Häupl: BP-Wahl „gutes Signal“ für Wien

Der Sieg von Alexander Van der Bellen hat für unterschiedliche Reaktionen gesorgt. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) spricht von einem „guten Signal“ für Wien, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache von einer politischen „Wende“.

Das gute Ergebnis für Alexander Van der Bellen in Wien freut Wiens Bürgermeister Michael Häupl. Der ehemalige grüne Bundessprecher hat hier mit Wahlkarten 63,32 Prozent der Stimmen erreicht - mehr dazu in Van der Bellen neuer Bundespräsident. „Mich persönlich freut’s, ich will das auch emotionell gar nicht verhehlen. Ich glaube, es ist ein gutes Signal für unsere Stadt, für das internationale Ansehen unserer Stadt, aber natürlich auch für das internationale Ansehen Österreichs“, so Häupl gegenüber Radio Wien.

Das Ergebnis habe auch viel mit der gesellschaftlichen Zusammensetzung der Stadt zu tun, denn in Wien seien das Bildungsniveau und die Kaufkraft höher, zeigte er sich überzeugt. Eine Spaltung des Landes wollte Häupl nicht diagnostizieren, aber es gebe „genau zu analysierende Unterschiede“.

„Besorgt“ über große Anzahl der Hofer-Wähler

Dass sich knapp die Hälfte des Landes für den freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer entschieden hat, stimmt Häupl „natürlich besorgt“. „Aber auf der anderen Seite denke ich, dass das etwas ist, was überwindbar ist. Ich gebe aber zu, es würde mir mehr Sorgen machen, wenn ich Bundespolitiker wäre“, so der Wiener Bürgermeister.

Man werde sich anschauen müssen, warum so viele Männer, und vor allem ältere Männer, den freiheitlichen Kandidaten gewählt haben. „Das ist ein Problem“, so Häupl. Warum Hofer in Wien nicht so wie in anderen Bundesländern punkten konnte, erklärte Häupl auch mit der „klareren Haltung“ der Wiener SPÖ zur FPÖ. „Wir halten dagegen mit derselben Deutlichkeit und auch der gelegentlichen Härte, wie das die FPÖ uns gegenüber macht.“ Wobei ihm auch das FPÖ-Potenzial in Wien zu groß sei, betonte Häupl.

Große Freude bei Wiener Grünen

Die Chefin der Wiener Grünen, Maria Vassilakou, brachte ihre Freude auf Facebook simpel und deutlich zum Ausdruck:

Das Wahlergebnis ist laut Vassilakou auch als Signal an die gesamte Politik zu verstehen: „Es wird von der Bevölkerung erwartet, dass wir Probleme anpacken und lösen.“ Die Blockade der vergangenen Jahre müsse ein Ende nehmen. Dass das Land gespalten ist, glaubt die Grüne Rathaus-Politikerin nicht. Norbert Hofer habe viele Proteststimmen für sich lukrieren können. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass Van der Bellen angesichts seiner „besonnen Persönlichkeit“ hier Brücken bauen könne.

Strache sieht „Wende“

Der Wiener FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat sich auf Facebook zum Sieg Van der Bellens geäußert und dabei den freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer als „ex aequo-Sieger“ bezeichnet: „Den Weg, den wir in den letzten 11 Jahren geebnet haben, kann uns keiner mehr nehmen!! Wir haben bereits eine Wende eingeleitet. Norbert Hofer wurde heute ex aequo Sieger mit rund 50% der Stimmen und in einem Fotofinish um Millimeter gerade noch nicht zum österreichischen Bundespräsidenten gewählt!“, schreibt Strache dort.

50 Prozent der Bevölkerung hätten einen Wunsch nach Veränderung geäußert, diese Hälfte wolle man nicht im Stich lassen. Strache sieht auch den „Anfang eines demokratiepolitischen neuen Zeitalters in Richtung direkter Demokratie und verbindlicher Volksabstimmungen“.

Wiener ÖVP lobt „gelebte Demokratie“

Der Chef der Wiener ÖVP gratulierte Alexander Van der Bellen auf Facebook zwar nicht, lobte aber das Ergebnis als „gelebte Demokratie“, die zeige, dass jede einzelne Stimme zähle. Ganz generell sehe man, auch im Hinblick auf den ersten Wahlgang, dass die Wut, die Verzweifelung und die Unzufriedenheit mit dem politischen System von den Rändern in die politische Mitte gerückt sei. Der Auftrag der neuen Bundesregierung sei es daher jetzt, wieder Vertrauen in die Politik herzustellen, so Blümel gegenüber „Wien heute“.

NEOS wünscht „viel Erfolg“

NEOS wünscht dagegen „Viel Erfolg im neuen Amt!“. Van der Bellen müsse nun Gräben schließen, Brücken bauen und Reformen entschlossen einfordern. Dieser Meinung schloss sich auch die Wiener NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger auf Facebook an. Für die Bundespolitik bedeute das Wahlergebnis, dass SPÖ und ÖVP nun ernsthaft Reformen angehen müsste, so Meinl-Reisinger im „Wien heute“-Interview.

Sie erwarte sich von Van der Bellen, dass er diese auch einfordere. Denn die Bundespräsidentschaftswahl habe erneut die Unzufriedenheit mit dem System und den ständigen Streitereien gezeigt. „Wenn sich da nichts ändert, werden Wahlen eben so ausgehen, wie sie ausgehen.“

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