„Bahnorama“-Abriss noch im August

Alle Fristen sind abgelaufen. Das „bahnorama“ beim Wiener Hauptbahnhof wird nun zwangsweise abgerissen. Die Kosten muss der Eigentümer übernehmen - was die Opposition so nicht glauben will.

Exakt 66,72 Meter ragt das inzwischen einzige, wenngleich auch monumentale Überbleibsel eines milliardenschweren baulichen Kraftakts - die Schleifung des Südbahnhofs und darauffolgende Errichtung des Hauptbahnhofs - in den Favoritner Himmel. Jahrelang konnten hier Interessierte mit zwei verglasten Liften auf die 40 Meter hohe Plattform emporschweben, um aus der Vogelperspektive einen Blick auf die angrenzende Riesenbaustelle zu werfen.

Bahnorama

APA/Hochmuth

66,72 Meter hoch ist die Holzkonstruktion

Alle Fristen verstrichen

Viereinhalb Jahre nach der Eröffnung schloss das „bahnorama“ Ende 2014 endgültig. Zu diesem Zeitpunkt hatten 300.000 Besucher den Infoturm besucht, nebenan fuhren bereits Züge durch die so gut wie fertige Verkehrsdrehscheibe. Außerdem hatten die ÖBB den hölzernen Monolith samt seinem Cafe und Veranstaltungsraum am Fuße bereits veräußert. Ein deutscher Investor sicherte sich über seine in Prag ansässige Tochterfirma „Vienna Tower Transfer“ das Gebäude mit dem Ziel, es abzutragen und woanders wieder aufzubauen - mehr dazu in Deutscher Investor kauft „bahnorama“.

Doch passiert ist nichts. Da alle Fristen verstrichen sind, rückt nun die Magistratsabteilung 25 (Stadterneuerung und Prüfstelle für Wohnhäuser) aus, um den Abbruch abzuwickeln. Der Eigentümer sei bereits nach Auslaufen der Baubewilligung aufgefordert worden, den Turm abzubauen. Nach Warnungen seitens der Behörde und der Zusicherung des Besitzers, nun aber wirklich zur Tat schreiten zu wollen, gewährte die Stadt einen letzten Aufschub.

Zukunft der Holzteile ungewiss

Nun sind laut MA 25 aber alle Fristen verstrichen. Deshalb hat man inzwischen mittels Ausschreibung eine Firma - den Billigstbieter - beauftragt, den Zwangsabriss auf Kosten des Besitzers vorzunehmen. „Die Kosten der Stadt werden beim Eigentümer eingetrieben“, hieß es.

Was mit dem abgetragenen Giganten - er bringt immerhin 150 Tonnen auf die Waage - passiert soll bzw. ob dieser der „Vienna Tower Transfer“ überstellt wird, ist laut Rathaus noch offen. Sehr behutsam dürfte man beim Abbau allerdings nicht vorgehen. Die Abtragung soll nämlich „möglichst effizient“ vonstatten gehen. Das „bahnorama“-Areal hat die Stadt für den Wohnbau reserviert.

Opposition befürchtet Steuergeldverschwendung

FPÖ und ÖVP befürchten, dass die Stadt auf den Abrisskosten sitzen bleiben wird und schimpfen über eine Verschwendung von Steuergeldern. FPÖ-Verkehrssprecher Anton Mahdalik spricht sogar davon, dass der „dunkelrote Dilettantismus alleine dem Wiener Steuerzahler über drei Millionen Euro kosten“ werde. ÖBB und Stadt Wien hätten für den „PR-Gag“ 4,2 Mio. Euro springen lassen, der jährliche Erhaltungsaufwand sei bei über 200.000 Euro gelegen - dazu kämen noch wahrscheinlich die Kosten für den Zwangsabriss.

Ähnlich die ÖVP. Klubchef Manfred Juraczka bezeichnete den Zwangsabriss als „vorläufigen Höhepunkt in dieser mehr als dubiosen Causa“ und sprach von einer „weiteren Episode der rot-grünen Steuergeldverschwendung in Wien“. Man habe hier ohne Plan und Konzept agiert, ärgerte er sich. Ob die Kosten für den Abriss vom jetzigen Besitzer, „der durch sein Verhalten nicht gerade als vertrauenswürdig zu bezeichnen ist“, eingetrieben werden könne, sei mehr als fraglich.

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