Nach Delogierung und Trennung oft obdachlos

Die Hauptgründe für Wohnungslosigkeit sind Delogierung oder Trennung. Das ist das Ergebnis einer Befragung von betreuten Personen, die der Fonds Soziales Wien (FSW) durchgeführt hat. Andere Gründe sind etwa Flucht oder Haft.

Die Betroffenen waren dabei nur zum kleineren Teil obdachlos im klassischen Sinn. Nur der geringere Teil lebte zuletzt auf der Straße. Aus den Antworten der Kunden des FSW ging hervor, dass 42 Prozent ihre Bleibe verloren, weil sie wegen Mietzinsrückstandes delogiert wurden. 25 Prozent mussten nach dem Ende einer Beziehung eine gemeinsame Wohnung verlassen.

Weit weniger häufig wurden Gründe wie das Ablaufen eines befristeten Mietvertrags, das Verlassen des Elternhauses, Flucht, Haft oder die Delogierung wegen „unleidlichen Verhaltens“ genannt. Laut der Befragung sind 92 Prozent der Kunden mit den Betreuern und Sozialarbeitern zufrieden. 84 Prozent gaben an, dass es ihnen deutlich besser gehe, seit sie durch die Wiener Wohnungslosenhilfe unterstützt werden.

Sauberkeit und Hygiene oft nicht ausreichend

69 Prozent der Befragte würden gerne wieder in den eigenen vier Wänden leben, wobei Frauen hier signifikant mehr Pläne für die Zukunft schmieden. Das Angebot in Wien wurde von jüngeren Personen (bis 29 Jahre) am kritischsten beurteilt, vor allem Sauberkeit und Hygiene in den diversen Einrichtungen wurden hier bemängelt.

Die Wohnungslosenhilfe muss sich keineswegs nur um „klassische“ Obdachlose kümmern. Vielmehr wohnten 75 Prozent der Menschen zuvor in einem Zimmer bzw. einer Wohnung oder gar einem Haus - also bevor sie etwa in betreute Wohnhäuser und Mutter-Kind-Einrichtungen wechseln mussten. Nur rund 18 Prozent gaben an, dass sie auf der Straße bzw. „mal hier oder da“ gelebt hatten.

Notquartiere werden über den Winter aufgestockt

Wer nicht dauerhaft untergebracht ist und einen Schlafplatz braucht, kann in Wien ein Notquartier aufsuchen. 300 Plätze stehen dort zur Verfügung - noch. Denn ab Anfang November wird die Zahl je nach Witterung wieder auf bis zu 900 aufgestockt, was laut Sozialstadträtin Sonja Wehsely von der SPÖ in etwa so viel ist wie im vergangenen Winter.

Das Angebot der Wiener Wohnungslosenhilfe wird jährlich von rund 10.000 Personen genutzt. Ihnen stehen insgesamt rund 5.700 Wohn-, Betreuungs- und Schlafplätze zur Verfügung. Der FSW wendet laut der stellvertretenden Geschäftsführerin Anita Bauer rund 67 Mio. Euro für Unterstützungsleistungen auf. Im Rahmen der Befragung wurden 844 Interviews geführt. Zusätzlich wurden 1.537 schriftliche Fragebögen ausgewertet.

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