres Leerstandsrisiko

Wegen der großen Nachfrage an Wohnungen werden Büroprojekte umgeplant. So hätte der Marina Tower in der Leopoldstadt ein Bürogebäude werden sollen. Jetzt werden dort 640 Wohnungen entstehen. „Viele Projekte sind als Bürohaus geplant worden. Man ist während der Planungsphase dann dazu übergegangen, den Nachfrageüberhang auf Wohnungen Rechnung zu tragen“, meinte Michael Ehlmaier von Ehl Immobilien.

Bereits bestehende Gebäude können ebenfalls zu Wohnungen umgebaut werden - wie es etwa beim Philipps-Gebäude am Wienerberg oder der ehemaligen Postzentrale in der Postgasse in der Innenstadt der Fall ist. „Gerade Büroobjekte, die in den 80er und 90er Jahren errichtet worden sind, sind mittlerweile in die Jahre gekommen und tun sich zusehends in der Vermittlung schwer“, so Ehlmaier.

In Frage kommen allerdings nur Gebäude, bei denen die Lage stimmt und ein Umbau effizient möglich ist. Zumindest Investoren finden sich meist aber leicht: Wohnungen haben ein deutlich geringeres Leerstandsrisiko.

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