Tödlicher Sexunfall: Bedingte Haftstrafe

Eine 29-jährige Prostituierte ist heute wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt worden. Sie erhielt eine bedingte zweijährige Haftstrafe. Ein Kunde erstickte bei speziellen Sexpraktiken. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die Strafe wurde der Frau unter Setzung einer dreijährigen Probezeit bedingt nachgesehen. „Das Nachtatverhalten zeigt, dass Sie kein völlig gleichgültiger Mensch sind“, erklärte Richterin Nina Steindl das milde Urteil. Auch die bisherige Unbescholtenheit, dass sie geständig war und „der gute Eindruck, den Sie hinterlassen haben“ bewog den Senat dazu, vom außerordentlichen Milderungsrecht Gebrauch zu machen. Der mögliche Strafrahmen hatte fünf bis zehn Jahre Haft betragen.

Angeklagte zu Beginn des Prozesses

APA/Herbert Neubauer

Die 29-jährige Frau vor Prozessbeginn

Die Angeklagte bedankte sich für das milde Urteil und nahm dieses nach Rücksprache mit Verteidiger Martin Mahrer an. Die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab. Die Prostituierte ist inzwischen nicht mehr als Domina tätig. Sie habe nach dem Todesfall Albträume bekommen, sagte sie vor Gericht.

Mann mit Schuhband gedrosselt

Die 29-Jährige hatte am 12. September 2015 einen 45-jährigen Mann auf dessen Wunsch in einem Hotelzimmer mit einem Schuhband bis zur Bewusstlosigkeit gedrosselt, worauf dieser in eine von ihm vorbereitete Schlinge sackte. „Er ist langsam in die Knie gegangen und hat sich in die Schlinge gelegt“, schilderte die Angeklagte vor Gericht.

Obwohl der Mann schlaff im Seil hing, sich sein Gesicht verfärbte und er mit Händen und Füßen zu zucken begann, zog die Frau ihrer Darstellung zufolge noch einige Sekunden das Schuhband zusammen, ließ dann los, kleidete sich an und verließ - wie zuvor mit dem Freier vereinbart - das Zimmer. Der Mann hatte keine Überlebenschance.

Angeklagte zu Beginn des Prozesses

APA/Herbert Neubauer

29-Jährige muss nicht ins Gefängnis

Mann starb an Hirnlähmung

Als sie eineinhalb Stunden später noch keine Nachricht erhalten hatte, ging sie zurück zum Hotel, wo der Mann jedoch nicht öffnete. Deshalb ging sie anschließend zur Polizei, die Beamten fanden den Mann leblos in einer Schlinge hängend vor. Laut Obduktion starb der 45-Jährige an einer Hirnlähmung.

Die Domina, die eine derartige Praxis noch nie durchgeführt hatte, ließ sich von dem Freier ein Schreiben unterzeichnen, in dem festgehalten wurde, er übernehme „die volle Verantwortung für jedes Risiko und gesundheitliche Schäden“. Ihm sei „vollkommen bewusst, dass so ein Fetisch zum Tod führen kann“. Der Mann habe sich ihr gegenüber als „Profi“ zu erkennen gegeben, der schon 40 bis 50 Mal ohne fremde Hilfe an sich eine Atemreduktion durchgeführt hätte, sagte sie.