Erstes Vinzi-Dorf in Wien entsteht

24 Kleinwohnungen für Obdachlose, die sonst in keiner Sozialeinrichtung mehr unterkommen, entstehen in einem leerstehenden Kloster in Meidling. Das Projekt war in seiner Anfangsphase nicht unumstritten.

Ein Heim für Menschen schaffen, die keinen Zugang mehr zu Sozialeinrichtungen bekommen oder selbst auch gar nicht wollen: Das ist das Ziel des Projekts Vinzi-Dorf, das nun auch in Wien startet. Rund 30 solche Menschen leben in Wien, sie finden selbst im härtesten Winter keine Bleibe. „Diesen Menschen bieten wir das Vinzi-Dorf an“, so Pfarrer und Vinzi-Dorf-Erfinder Pfarrer Wolfgang Pucher. Das ist nicht eine Notherbege, sondern eine neue Heimat.

Und es ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf: „Das, was sie alle verloren haben, das finden sie hier. Wenn sie aufgenommen werden, sollen sie das Gefühl haben, hier kann ich bleiben, solange ich will, wenn es sein muss, bis an das Ende meines Lebens“, so Pucher. Das Geheimnis sei, dass hier jedem Nähe und Geborgenheit, Zuwendung, das Gefühl „Ich mag dich, du darfst sein wie du bist“ geschenkt wird. Bei vielen alkoholkranken Obdachlosen hat dieses Gefühl der Geborgenheit laut Pucher auch bewirkt, dass sie weniger trinken.

Vinzi-Dorf

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Hinter diesen Mauern entsteht das Vinzi-Dorf

Baugenehmigung ist erteilt

Seit zwölf Jahren versucht Pucher, auch in Wien sein Programm umzusetzen. Nun sollen in der Hetzendorfer Straße in Meidling im leerstehenden Kloster des Lazaristen-Ordens in einem Garten Unterkünfte für Obdachlose entstehen. Die Baugenehmigung liegt vor, Freiwillige helfen derzeit beim Entrümpeln.

Vorbild für das Wiener Vinzi-Dorf ist das in Graz, das es seit mehr als 20 Jahren gibt.

Skeptische Behörden und Anrainer haben das Projekt bislang verzögert: Alkoholkranke Obdachlose als Nachbarn waren nicht jedem willkommen. Doch Pucher kann die Bedenken mit Blick auf seine langjährige Erfahrung zerstreuen: „Seit 1993 haben wir schon eine Einrichtung, auch dort haben die Nachbarn vorher geglaubt, es wird ein Chaos ausbrechen und sie werden belästigt werden.“ Doch nichts davon ist eingetreten.

Pucher betont, dass die Obdachlosen 24 Stunden täglich betreut werden, „es ist immer jemand da“. Und er verweist auf die positiven Erfahrungen: „Die Menschen fangen an, ein neues soziales Gefüge aufzubauen und sich dem zu unterwerfen (...) Sie helfen einander, versuchen einander abzuhalten, Dummheiten zu begehen.“ Der Vorteil sei, dass die Menschen sich aus einer chaotischen Lebenssituation in eine langsam sich ordnende Lebensgemeinschaft einfügen, ohne Zwang, ohne Druck, ohne Repressalien: „Sie fühlen sich verstanden und geborgen.“

24 Kleinwohnungen für 24 Obdachlose

Mittlerweile haben sich 20 Anrainer so sehr mit dem Projekt angefreundet, dass sie sogar selbst mitarbeiten. Im geplanten Vinzi-Dorf in Wien werden 24 Kleinwohnungen eingerichtet für je einen Obdachlosen. Einige Wohnungen kommen in das bestehende Nebengebäude des Klosters, das noch Renovierungsbedarf hat. Im Klostergarten werden 16 bungalowartige Wohnmodule errichtet, die ein Wiener Architektenteam entworfen hat. Wann hier die ersten Obdachlosen einziehen, ist noch offen.

Das wichtigste sei die Geborgenheit, betont Pucher. Das Vinzi-Dorf sei wie eine überdachte Parkbank im Stadtpark, auf der ein alkoholisierter Obdachloser sitzt, neben dem Tag und Nacht eine zweite Person sitzt, die auf ihn schaut. Die Botschaft sei: „Wir lassen dich mit Sicherheit nicht fallen. Du kannsts so bleiben, wie du bist.“ Das geplante Vinzi-Dorf wird über Spenden finanziert. Freiwillige Helfer sind genauso willkommen wie Spenden.

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