OstLicht: Rio und Vegas abseits aller Klischees

Die junge Wiener Fotografin Stefanie Moshammer präsentiert einen sehr persönlichen Zugang zu Las Vegas und Rio de Janeiro. Die Galerie OstLicht zeigt Fotografien, für die sie nach Sujets gesucht habe, „die ich selbst noch nicht kenne“, so die Künstlerin.

Gegensätze ziehen sich an: Das vermeintliche Glamourleben von Las Vegas und die gesellschaftlichen Abgründe der Favelas in Rio de Janeiro mögen unterschiedlich wirken - die junge Wiener Fotografin Stefanie Moshammer hat aber beide Städte genauer unter die Lupe genommen. In der Fotogalerie OstLicht zeigt sie u. a. das „Land of Black Milk“ und damit einen sehr persönlichen Zugang zu diesen Welten.

Bilder von Rio ohne Zuckerhut

Mit der „schwarzen Milch“ sind jene 20 Arbeiten überschrieben, die Moshammer zwischen Jänner und Ende April dieses Jahres in Rio angefertigt hat und nun ab Donnerstag in einer Ausstellung zu sehen sind. Noch bevor alle Welt aufgrund der Olympischen Spiele die Aufmerksamkeit dorthin verlagerte, lebte sie in der Stadt und entdeckte ihre unterschiedlichen Seiten. „Ich war davor noch nie in Rio. Es hat für sich einen gewissen Mythos, man hat sofort Bilder und Klischees im Kopf. Es ist aber auch schwer fassbar.“

Die üblichen Abbildungen von Zuckerhut und Co. wollte Moshammer nicht abliefern, wie sie erklärte - und hat sie auch nicht getan. „Eigentlich hat man Spielraum, weil der Ort nicht konkret ist. Er hat viele verschiedene Facetten.“ So sieht man nun eine Hand, die zwei Getränkedosen hält, neben einem weiteren Bild, das wieder eine Hand zeigt, diesmal aber mit zwei Waffenmagazinen zwischen den Fingern. „Es war nicht mein Ansatz, Rio zu objektivieren. Ich habe ja einen sehr subjektiven Zugang. Und wie Vegas zwiegespalten ist, so ist es Rio auch.“

„Bilder suchen, die ich selbst noch nicht kenne“

Bereits zuvor hat sich Moshammer nämlich mit der Glücksspielmetropole in den USA beschäftigt, woraus das Buch „Vegas and She“ entstanden ist. Sein und Schein prallen hier aufeinander, aber wohl anders, als man vielleicht erwarten würde. Ähnlich ist es mit der Rio-Serie: In unterschiedlichsten Sujets, von wie gemalt wirkenden Häuserstrukturen über eigenwillige Porträts von Favela-Bewohnern bis zu Vogelperspektiven auf die zig Baracken, zwischen denen Wassercontainer wie blaue Inseln schimmern, zeigt sich ein Leben, das jenseits der üblichen Zuschreibungen stattfindet.

Veranstaltungshinweis:

Stefanie Moshammer: „Land of Black Milk“ von 6. Oktober bis 23. Dezember im OstLicht, Galerie für Fotografie, Absberggasse 27, 1100 Wien, Mi-Sa 12-18 Uhr.

„Mir war wichtig, von den Klischees der Favelas wegzugehen. Diese Bilder kennen wir schon, ich muss sie nicht noch einmal kommunizieren“, erzählte die junge Fotografin. „Ich wollte also Bilder suchen, die ich selbst noch nicht kenne. Du musst als Fotograf auch gewissermaßen eine Vision brechen. Eigentlich könnten einige dieser Fotos überall entstanden sein.“ Farbenfroh und positive Stimmungen erzeugend, dann wieder zurückgenommen und dezent melancholisch: Mit vielen Fotos ist Moshammer dieses Vorhaben bestens geglückt.

Auftragsarbeit für Bundeskanzleramt folgt

„Es ist ja auch nicht unbedingt beschreibend, im Sinne von ‚So ist Rio‘“, versuchte sie ihre Auswahl zu fassen. „Schon eher ist es wie ein Essay.“ Und gerade im Ausstellungskontext würden noch zusätzliche Bedeutungsebenen und Sichtachsen hinzukommen, die sie als Künstlerin, die eher in Buchform denkt, so vielleicht noch nicht gesehen hat. „Man weiß ja nicht, wie der Betrachter in den Raum kommt, wie er sich bewegt. Und auch das Größenverhältnis ist hier ein anderes. Die Bilder leben anders.“

Nach Las Vegas und Rio de Janeiro fällt Moshammers Blick nun auf ihre Heimat, macht sie doch für eine Auftragsarbeit des Bundeskanzleramts Bilder von Wien. „Mehr kann ich dazu aber noch nicht sagen“, schmunzelte sie. Von der Fotografie abgesehen würde sie, die über Mode- und Grafikdesign zu ihrem derzeit präferierten Medium gefunden hat, auch das Bewegtbild reizen. „Wie ich denke in meinen Bildern, das ist auch sehr kinematografisch.“ Ihrem fotografischen Blick kann man jedenfalls bis 23. Dezember im OstLicht nachspüren.

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