21 Tote an Eisenbahnkreuzungen

Tag der Verkehrsexperten in Wien: Während es bei einem Treffen um Unfälle mit Schwerfahrzeugen geht, waren bei einem anderen Eisenbahnkreuzungen Thema. 21 Autoinsassen starben 2015 bei Kollisionen mit Zügen.

Am Tag für mehr Sicherheit an Eisenbahnkreuzungen, dem „International Level Crossing Awareness Day“, gaben Experten in Wien Tipps für das richtige Verhalten an Eisenbahnkreuzungen. Wie wichtig diese sind, zeigten zuletzt zwei aktuelle Ereignisse: Eine Fußgängerin wurde im Bezirk Eferding von einer Linzer Lokalbahn erfasst und schwer verletzt - mehr dazu in In Lebensgefahr nach Unfall mit Zug, im Lavanttal übersah ein Autolenker einen Güterzug, Vater und Sohn wurden beim Zusammenprall verletzt - mehr dazu in Zug gegen Pkw: Vater und Sohn verletzt.

Zug gegen Pkw

ORF

Vater und Sohn in Kärnten verletzt.

124 Unfälle auf Eisenbahnkreuzungen im Vorjahr

Im Vorjahr gab es in Österreich insgesamt 124 Zusammenstöße auf Eisenbahnkreuzungen, 21 Menschen wurden getötet. Österreichweit gibt es rund 3.400 Bahnübergänge, davon ist die Mehrheit mit 1.800 nicht technisch - also mit Schranken oder einer Ampel - gesichert, sondern mit einem Andreaskreuz. Von den 124 Unfällen im Vorjahr passierten fast 60 Prozent an technisch nicht gesicherten Übergängen. Viele Unfälle passieren aufgrund von Leichtfertigkeit und Ablenkung, so Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ).

Das ergaben auch Tiefeninterviews des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). Insbesondere „Gewohnheit macht blind“, warnte KFV-Direktor Othmar Thann. Gerade ortsansässige Personen, die täglich Eisenbahnkreuzungen queren, sind besonders gefährdet. Änderungen im Fahrplan oder zusätzliche Güterzüge können hier fatale Folgen haben. Und: „Verursacht werden die Unfälle zum größten Teil von den Straßenverkehrsteilnehmern selbst“, sagte Thann.

Im Fall des Falles Schranken durchbrechen

Halten sich Autofahrer an die Verkehrsregeln, sind gefährliche Situationen quasi ausgeschlossen. Sollten Lenker dennoch vom sich schließenden Schranken eingesperrt werden, hilft nur eines: Gas geben und den Schranken durchbrechen, rieten die Experten. Alle Schrankenbäume sind so konstruiert, dass das auch mit einem Kleinwagen möglich ist, manchmal kann das Auto den Schranken auch hochdrücken. „Bei Motorrädern und Mopeds funktioniert das Durchbrechen nicht“, warnte ÖBB-Vorstand Franz Seiser.

Eisenbahnkreuzung

APA/WWW.FOTOPLUTSCH.AT

Unbeschrankter Eisenbahnübergang

Der ÖAMTC hat im Mai 1.000 Autolenker zu ihrem Verhalten an Eisenbahnkreuzungen gefragt. „Nur jeder fünfte zwischen Schranken eingesperrte Autofahrer würde versuchen, diese mit dem Fahrzeug zu durchbrechen“, sagte Oliver Schmerold, Verbandsdirektor des ÖAMTC. Vielmehr hätten 75 Prozent angegeben, dass sie eher das Fahrzeug verlassen würden. Denn nur ein Drittel der Befragten weiß, dass Schranken leicht verformbar sind, sagte Schmerold.

Kino-Spot

Sicheres Verhalten an Eisenbahnkreuzungen: „Voll aufs Gas und durch den Schranken durchfahren!“

Es gibt eine „psychologische Barriere“, konstatierte Seiser. Bisher wurden die Schranken in solchen Notfällen auch „kaum durchbrochen“. Das soll sich nun ändern: In allen Kinos wird ein Eisenbahnkreuzungs-Crash-Video gezeigt. Dieser Spot soll aufrütteln, er wird eine Woche laufen.

Andreaskreuz kaum als sicher angesehen

Bei der Umfrage hielten übrigens 90 Prozent Schrankenanlagen für am ehesten geeignet, 50 Prozent sprachen sich für Ampelanlagen aus. Und nur elf Prozent sehen das Andreaskreuz als geeignete Sicherheitseinrichtung, sagte Schmerold. Umrüstungen sind jedoch sehr teuer - Lichtanlagen kosten rund 150.000 Euro, Vollschranken bis zu 500.000 Euro, sagte Seiser.

Jährlich werden von den ÖBB 25 Millionen Euro in die Sicherheit auf Eisenbahnkreuzungen investiert. „Die sicherste Eisenbahnkreuzung ist die, die nicht da ist“, konstatierte Leichtfried. Österreich hat europaweit nach wie vor die meisten Bahnübergänge. Dabei wurden sie in den Vergangenen zehn Jahren bereits von rund 6.000 auf eben 3.400 reduziert.

Neue Haltelinien sollen Unfälle mit Lkw verhindern

Nicht Eisenbahnkreuzungen, sondern Straßenkreuzungen haben sich für Fußgänger und Radfahrer in Wien als besonders gefährlich erwiesen. Sechs Menschen starben im laufenden Jahr. Nun sollen verlegte Haltelinien an Kreuzungen Radfahrer besser schützen - mehr dazu in Problem toter Winkel: Erstes Ergebnis.

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