„Ärzte ohne Grenzen“ unterstützen „Hemayat“

400 Klienten stehen auf der Warteliste des Vereins „Hemayat“, der psychotherapeutische Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge bietet. „Ärzte ohne Grenzen“ greifen der NGO nun finanziell unter die Arme, mit insgesamt 450.000 Euro.

Über drei Jahre stellen „Ärzte ohne Grenzen“ jeweils 150.000 Euro zur Verfügung. 1.000 Klienten hatte „Hemayat“ im laufenden Jahr, mehr als 400 stehen mangels ausreichender Kapazitäten auf der Warteliste. Für einen Teil dieses Betrags hat „Hemayat“ zunächst einmal die Zahl der Therapeuten um fünf auf 41 aufgestockt. Die professionellen Mitarbeiter sind in der Regel neben ihrem Haupterwerb bei dem Verein in unterschiedlichem zeitlichen Ausmaß tätig.

2015: 753 Menschen betreut

Darüber hinaus wurden in einem Souterrain-Lokal in unmittelbarer Nähe des „Hemayat“-Sitzes im Bezirk Alsergrund zwei Räume geschaffen, in denen vor allem Kunst- und Bewegungstherapie für Kinder angeboten wird. „Hemayat“ kämpft seit Jahren mit knappen Ressourcen. „Die Schere zwischen dem Bedarf an Betreuung schwer traumatisierter Menschen und dem Angebot ist weiter aufgegangen“, sagte „Hemayat“-Geschäftsführerin Cecilia Heiss bei einer Pressekonferenz in Wien.

Das Jahresbudget 2015 machte rund 700.000 Euro aus, ungefähr 300.000 davon waren staatliche Subventionen. Binnen eines Jahres ist die Zahl der Klienten um ein Drittel gestiegen. 2015 wurden 753 Menschen aus 48 Ländern betreut, die meisten von ihnen aus Tschetschenien, gefolgt von Afghanistan, dem Iran, Syrien und dem Irak. Ihre Herkunft sei ein „Abbild des Weltgeschehens mit einiger Verzögerung“, sagte Heiss.

Fünftel der Klienten sind Minderjährige

Ungefähr ein Fünftel der Klienten sind Minderjährige und werden üblicherweise von anderen Betreuungsstellen oder Ärzten zugewiesen. Unter den jungen Klienten finden sich auch Schüler, die Kriegserlebnisse nachspielen und damit ihre Klassenkameraden verstören oder Menschen, die im Deutschkurs einnicken - weil sie nachts aus Angst vor wiederkehrenden Albträumen nicht schlafen.

„Psychotherapeutische Unterstützung ist auch im Sinn der Integration sehr notwendig“, betonte Margaretha Maleh, die Präsidentin von „Ärzte ohne Grenzen“. „Denn wie sollen Kinder, die sich nicht konzentrieren können, Deutsch lernen?“ Maleh zitierte aus einer von „Ärzte ohne Grenzen“ in Italien durchgeführten Erhebung unter Flüchtlingen. Demnach benötigen zwei Drittel der Menschen, die über das Mittelmeer gekommen sind, dringend psychotherapeutische Hilfe.

Das Bewusstsein dafür ist in der Politik nach den Erfahrungen von Maleh und Heiss noch nicht angekommen. Die medizinische Unterstützung sei in Österreich gut. Bei der psychologischen Betreuung bemerke man starke Mängel, konstatierte die „Ärzte ohne Grenzen“-Präsidentin.

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