Verhütung im Lainzer Tiergarten

Die Stadt Wien überlegt einen Tierversuch im Rahmen des neuen Wildtiermanagements. Dabei soll die Fortpflanzung bestimmter Gattungen durch die Injektion eines Eiweißpräparats reguliert werden. Experten sollen nun darüber entscheiden.

Mit einem Betäubungsgewehr sollen das Eiweißpräparat auf das Wild abgefeuert werden. Damwild- und Mufflonweibchen könnten im Lainzer Tiergarten damit künftig verhüten. Der Wildbiologe Klaus Hackländer von der Boku kritisiert diese Methode. Denn die Methode könnte Auswirkungen auf das natürliche Sozialverhalten des weiblichen Wildtiers haben.

Ethische und physiologische Fragen

„Es bekommt den Eisprung, es ist befruchtungsfähig, es wird dann auch vielleicht gedeckt vom männlichen Stück. Es kann aber dann keine Trächtigkeit beginnen. Diese Paarungszeit wird dadurch verlängert, das kann natürlich auch zu Stress führen“, so Hackländer.

Wild Rehe Mufflon

ORF

Erfahrungen mit dieser Methode gibt es im Lainzer Tiergarten bislang nicht. Der Wiener Forstdirektor Andreas Janukovecz will das Experiment von einer Expertenkommission untersuchen lassen. Dort sollen ethische und physiologische Fragen geklärt werden. „Es geht letztendlich um die praktische Durchführbarkeit. All diese Bereiche müssen abgecheckt werden und wenn nachher das Ergebnis rauskommt, dass es rechtlich möglich ist, dann werden wir diesem Ergebnis nachgehen.“

Kritik an Expertenkommission

Kritisiert wird, dass neben Wildtierexperten auch Martin Balluch, Obmann des „Vereins gegen Tierfabriken“, in dieser Kommission sitzt. „Das ist für mich nicht nachvollziehbar, dass eine radikale Randgruppe dieses Podium bekommt und mit der Stadt Wien auf Augenhöhe darüber diskutiert, was auf ihrem Grund und Boden passieren soll“, so Hackländer.

Forstdirektor Januskovecz verteidigt die Entscheidung. „Balluch ist ein prononcierter Tierschützer, das ist allgemein bekannt und war für uns auch eine Entscheidungsgrundlage.“ Ein verbindliches Ergebnis, ob im Lainzer Tiergarten nun verhütet wird oder nicht, soll es in einem Jahr geben.