Husslein-Arco: Karriere mit Konflikten

Bis Jahresende bleibt Agnes Husslein-Arco Direktorin im Belvedere, eine Verlängerung wird es aber nicht geben. Die unbestritten erfolgreiche Managerin fügt damit ihrer Karriere ein weiteres Kapitel mit Konflikten hinzu.

Kulturminster Thomas Drozda (SPÖ) kündigte am Mittwoch an, die bereits erfolgte Ausschreibung für die neue Doppelspitze des Museums ab 1. Jänner 2017 zu wiederholen. „Ich werde eine Neubesetzung aller zentralen Organe im Belvedere vornehmen“, so Drozda - mehr dazu in Belvedere: Husslein wird nicht verlängert.

Für Agnes Husslein-Arco geht damit die Zeit an der Spitze des Belvedere zu Ende. 2007 zog sie als erste Frau an der Spitze der Österreichischen Galerie aus, das Belvedere neu zu positionieren, was ihr - darin ist sich die Szene einig - eindrucksvoll gelungen ist. Auch Kulturminister Drozda betonte das bei der Bekanntgabe, die Geschäftsführung neu auszuschreiben.

Agnes Husslein-Arco 2007

APA/Robert Jäger

Agnes Husslein-Arco bei ihrer Antrittspressekonferenz im Belvedere im Februar 2007

Belvedere als „wunderbares Haus“

In den zehn Jahren im Belvedere hat die Kulturmanagerine die größte Klimt-Gemäldesammlung der Welt verwaltet und geplante Umkrempelungen mit ihrem kompromisslosen Gestaltungswillen schon in der Hälfte der Zeit erledigt hatte. Ihr Beruf ist unverkennbar ihre Passion, das Belvedere für sie „ein wunderbares Haus, das ich seit meiner Kindheit liebe“.

Am 22. Mai 1954 als Tochter von Felicitas (geb. Boeckl) und Karl Heinrich von Arco in Wien geboren, war ihr Kunst schon in die Wiege gelegt, ist ihr Großvater doch der Maler Herbert Boeckl. Nach einer Jugendkarriere als Eiskunstläuferin (Staatsmeisterin in Eistanz 1971) studierte Husslein-Arco dann auch Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Wien, verbrachte kurze Zeit an der Sorbonne und der Ecole de Louvre in Paris.

Sie dissertierte über die Fresken ihres Großvaters in der Engelskapelle im Stift Seckau und wurde 1979 zum Doktor phil. promoviert.

Jüngste Geschäftsführerin bei Sotheby’s

Nach Tätigkeiten für die Galerie Ulysses und das Dorotheum wurde die erst 27-jährige Kunsthistorikerin 1981 die erste Geschäftsführerin von Sotheby’s Österreich und sollte es bis 2000 bleiben. Elf Jahre fungierte sie daneben auch als Geschäftsführerin für die Außenstellen des britischen Auktionshauses in Prag und Budapest, zehn Jahre lang als Senior Director für Sotheby’s Europa.

Parallel war sie von 1996 bis 2000 Vorstandsmitglied der Freunde der Wiener Secession und von 1996 bis 1998 Vizepräsidentin des Kunstvereins Kärnten. Schon damals bewegte sich die Kunsthistorikerin mit Hang zur Selbstdarstellung auf Society-Parketten und Kunst-Events weltweit mit größter Selbstverständlichkeit und baute exzellente internationale Kontakte auf.

Dass Husslein in ihrer zwei Jahrzehnte währenden Zeit als Geschäftsführerin von Sotheby’s mindestens so häufig wie ihre potenziellen Kunden auf Society-Events und in Adabei-Spalten zu finden war, soll dem Sotheby’s-Headquarter aber ebenso missfallen haben wie jene politischen Diskussionen, die rund um eine von Husslein-Arco ausgerichtete private Diskussionsveranstaltung mit FPÖ-Politikern entstanden. Bei den Nationalratswahlen kandidierte sie 1994 auf der ÖVP-Bundesliste, die Regierung sandte sie 1995 auf einem ÖVP-Ticket in das ORF-Kuratorium.

Agnes Husslein beim Opernball 2015

APA/Roland Schlager

Auch auf dem Society-Parkett routiniert: Agnes Husslein-Arco am Opernball 2015

Kritik an Personalpolitik

Von ihrer Amtszeit als Direktorin des Salzburger Rupertinums von 2001 bis 2005 wird nicht nur die Eröffnung des Museums der Moderne am Mönchsberg unter ihrer Ägide oder der Skandal rund um den „Arc de Triomphe“ der Künstlergruppe Gelatin, die einen Mann mit erigiertem Glied als Springbrunnen darstellte, in Erinnerung bleiben.

Vor allem Husslein-Arcos Personalpolitik sorgte schon damals für Aufregung: Mitarbeiter beschwerten sich über „unzumutbare Arbeitsbedingungen“, sie hielt dagegen, es habe „vorne und hinten an qualifiziertem, motiviertem Personal gefehlt“. Im Jänner 2005 gab Husslein bekannt, eine Verlängerung ihres Ende 2005 auslaufenden Vertrages nicht anzustreben. „Ich will nach Wien zurück, dort ist mein Lebensmittelpunkt“, sagte sie damals.

Agnes Husslein in Salzburg

APA/Vera Reiter

Agnes Husslein vor einer kleinen Kopie der Statue Arc de Triumphe

Steigerung der Besucherzahlen

Mit der Bestellung zur Direktorin der Österreichischen Galerie Belvedere ab 1. Jänner 2007 nahm die Kritik vorerst nicht ab, wurde der damaligen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) doch von verschiedenen Kreisen eine „Pro-Forma-Ausschreibung“ vorgeworfen und sorgte Husslein-Arcos autoritärer Führungsstil laut Mitarbeitern auch im neuen Haus für Konflikte und hohe Fluktuation.

Konflikten ist Husslein-Arco nie aus dem Weg gegangen. Ihrer Energie, ihrer Markterfahrung und ihrer Durchsetzungsfähigkeit wegen hat sie den Job bekommen, ist Husslein-Arco überzeugt. „Mit Geduld bin ich allerdings nicht gesegnet. Am liebsten würde ich alles gleich machen.“

Dementsprechend mit ordentlichem Tempo setzte die Kunsthistorikerin dann auch viel beachtete bauliche und inhaltliche Veränderungen des Belvedere um, rief früh nach einer Budgeterhöhung, steigerte bald die Besucheranzahlen und kämpfte entschlossen inmitten neuer Restitutionsdiskussionen um das Schiele-Gemälde „Mutter mit zwei Kindern III“.

Pressekonferenz mit Finanzministerin Fekter, Kulturministerin Schmied und Belvedere-Direktorin Husslein-Arco im früheren Finanzministerium in der Himmelpfortgasse

APA/Herbert Neubauer

Eröffnung des Winterpalais von Prinz Eugen mit den damaligen Ministerinnen Claudia Schmied und Maria Fekter

21er Haus „kulturpolitisch wichtig“

So sahen die vergangenen Jahre den verlagerten Fokus auf barocke Kunst und Architektur, die Adaptierungen des Unteren Belvedere sowie der Orangerie zu modernen Ausstellungsorten, die Übernahme und Eröffnung des Winterpalais von Prinz Eugen von Savoyen in der Himmelpfortgasse als Ausstellungsort und nicht zuletzt die Eröffnung des umgebauten 21er Hauses.

Die Eröffnung im November 2011 war für Husslein-Arco, die sich seit ihrem Antritt im Belvedere „mit großer Vehemenz“ für die Wiederbelebung dieses „Baujuwels“ 20er Haus als Ortes für österreichische Kunst ab 1945 stark machte, ein „kulturpolitisch und kunsthistorisch wichtiger Tag“.

Die 62-Jährige - zweifache Mutter, Gattin des Gynäkologen Peter Husslein - ist Trägerin des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien (2011) sowie des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst (2013).