Parlamentsumbau: Sanierungsentwurf genehmigt

Auf dem Weg zum Umbau des Parlaments ist eine weitere Etappe geschafft: Der Sanierungsentwurf sei genehmigt, so Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) am Montag. Das Projekt ist im Zeit- und Kostenplan, hieß es weiter.

Dass das „Architekturjuwel“ dringend sanierungsbedürftig ist, sei auch für Laien erkennbar, stellte Bures beim Medientermin eingangs fest. Der Entwurf des Generalplaners wurde in den vergangenen Monaten weiterentwickelt und vertieft, hat alle Prüfinstanzen durchlaufen und konnte nun freigegeben werden.

Generalplaner Architekt Andras Palffy , Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) und Projektleiter Parlamentsvizedirektor Alexis Wintoniak im Rahmen einer Pressekonferenz am 13.6.2.2016

APA/Hans Klaus Techt

Die Pressekonferenz fand auf dem Dachgeschoß des Parlaments statt, das bei der Sanierung eine wichtige Rolle spielt

Vertieft wurde auch die Kostenermittlung und dabei zeigte sich, dass sich das Projekt weiterhin im Budgetplan befindet. Die Kostenobergrenze für die Sanierung wurde 2014 mit einstimmigem Gesetzesbeschluss mit 352,2 Mio. Euro festgelegt. Die Schwankungsbreite betrage derzeit um die zehn Prozent und sei durch Reserven abgedeckt, heißt es in den Unterlagen.

4.500 Quadratmeter zusätzliche Nutzfläche

Bei der Sanierung des 130 Jahre alten Hauses am Ring gehe es aber nicht nur darum, es für die nächsten Generationen zu erhalten, sondern auch darum, die Arbeitsbedingungen für die Abgeordneten und Mitarbeiter auf die Höhe der Zeit zu bringen, so Bures. Die Barrierefreiheit sei ebenfalls ein großes Thema.

Auch wenn es keine Aufstockung und keinen Anbau geben soll, werde das Parlament „größer“, denn rund 4.500 Quadratmeter zusätzliche Nutzfläche werden geschaffen. Eine Änderung betrifft auch die Länderkammer, denn der Bundesrat wird künftig im Budgetsaal, wo derzeit der Hypo-U-Ausschuss stattfindet, tagen. Aus dem heutigen Bundesratssitzungssaal wird ein Ausschusslokal.

Neuer Gastrobereich im Dachgeschoß

„Dem Ausbau des Dachgeschoßes kommt eine besondere Bedeutung zu“, erklärte Architekt Andras Palffy. So wird etwa der Dachstuhl und die Zwischendecke über dem Nationalratssitzungssaal entfernt und stattdessen ein Glasdach eingezogen. Dadurch entstehe ein Gästepanorama, in dem Besucher Sitzungen im Plenarsaal beobachten können. Über dem Mitteltrakt des Gebäudes entsteht ein neuer Gastrobereich und auf der neuen Dachlandschaft sind vier Terrassen mit einer Gesamtfläche von rund 400 Quadratmetern geplant.

Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) und Projektleiter Parlamentsvizedirektor Alexis Wintoniak im Rahmen einer Pressekonferenz am 13.6.2.2016

APA/Hans Klaus Techt

Der Sanierungsbedarf sei auch für Laien erkennbar, so Bures

Temporäre Unterkünfte: Nachnutzung möglich

Eine große Herausforderung sei außerdem die Übersiedlung von 700 Arbeitsplätzen, wobei diese auch bereits auf Schiene ist. Baustart der insgesamt drei temporären Pavillons auf dem Heldenplatz bzw. im Bibliothekshof der Hofburg ist Anfang Oktober. Die Übergabe ist für April 2017 vorgesehen.

Bures zeigte sich über das ökologische Baukastensystem erfreut, soll doch nach drei Jahren eine Nachnutzung möglich sein. „So könnten aus den drei Pavillons beispielsweise neun Kindergärten oder 80 Einfamilienhäuser entstehen“, meinte die Nationalratspräsidentin. Die Sicherheit werde auch in den Pavillons gewährleistet, in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium werde ein Konzept ausgearbeitet, erklärte der Projektleiter Alexis Wintoniak.

Elektronische Abstimmung in Diskussion

Für die Komplettabsiedelung laufe derzeit das Vergabeverfahren für den Speditionsauftrag. Sie soll dann in der tagungsfreien Zeit im Sommer 2017 erfolgen. Im Zuge dessen werden dank Digitalisierung auch Unterlagen entrümpelt. Apropos Technik, diskutiert wird laut Bures auch über ein elektronisches Abstimmungsverfahren, hier gebe es jedoch noch keine Entscheidung.

Architekt Palffy erklärte weiters, dass man in ständigem Dialog mit dem Bundesdenkmalamt sei, nahezu alle Diskussionspunkte konnten gelöst werden. Laut Wintoniak können die derzeit vom Parlament angemieteten Flächen nicht eins zu eins durch die neu geschaffenen Bereiche im Hohen Haus getauscht werden. Kleine Bereiche werden zurückgegeben, Gebäude wie das Palais Epstein und die Räumlichkeiten in der Doblhoffgasse werde man jedoch behalten.

Bures geht davon aus, dass das Projekt auch bei künftigen anderen Mehrheitsverhältnissen im Parlament wie beschlossen umgesetzt werde, verwies sie auf die nötige Verlässlichkeit bei einem so großen Projekt.

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