Flüchtlingskinder in neuem Kinderdorf-Haus

Nach tausenden Kilometern auf der Flucht haben zumindest einige von ihnen in Wien ein neues Zuhause gefunden: Am Donnerstag hat das SOS Kinderdorf in Meidling ein Haus eröffnet, in dem 16 minderjährige Asylwerber wohnen.

Das jüngste von SOS Kinderdorf betreute Flüchtlingskind ist acht Jahre, das älteste 19. Sie stammen aus unterschiedlichen Ländern, haben verschiedene Religionen und Erfahrungen: „Was sie alle eint, ist ihr Wille zu überleben“, sagte SOS-Kinderdorf-Geschäftsleiter Clemens Klingan bei der Eröffnung eines neuen Hauses in Meidling. Es bietet 16 Kindern ein neues Zuhause.

Die 15- bis 17-jährigen Burschen in Meidling leben auf mehrere Wohngemeinschaften im Haus verteilt. Sie stammen aus Afghanistan, Algerien, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien. Weitere zehn Jugendliche wohnen im Umfeld des Hauses und werden von dort „mitbetreut“, erzählte Projektleiter Dieter Schrattenholzer. Ins neue Haus in Meidling siedeln auch die Büros der Leitung der neuen Einrichtungen für Flüchtlinge.

Eröffnung eines Hauses für geflüchtete Kinder

APA/PID/David Bohmann

Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) bei der Eröffnung.

Insgesamt rund 50 neue Plätze

Die dramatische Situation der aktuellen Flüchtlingskrise habe SOS-Kinderdorf im letzten Jahr dazu veranlasst, so viele zusätzliche hochwertige Betreuungsplätze für Kinder und Jugendliche auf der Flucht wie möglich zu schaffen, so Klingan. In Wien wurden die Betroffenen zunächst in bestehenden Kinderdorf-Einrichtungen untergebracht.

Doch ob des Bedarfs werden laufend neue Unterkünfte geschaffen. Seit Ende Jänner leben 13 Buben aus Afghanistan in einem Einfamilienhaus in Ober St. Veit. Sie sind zwischen zwölf und 15 Jahre alt und waren zuvor in städtischen Krisenzentren untergebracht.

Im Juni eröffnet eine weitere Unterkunft in Döbling. Dort werden voraussichtlich acht österreichische sowie geflüchtete Kinder gemeinsam betreut. Dort wird es auch einen großen Garten geben, wo die Kinder spielen und die Natur erkunden können. In Summe schafft SOS-Kinderdorf rund 50 neue Plätze für Asylwerber. Im Sommer weitet die Organisation außerdem das Angebot aus: Dann werden auch Familien, die minderjährige Flüchtlinge aufnehmen, von Sozialpädagogen betreut.

1.128 minderjährige Asylwerber derzeit in Wien

In Wien leben aktuell 20.400 Asylwerber in der Grundversorgung, davon sind 1.128 minderjährig. SOS Kinderdorf betreut österreichweit 270 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Die neuen Unterkünfte werden in Zusammenarbeit mit der MA 11 (Jugend und Familie) und dem Fonds Soziales Wien (FSW) gemanagt. Klingan habe den Eindruck, dass die Stadt Wien sage „Ein Kind ist ein Kind. Punkt“ - ohne, dass nach Herkunft unterschieden wird.

Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) nutzte die Eröffnung, um die Relationen in Form von Zahlen zurechtzurücken. Wien habe 1,8 Mio. Einwohner, davon 20.400 Asylwerber. Von den 227.050 Schülern seien 2.290 geflüchtete Kinder. Von den 102.600 Krippen- und Kindergartenplätzen seien 320 an Flüchtlingskinder vergeben. „Was ist ein Notstand? Das eindeutig nicht“, betonte sie in Anspielung auf die geplanten Verschärfungen des Asylgesetzes.

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