„Parallel Vienna“ mit Gruselfaktor

Provokante Kunst und gruselige Installationen sind ab Mittwoch bei der Verkaufsausstellung „Parallel Vienna“ in der Alten Post auf der Dominikanerbastei zu sehen. Ausgestellt wird von Galerien, Künstlern und internationalen Kuratoren.

„Parallel“ findet man eigentlich zur Wiener Kunstmesse viennacontemporary statt, die am Donnerstag in St. Marx startet, aber in puncto Atmosphäre und Entdeckergeist hat man die wohlsortierte Messe längst überholt. Zum zweiten Mal findet sie nun in der Alten Post statt, eine Zwischennutzung, ehe sie zu einem Hotelensemble umgebaut wird. Dann wird man - konzeptgemäß - weiterziehen - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Ausstellung weckt Abenteuerlust

Schade eigentlich. Denn der kafkaeske Verwaltungscharme der Alten Post, mit verwinkelten Gängen, kleinen Büros, der verwirrenden Anordnung rund um den großen Innenhof, macht die Ausstellung zu einem Kunsterlebnis, das an die Abenteuerlust appelliert und damit auch den Blick öffnet. „Die Idee ist, bekannte Positionen mit jungen Talenten zu kombinieren“, erklärte der künstlerische Leiter Stefan Bidner.

Veranstaltungshinweis:

„Parallel Vienna“, 21. bis 25. September, Alte Post, Dominikanerbastei

Im Skulpturenparcours trifft man auf Zobernig und Gironcoli, unauffällig hineingemischt in die Arbeiten jünger Künstler, in einer eigenen Fotografie-Ausstellung, die er gemeinsam mit Elfie Semotan kuratierte, stellt man Arbeiten von Krottendorfer oder Spiluttini multimedialen fotografischen Wagnissen von Claudia Rohrauer, Tina Lechner oder Sophie Thun gegenüber. In den kabinettartigen, durchnummerierten Büros haben sich arrivierte Wiener Galerien eingenistet - von Charim über Konzett bis Senn oder Layr - und bemühen sich redlich, nicht nur mit großen Namen zu punkten.

Horrorkabinett und Nacktfotografien

Man kann sich leicht verlaufen und immer wieder gibt es tote Ecken, findet man sich plötzlich in leeren Stockwerken, an deren Wänden kaum noch ein Stück Putz klebt, dann stößt man doch noch irgendwo auf ein kleines Stück Kunst, oder etwas, das man dafür halten könnte.

Es öffnen sich Türen zu gruseligen Installationen (etwa die als Horrorkabinett eingerichtete Schau der Galerie Artdepot mit Arbeiten von Ivana Juric), zu fein ziselierter Handarbeit (etwa Nives Widauers prunkvoll bestickte Schondeckchen mit fotografischen Nahaufnahmen der Geschlechtsteile beim Akt, eingenäht in der Mitte) oder zu überlebensgroßen Fotografien von nackten Muskelfrauen in der „Public Intimacy“-Schau der dänischen Kuratorin Nanna Stjernholm Jepsen.

Insgesamt 400 künstlerische Positionen versammeln sich in den weitläufigen Gängen, Büros und Hallen. Im Vorjahr verzeichnete man 13.000 Besucher und dafür, dass der Verkaufsaspekt dem Besucher ziemlich nachrangig erscheint, waren die Umsätze „überraschend gut“, wie Geschäftsführer Kaveh Ahi am Rand der Pressekonferenz sagte. „Heuer habe ich gehört, dass einige schon vor Beginn gut verkauft haben.“ Eröffnet wird am Dienstagabend mit einem ersten Performance-Highlight: Die Künstlergruppe Gelitin wird ihren „Human Elevator“ zeigen.

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