Zentralmatura: Ergebnisse besser als erwartet

Die Zentralmatura ist in Wien besser ausgefallen als erwartet. In Englisch und Deutsch haben mehr als 90 Prozent der Schüler bestanden. Sorgenkind bleibt die Mathematik. Eltern fordern nun eine Umstellung des Prüfungssystems.

An den AHS fielen in Mathematik 25,5 Prozent der Schülerinnen und Schüler durch. Das sind um elf Prozent mehr als im Vorjahr. Nach der Kompensationsprüfung waren nur noch 7,3 Prozent negativ. Erstmals wurde die Zentralmatura heuer auch an den BHS durchgeführt. Dort fielen in Mathematik 19,1 Prozent durch. Dieser Wert reduzierte sich durch die Kompensationsprüfung auf 8,2 Prozent.

Große Unterschiede zwischen Schulen

Auffallend sind die großen Unterschiede, nicht nur je nach Schultyp (Gymnasien in Kurz- und Langform, verschiedene Schultypen der berufsbildenden höheren Schulen), sondern auch je nach Schule und Klasse. An den AHS gab es etwa in Mathematik ebenso Klassen mit null wie mit 80 Prozent „Nicht Genügend“. Detaillierte Schulergebnisse wurden nicht veröffentlicht, man wolle Schulen nicht schlechtmachen.

„Hier wird es ganz breite Maßnahmen geben, die bei schulinternen Fortbildungsmaßnahmen bei Pädagogen starten bishin zu verstärkten Einsatz von Kompetenzchecks bishin zu gezielten Förderkursen für Schülerinnen und Schüler“, so die neue Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) gegenüber „Wien heute“.

Zentralmatura - Lehrsaal

ORF

Auffallend sind die großen Unterschiede zwischen Schulen und Klassen

Eltern fordern Umstellung des Prüfungssystems

Eltern- und Schülervertretern ist das zu wenig. Sie fordern wegen der teils massiven Leistungsunterschiede bei der schriftlichen Zentralmatura eine Umstellung des Prüfungssystems. Bundesschülervertretung und Bundeselternverband wollen eine teilzentrale Matura, bei der nur noch die Grundkompetenzen zentral abgeprüft werden und der Rest der Fragen vom Standort erstellt wird, um schulautonome Schwerpunkte abzubilden.

Sendungshinweis:

Wien heute, 27.6.2016

In Zukunft müsse man bei der Zentralmatura unbedingt weg von der aktuellen „typisch österreichischen halbherzigen Lösung“, forderte Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda von der ÖVP-nahen Schülerunion. Durch eine teilzentrale Matura könnten etwa die Unterschiede zwischen den Realgymnasien und Gymnasien ausgeglichen werden, meint Gnesda. Die Alternative wäre, dass wie beim französischen Baccalaureat nicht nur die Aufgaben zentral erstellt, sondern auch von externen Experten korrigiert werden, „um Fairness und Objektivität gewährleisten zu können“.

In Österreich sind die Klassenlehrer für die Auswertung zuständig, müssen sich dafür allerdings an einen Korrekturschlüssel des Bifie halten. Grundsätzlich zeigte Gnesda sich optimistisch, dass das Bildungsministerium die Ergebnisse der Zentralmatura genau analysieren und entsprechende Schritte setzen werde.

Kritik an später Ergebnisbekanntgabe

Gernot Schreyer, Sprecher des Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen Österreichs, stellt angesichts der großen Bandbreite der Ergebnisse die Vergleichbarkeit des aktuellen Systems in Frage. Auch er plädiert deshalb für eine teilzentrale Reifeprüfung. Kritik übt Schreyer an der späten Bekanntgabe der Ergebnisse: Durch die Veröffentlichung erst kurz vor den Sommerferien würden die Ergebnisse „getarnt und verräumt“ und eine Diskussion in den Schulpartnergremien verhindert.

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