Praterstern wird videoüberwacht

Um die in den vergangenen Monaten stark gestiegene Kriminalität am Praterstern einzudämmen, will die Polizei künftig auf mobile Videoüberwachung setzen. Außerdem sollen mehr Einsatzkräfte in die Nacht verlegt werden.

Dealer, Drogensüchtige, Raufereien, eine Vergewaltigung. Der Wiener Praterstern ist ein sozialer Brennpunkt. Um die dortige Kriminalität einzudämmen, setzt die Wiener Polizei ab 1. Juni unter anderem auf mobile Videoüberwachung. Zudem werden die Einsatzkräfte in die Nachtstunden verlegt, kündigte Polizeipräsident Gerhard Pürstl am Freitag an. Bereits jetzt sind nach Behördenangaben jeden Tag rund 100 Beamte an den Hotspots Praterstern sowie entlang der U6 am Gürtel unterwegs.

„Wir werden die personellen Einsätze zusätzlich mehr in die Nachtstunden hinein verschieben. Es hat sich gezeigt, dass vor allem im Gewaltsdeliktsbereich bis ein Uhr früh viel passiert“, so Pürstl. Er hofft dabei auch auf das neue Suchtmittelgesetz, das der Polizei ab 1. Juni mehr Handhabe erlauben würde. Der mobile Überwachungsbus wird ebenfalls ab 1. Juni unterwegs sein. „Damit ist es uns möglich, die Videoüberwachung flexibel - von Tag zu Tag und Stunde zu Stunde - woanders hin zu verlegen. So weiß niemand, wo gerade überwacht wird“, meinte der Polizeipräsident.

Praterstern Polizei

APA/Robert Jäger

Am Praterstern werden in der Nacht künftig mehr Beamte unterwegs sein

420 Delikte in zwei Monaten

Außerdem will Pürstl verstärkt mit Partnern wie den ÖBB oder auch der Suchthilfe Wien zusammenarbeiten. Mit all diesen Maßnahmen soll es gelingen, am Praterstern wieder ein „sozial verträgliches Bild herstellen zu können“, sagte Pürstl. Allein im März und April wurden am Praterstern „knapp 420 strafrechtliche Delikte“ verübt.

Sendungshinweis

„Wien heute“, 29.4.2016, 19 Uhr

Das sei ein Prozent der Gesamtkriminalität in Wien. Je ein Drittel der Anzeigen am Praterstern betrafen Suchtmittelhandel sowie Eigentumskriminalität wie Trick- und Taschendiebstahl. Die Polizei verzeichnete auch 57 Fälle von Körperverletzung und anderer Gewalttaten. Drogenhandel wird nahezu ausschließlich von Nordafrikanern verübt. Gewaltdelikte betreffen laut Pürstl mit 42 Prozent vorwiegend Nordafrikaner, bei 29 Prozent der Anzeigen waren Österreicher tatverdächtig.

Szene stark vermischt

Insgesamt habe sich die Szene zwischen Obdachlosen, Suchtkranken, Dealern und Asylwerbern „stark vermischt“, so Pürstl. Dem stimmte auch der Wiener Drogenkoordinator Michael Dressel zu. Unter den Alkoholkranken würden sich neben Österreichern auch Polen, Slowaken und Ungarn ohne Anspruchsrechte befinden.

„Wir kennen alle, fast alle sind in Betreuung“, sagte Dressel. Bei den Asylwerbern seien es insbesondere Afghanen, „junge Männer zwischen 15 und 30 Jahren“, die ihre Zeit am Praterstern und in der Venediger Au verbringen. Sie stammen aus einem anderen Kulturkreis und haben eine andere Wertehaltung, sagte Dressel. Bei ihnen werde „Gewalt gegen Frauen als Kavaliersdelikt gesehen“, sagte der Experte. Diese Menschen „brauchen Perspektiven, Sprache, Bildung, Beschäftigung“. Ansonsten drohe eine „Spirale der Gewalt“, warnte Dressel.

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