Muslimische Jugend: Feier mit Heimat

Rund 20.000 Teilnehmer haben im Austria Center Vienna das 20-jährige Bestehen der Muslimischen Jugend Österreich (MJÖ) gefeiert. Die Verbindung mit der Heimat Österreich wurde dabei besonders betont.

Die Veranstalter waren darauf bedacht, ihre Verbundenheit mit Österreich zu zeigen. So traten die drei Vorsitzenden der MJÖ, die laut eigenen Angaben rund 30.000 Mitglieder hat, in österreichischer Tracht auf und betonten die Verbindung ihrer Organisation sowohl mit dem Glauben als auch mit Österreich. „Österreich ist unsere Heimat, die uns vertraut ist“, sagte MJÖ-Bundesvorsitzender Adis Serifovic.

Muslimische Jugend 20. Jahre

ORF

Im Austria Center wurde das 20-jährige Bestehen der Muslimischen Jugend gefeiert

Prävention als Vorbeugung gegen Radikalisierung

Auch die vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie zur Wiener Jugendarbeit, die jungen Muslimen eine beträchtliche Anfälligkeit für radikale Strömungen attestiert, und die gesellschaftliche Stimmung gegenüber dem Islam waren Thema bei der Veranstaltung. „In Tagen wie diesen stellen uns politisch und religiös motivierter Extremismus vor neuen Herausforderungen“, sagte MJÖ-Vorsitzende Canan Yasar. Perspektivenlosigkeit lasse vor allem junge Menschen anfällig für Radikalisierung werden. Die MJÖ versuche dem durch Präventionsarbeit vorzubeugen, betonte Canan.

Gleichzeitig warnte sie davor, die Ergebnisse der Studie auf junge Muslime allgemein zu übertragen. Es habe sich um Jugendliche in der offenen Jugendarbeit, die häufig bildungsfernen Schichten angehörten, gehandelt. Daher sei es auch wichtig, Bildung zu ermöglichen und Jugendliche in der Gesellschaft zu verankern.

Man merke, dass das Klima derzeit angespannter als früher sei und eine negative Stimmung gegenüber dem Islam in Teilen der Gesellschaft herrsche, meinte Canan. Es liege an beiden Seiten, das zu ändern. „Man muss auch Muslimen sagen, dass man mehr aufeinanderzugehen muss“, sagte sie. Prinzipiell habe Österreich jedoch eine sehr positive Stellung, was den Islam angehe, und Muslime viele Rechte, meinte sie.

Muslimische Jugend 20. Jahre

APA/Herbert P. Oczeret

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) mit den Bundesvorsitzenden Canan Yasar und Bundesvorsitzenden Nermina Mumic

Programm mit Modenschau und Theaterstück

Zur Feier kamen bereits am Samstagvormittag tausende junge Frauen und Männer sowie Familien mit Kindern. Ein buntes Rahmenprogramm mit Essenständen, einer Modenschau, einem Theaterstück und einem FIFA-Turnier wurde geboten. Einige Mädchen ließen sich die Hände mit Henna bemalen, an Verkaufsständen konnten Kopftücher in bunten Farben und Bücher erstanden werden.

Unter den Gästen befanden sich Vertreter fast aller politischen Parteien, unter anderem die Jugendsprecher von ÖVP, SPÖ und NEOS sowie die Grüne Abgeordnete des Wiener Gemeinderats, Faika El Nagashi. Auch die ehemalige Bundespräsidentschaftskandidatin Irmgard Griss sowie Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) nahmen an der Veranstaltung teil.

Julia Herr, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend (SJ) und der Bundesjugendvertretung (BJV), übte scharfe Kritik daran, dass in der Öffentlichkeit neben Flüchtlingen auch Muslime häufig als Sündenböcke in schwierigen Zeiten herhalten müssten. „Junge Menschen in Schubladen zu stecken - mir steht’s bis hier“, meinte Herr. „Nein, man muss sich als junge Muslime nicht rechtfertigen für Taten, die man nicht begangen hat.“

20 Jahre Muslimische Jugend Österreich

Rund 20.000 Personen haben im Austria Center am Festakt zum 20-jährigen Bestehen der Muslimischen Jugend Österreich teilgenommen.

Verschiedene Glaubensgemeinschaften vertreten

Die Redner zeigten sich auch von der aufwendig organisierten Veranstaltung und den vielen Gästen beeindruckt. „Unglaublich, wie viele ihr hier seid“, sagte Herr. Viele andere Jugendorganisationen könnten das nicht, meinte sie. „Wir sind baff.“

„Wo gibt es sonst ein Fest, wo mehr Andrang herrscht, als Plätze zur Verfügung stehen?“, fragte sich auch Sobotka. Er betonte die Bedeutung der freien Religionsausübung, einer toleranten Gesellschaft und der Demokratie. „Wir dürfen uns nicht irritieren lassen, wenn manche das bekämpfen“, meinte er und bat das Publikum, es zu melden, wenn man extreme Tendenzen in der Umgebung wahrnehme.

Bei der Veranstaltung waren auch die verschiedenen Glaubensgemeinschaften vertreten. Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ibrahim Olgun, sowie der Bischof der evangelischen Kirche, Michael Bünker, wurden als Redner erwartet, Kardinal Christoph Schönborn schickte eine Briefbotschaft.

Störversuch von Identitären

Am Rande der Veranstaltung kam es offenbar zu Versuchen einer Gruppe Identitärer, das Fest zu stören. Laut Polizei gingen „wenige Personen“ in das Austria Center hinein und hielten ein Transparent hoch. Es sei jedoch zu keinem strafrechtlich relevanten Tatbestand gekommen.

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