Ehefrau stranguliert: Sechs Jahre Haft

Ein 35-jähriger Mann, der im Oktober des Vorjahres seine Ehefrau erdrosselt hatte, ist am Straflandesgericht zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Die Geschworenen verwarfen die Mordanklage. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die Geschworenen verwarfen mit 7:1 Stimmen die Mordanklage und erkannten auf Totschlag. Sie billigten dem Mann zu, in einer allgemein begreiflichen, heftigen Gemütsbewegung den Gurt einer Umhängetasche über Kreuz um den Hals der 35-Jährigen geschlungen und heftig zugezogen zu haben. Laut Gerichtsmediziner Christian Reiter dürfte der Würgeakt mindestens vier Minuten angedauert haben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Während Verteidiger Timo Gerersdorfer mit der Entscheidung einverstanden war, meldete Staatsanwältin Ursula Kropiunig Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an.

Der Angeklagte (M) am Mittwoch, 10. August 2016, vor Beginn eines Mord-Prozesses "Scheidungswillige Ehefrau mit Gürtel erwürgt" im Straflandesgericht Wien

APA/Neubauer

Der Angeklagte im Straflandesgericht

„Gewisser Beitrag zur Wahrheitsfindung“

Nach Ansicht der Geschworenen nahm der Mann, der seiner Aussage nach seit Monaten von der 35-Jährigen schlecht behandelt und gedemütigt worden sei, ihr „aus Wut und Verzweiflung“ das Leben, wie in der Urteilsbegründung festgestellt wurde. Bei einem Strafrahmen von bis zu zehn Jahren erschienen dem Schwurgericht sechs Jahre tat- und schuldangemessen. Mildernd wurden die bisherige Unbescholtenheit des Mannes, ein „gewisser Beitrag zur Wahrheitsfindung“ und sein Verhalten nach der Tat gewertet.

„Wollte ihr zeigen, dass ich doch ein Mann bin“

„Ich wollte sie nicht töten, nur verletzen, ihr zeigen, dass ich doch ein Mann bin“: So schilderte der Angeklagte den Moment, als er seine Frau erdrosselte - mehr dazu in Prozess um Mord an Ehefrau: Mann geständig. Im Oktober des Vorjahres hat der Mann seine Ehefrau, die sich nach außerehelichen Beziehungen von ihm scheiden lassen wollte, mit dem Tragegurt einer Umhängetasche erdrosselt. Die Slowakin war nach Wien gekommen, um Sachen aus der gemeinsamen Wohnung abzuholen. Zudem soll der Mann ursprünglich versprochen haben, sie zum Scheidungsanwalt zu begleiten. Doch es kam in der Wohnung zum Streit.

Vergeblicher Kampf um Leben der Frau

Laut Anklage soll die Frau ihren Mann beschimpft und verbal gedemütigt haben, worauf er von dem Anwaltstermin nichts mehr wissen wollte. Schließlich ging er in den Vorraum, löste den Tragegurt von der Tasche und würgte die Frau damit.

Sanitäter und Notarzt kämpften nach ihrem Eintreffen noch weiter um das Leben der Frau. Man habe noch alles versucht, „das Leben der Dame zu retten. Sie starb aber noch an Ort und Stelle“, sagte Andreas Huber, Sprecher der Wiener Berufsrettung - mehr dazu in Mann tötet Ehefrau in Wohnung und in Streit um Scheidung: Mann erdrosselte Frau.

Drei gemeinsame Kinder

Das Paar hatte sich 2006 kennengelernt und bald darauf geheiratet. Da sie unter ihren Arbeitsbedingungen in einer Anwaltskanzlei litt, schlug ihr der Ehemann vor, ihren Job aufzugeben und zu Hause zu bleiben. Er werde stattdessen mehr arbeiten. Die Ehe, aus der drei Kinder hervorgingen, verlief trotzdem wenig harmonisch. Die Frau zog schließlich mit den drei gemeinsamen Töchtern wieder in ihre ursprüngliche Heimat. Ihren Mann besuchte sie nur noch sporadisch.