Lokale locken mit „Pokemon Go“

„Pokemon Go“ führt bei seinen Spielern zu mehr Bewegung und zu mehr Konsum. US-Unternehmen verzeichnen starke Umsatzsteigerungen. Auch für den heimischen Handel und die Wiener Gastronomie birgt das Spiel großes Potential.

Pokemon Go, das Augmented Reality Spiel für das Smartphone, treibt derzeit die Menschen auf die Straße. Denn nur außerhalb der eigenen vier Wände kann man „Pokemon“, also kleine Monster mit niedlichen Namen wie Pikachu, Seemops oder Kramurx sammeln. Und nur draußen kann man sie gegen die Pokemon anderer antreten lassen. Das Spiel basiert auf dem Prinzip des Orignals aus den 90ern, aber mit echten Geodaten.

Gastronomie und Handel möchten mitnaschen

Am Dienstag fand die größte Pokemon Go-Party Wiens im Stadtpark statt mit gratis W-LAN und sogenannten „Lockmodulen“, die Pokemon an einen bestimmten Standort locken sollen. Wer dadurch eigentlich angelockt wird, sind die Menschen. Über 4.000 Pokemon Go-Spieler nahmen laut Organisatoren an der Veranstaltung teil. Das machen sich Unternehmen zunutze - T-Mobiel und Huawei sponserten das kostenlose WLAN. Kritik gab es dafür von der Stadt Wien. Die Veranstaltung war nicht angemeldet - mehr dazu in Riesige „Pokemon Go“-Party ohne Genehmigung

Lockmodule kann man über die Spiele-App kaufen, erklärt Judith Denkmayr, Journalistin und Expertin für Neue Medien im „Wien heute“-Interview. Man kann die Lockmodule an den eigenen Avatar oder an bestimmte Orte, sogenannte „Poke-Stops“ heften. Diese befinden sich häufig an historischen Gebäuden oder Objekten. Lokale und Geschäfte, die sich in der Nähe eines solchen Poké-Stops befinden, haben die Möglichkeit mit Lockmodulen Pokemon und damit Pokemon Go-Spieler anzulocken.

Judith Denkmayr

ORF

Judith Denkmayr erkennt in Pokemon Go großes Potential für die Wirtschaft

Umsatzsteigerungen um bis zu 30 Prozent

Lockmodule kosten nur 99 Cent und sind in der Regel 30 Minuten aktiv. In Österreich sind noch keine genauen Daten bekannt, doch in den USA, wo Pokemon Go eine Woche früher startete, führten Lockmodule zu Umsatzsteigerungen von bis zu 30 Prozent, so Denkmayr. Sie ist der Meinung, dass auch Österreichische Unternehmen den Trend nutzen sollten, um sich leicht ein cooles und junges Image zu verleihen.

Einige tun das bereits, darunter große Ketten wie McDonald’s, Spar oder Media Markt. Die Lebensmittelkette Spar kaufte etwa Lockmodule für ihre Filiale am Schwarzenbergplatz, McDonald’s stattete die Filiale in der Mariahilfer Straße mit Lockstoff aus. Das soll noch mehr Kunden bringen. Aber auch kleine lokalere Betriebe wie Trafiken oder das „Bäderparadies“ sind auf den Trend aufgesprungen - mit mehr oder weniger Erfolg: „Es war relativ überschaubar, aber wir konnten zehn Leute ins Geschäft locken und auch Produkte herzeigen“, so Robert Just vom „Bäderparadies“.

Auch die Unternehmen Nintendo und Niantic, die das Spiel für Android und Apple iOS entwickelten, reagieren auf den Handel. Sie verstehen ihn als neue Zielgruppe und versuchen, auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Beispielsweise lassen sie in virtuellen Arenen, in denen Pokemon gegen einander kämpfen können, mittlerweile Branding, wie in realen Fußballstadien zu, berichtet Denkmayr.

Mc Donalds Werbung auf Facebook

ORF

Eine McDonalds-Filiale wirbt im Internet mit Pokemon Go-Lockmodulen

Hype hat seinen Zenit bald erreicht

Wie nachhaltig sich der Trend halten wird, darüber lässt sich streiten. Denkmayr geht davon aus, dass mit dem Ende des Sommers, wenn die Tage wieder kühler werden, der Hype abnehmen wird. Da die Fangemeinde von Pokemon Go aufgrund nostalgischer Erinnerungen an das Original aus den 90ern doch recht groß ist, wird das Spiel vermutlich nicht ganz verschwinden. Doch so viele Menschen wie jetzt wird es im Herbst und Winter nicht mehr auf die Straße locken, vermutet sie.

Bis dahin werden wohl noch einige Lokale und Unternehmen versuchen, den Boom für sich zu nutzen. Auch immer mehr Ausgeh-Destinationen setzen inzwischen auf Pokemon-Jäger. So veranstaltet das Lokal „Flex“ am Donaukanal nächste Woche einen „Pokemon-Rave“, auch das bei jungen Reisenden beliebte „TravelShack“ feierte schon eine Pokemon-Party.

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