PISA-Debakel: Stadtschulrat pocht auf Reformen

Nach den schlechten PISA-Ergebnissen für Österreich ist die politische Debatte um Bildungsreformen wieder losgebrochen. Wiens Stadtschulratpräsident Jürgen Czernohorszky fordert mehr Ganztagsschulen und Selbstbestimmung für Schulen.

44 Schulen, quer durch alle Bezirke und Schulformen wurden in Wien im Zuge der PISA-Studie getestet. Auswertungen für einzelne Bundesländer gibt es zwar nicht, Wien hat aber einen besonders hohen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund, die dieses Mal wieder schlechter abschnitten. In den vergangenen Jahren war die Leistungskluft zu Jugendlichen, deren Eltern in Österreich geboren wurde, deutlich kleiner geworden - mehr dazu in news.ORF.at.

Für Czernohorszky ist es deshalb wichtig, dass die Ganztagsschule ausgebaut wird: „Die Länder, die weit vorne sind, sind zum Beispiel Länder, in denen Ganztagschulen die Regel sind.“ Ganztagsschulen sollen soziale Unterschiede ausgleichen, beispielsweise wenn die Eltern nicht beim Lernen helfen können.

Kritik an Deckelung von Sprachförderung

Länder, die gut abschnitten, würden Schulen zudem mehr Freiheiten geben - Czernohorszky fordert deswegen eine rasche Umsetzung von mehr Schulautonomie: „Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass da jetzt weiter gewartet wird. Wie viele Hinweise wie PISA-Ergebnisse braucht es noch?“ Mit mehr Schulautonomie könne man auch bei den dieses Mal verstärkten Leistungsunterschieden zwischen Buben und Mädchen besser gegensteuern, ist er überzeugt.

Außerdem brauche es genug Geld für Sprachförderung, so der Stadtschulratspräsident, vor allem in Ballungsräumen. „Es darf nicht sein, dass – so wie das im Finanzausgleich derzeit leider vorgesehen ist - die Mittel gedeckelt sind.“ Wien habe im Zuge eines Integrationspakets von der Bildungsministerin erfreulicherweise zusätzliche Sprachförderlehrer angeboten bekommen.

Wiener Schüler mit Migrationshintergrund besser

Auch wenn es keine PISA-Bundeslandergebnisse gibt, geben sogenannte Standortüberprüfungen des BIFIE-Instituts, das in Österreich auch die PISA-Studie durchführt, Einblicke. Wien schneidet hier in der Regel im Vergleich zum Rest Österreichs leicht unterdurchschnittlich ab.

Auffallend ist laut BIFIE jedoch, dass Wiener Kinder mit Migrationshintergrund im Durchschnitt besser abschneiden, als jene in anderen Bundesländern. Und auch Kinder und Jugendliche ohne Migrationshintergrund würden gut abschneiden. „Ein Wiener Ergebnis, das meist unter dem österreichischen Schnitt liegt, erklärt sich also eher aus der Zusammensetzung der Bevölkerung und nicht aus den Leistungen der Subgruppen“, so BIFIE-Expertin Claudia Schreiner im ORF-Interview.

Dass in den vergangenen Monaten viele geflüchtete Kinder und Jugendliche in österreichische Schulen gekommen sind, habe übrigens keinen Einfluss auf die PISA-Ergebnisse gehabt, so Schreiner: Die Tests wurden nämlich bereits im Frühjahr 2015 durchgeführt.

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