Mentoren eröffnen Schülern neue Wege

Vor allem für sozial benachteiligte Schüler kann der Sprung in den Arbeitsmarkt sehr schwierig sein. Das Wiener Netzwerk „Sindbad“ will dem entgegenwirken. Es stellt Schülern der Neuen Mittelschulen eigene Mentoren zur Seite.

„Sindbad ist ein 1:1 Mentoringprogramm, das bildungsbenachteiligte Jugendliche mit Studierenden und Unternehmen verbindet“, wird das Ziel auf der Homepage des Netzwerks beschrieben. Gegründet haben es der diplomierte Sozialmanager Joseph Kapherr und der WU-Absolvent Andreas Lechner. Lechner stellte fest, „dass die 13- bis 14-jährigen Schüler entmutigt werden durch das Schulsystem“.

Der Großteil der Schüler der Neuen Mittelschulen hat Migrationshintergrund, viele kommen aus sozial schwachen Familien. Ihre Aufgabe sehen beide darin, diesen Schülern Zugang und Einblick in Unternehmen und Berufswelt zu ermöglichen.

„Schüler sollen an eigene Stärken glauben“

Am Samstag treffen Mentoren und Schüler erstmals aufeinander. In einer Art „Speeddating“ können die Schüler entscheiden, wer ihr künftiger Mentor sein soll. Sie geben drei Präferenzen an, einer davon wird es dann. Zunächst bekommen 25 ausgewählte Schüler aus Wien einen eigenen Mentor zur Seite gestellt. Extra dafür ausgebildete junge Berufstätige und Studierende sollen den Schülern aus der Neuen Mittelschule dabei helfen, eine Lehrstelle zu finden oder eine weiterführende Schule zu besuchen.

„Die größte Erwartung, die wir an die Schüler haben, ist, dass sie wieder an die eigenen Stärken und Talente glauben“, so Lechner. In den kommenden eineinhalb Jahren sollen sich die Schüler alle zwei Wochen mit ihren Mentoren treffen. Nach dem Beziehungsaufbau soll es vor allem darum gehen, die Talente, Stärken und Interessen der Jugendlichen herauszufinden. Danach soll die passende Ausbildung bzw. das entsprechende Berufsbild für die Jugendlichen gefunden werden.

Weniger Lehrstellen, viele brechen Lehre ab

Hintergrund der Initiative ist laut Lechner, dass immer weniger Betriebe Lehrstellen anbieten. Gleichzeitig breche ein Viertel der Wiener die Lehre vorzeitig ab. Wer nur die Pflichtschule abschließt, hat allerdings mit 35 Prozent ein hohes Risiko, arbeitslos zu werden. An weiterführende Schulen gehe nur ein Viertel bis ein Drittel der Wiener NMS-Absolventen. Ihre Chancen auf einen positiven Abschluss von AHS-Oberstufe bzw. berufsbildender mittlerer und höherer Schulen (BMHS) sind zudem geringer als jener, die davor die Unterstufe eines Gymnasiums besucht haben.

Geplant ist auch ein Netzwerk aus Partnerunternehmen, in denen die Jugendlichen Einblick in die Berufswelt erhalten und die im Gegenzug Zugang zu motivierten Jugendlichen bekommen. Noch gibt es keine fixen Kooperationen, laut Lechner ist man allerdings in guten Gesprächen mit mehreren Firmen. Zusätzlich sollen künftig auch gezielt Betriebe dazugeholt werden, wenn die Jugendlichen spezielle Plätze suchen.

„Teach for Austria“ mit ähnlichem Prinzip

Ein ähnliches System gibt es bereits mit der Bildungsinitiative „Teach for Austria“. Dort unterrichten Quereinsteiger als sogenannte Fellows aus den verschiedensten Studienrichtungen - von Afrikanistik bis Quantenphysik - nach einer kurzen pädagogischen Schulung in Neuen Mittelschulen. Das Ziehl ist auch hier, Kindern aus sozial schwachen Familien dennoch eine Chance geben - mehr dazu in Mittelschule: Externe Initiativen als Hilfe.

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