Gerhard Tötschinger ist tot

Gerade erst hat Gerhard Tötschinger den zweiten Band seiner Reihe zu den Wiener Bezirken veröffentlicht. Nun ist der langjährige Lebensgefährte von Christiane Hörbiger an den Folgen einer Lungenembolie gestorben.

Tötschinger wurde am 26. Juni 1946 in Wien geboren. Nach der Matura am Akademischen Gymnasium studierte er zunächst Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte, brach das Studium aber nach eigenen Angaben bald wieder ab. Er nahm Sprech- und Schauspielunterricht bei Zdenko Kestranek und Gesangsunterricht bei Arthur Karg-Bebenburg.

Gerhard Tötschinger

APA/Franz Neumayr

Gerhard Tötschinger

1966 feierte er schließlich bei den Sommerspielen Burg Liechtenstein seine erste Premiere als Schauspieler an der Seite von Gerhard Dorfer und Herwig Seeböck. Sein Weg führte ihn über das Volkstheater auch an Häuser in Deutschland und der Schweiz.

Vielseitigkeit als Hauptmerkmal

Von 1973 bis 1977 übernahm Tötschinger schließlich die Rolle des Intendanten des Theaters im Burgenland, im Anschluss fungierte er bis 1981 als Oberspielleiter am Stadttheater Klagenfurt, danach leitete er bis 1994 das „Fest in Hellbrunn“ in Salzburg. Nach Umbrien verschlug es Tötschinger schließlich bis 1999, wo er als künstlerischer Leiter des Festivals Arteuropa in Todi verpflichtet wurde.

Seine Italien-Liebe führte auch zu zahlreichen Büchern, etwa „Viva l’Italia. Erlebtes, Erdachtes, Erlesenes“ und „Mörderisches Venedig. Die dunkle Seite der Serenissima“. Von 1999 bis 2001 stand Tötschinger schließlich den Sommerspielen Perchtoldsdorf vor.

„Ich spinn’ ein bissl was Österreich betrifft“

Seine Karriere begann als Theaterschauspieler, später war er Intendant und Autor. „Ich spinn’ ein bissl was Österreich betrifft“, sagte er über sich.

War Mitglied im ORF-Publikumsrat

Neben seinen Leitungstätigkeiten führte Tötschinger aber auch immer wieder Regie, etwa an der Komödie im Bayrischen Hof München, im Theater am Hechtplatz in Zürich und dem Theater am Zoo in Frankfurt am Main. Bereits früh verschrieb er sich auch dem Fernsehen und gestaltete ab 1977 mehrere TV-Serien und -Shows, darunter „Quiz in Rot-Weiß-Rot“ und „Dialoge mit Herodot“.

Ab 2009 war der Lebensgefährte von Hörbiger schließlich Mitglied im ORF-Publikumsrat und im ORF-Stiftungsrat sowie ab 2011 im Kulturbeirat von ORF III. 2015 wurden seine Leistungen mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien gewürdigt.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Nachruf von Radio-Wien-Redakteurin Doris Bachler

Mailath-Pokorny: „Beseelter Zuhörer“

„Gerhard Tötschinger war Intendant, Schauspieler und Schriftsteller. Aber vor allem war er ein beseelter Zuhörer, der allen Menschen mit Herzlichkeit und freundschaftlichem Respekt begegnete“, sagte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) betroffen über dessen plötzliches Ableben.

„Mittels der Gabe des urteilslosen Zuhörens und Verstehens konnte Tötschinger seinem weiteren großen Talent, dem des Schreibens, zu der schöpferischen Blüte verhelfen, die heute die Bücherregale vieler Privathaushalte, aber auch den Bestand der Wienbibliothek bereichert“, so Mailath. Besonderes Mitgefühl gelte nun seiner langjährigen Partnerin Hörbiger.

Links: