Brunnenmarkt-Witwer kritisiert Urteil

Anfang Mai hat ein psychisch Kranker auf dem Brunnenmarkt eine Frau getötet. Der Witwer ist mit dem Gerichtsurteil unzufrieden. Im Gespräch mit „Wien heute“ erzählt er, was für tiefe Wunden die Tat bei ihm hinterlassen hat.

Anfang Mai tötete ein 21-Jähriger am Wiener Brunnenmarkt in Ottakring eine Wienerin. Der Kenianer schlug der 54-jährigen Putzfrau mit einer Metallstange mehrmals auf den Kopf. Ein Gutachter attestierte dem Mann paranoide Schizophrenie. Das Gericht erklärte ihn für zurechnungsunfähig, weshalb er in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingeliefert wurde. Eine Anklage wegen Mordes kam somit nicht zustande - mehr dazu in Mord auf Brunnenmarkt: Täter eingewiesen.

Der Ehemann des Opfers, Franz Eschlmüller, ist über das Urteil erschüttert. Er hat den Staat Österreich auf Schadenersatz geklagt. Ihm geht es dabei nicht um die 20.000 Euro, die er im besten Fall erhalten könnte. Er zweifelt eher an der Urteilsfähigkeit des österreichischen Rechtsstaats: „Früher sind alle als Mörder verurteilt worden. Heute sind alle krank“, sagt der ehemalige Lkw-Fahrer im Interview mit „Wien heute“.

Patrick Budgen im Gespräch mit Witwer von Brunnenmarkt

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Patrick Budgen im Interview mit dem Witwer vom Brunnenmarkt

„Er ist ein Mörder, aus“

Experten kritisierten vor allem die Polizeiarbeit im Vorfeld der Tat. Anrainer kannten den Täter. Er soll Cannabis verkauft haben und gewalttätig gewesen sein. In der Polizeiinspektion Brunnengasse war er Stammkunde. Er wurde sogar zweimal gerichtlich verurteilt, saß zwei Monate im Gefängnis. Aus dem Gutachten der Staatsanwaltschaft geht hervor, dass der Täter schon seit mehreren Jahren krank war. Er hätte psychiatrische Behandlung gebraucht - mehr dazu in Brunnenmarkt-Verdächtiger „nie behandelt“.

Jahresrückblick: Der Witwer ist noch immer fassungslos

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Der Witwer ist noch immer fassungslos

Eschlmüller sieht das ähnlich: „Die Polizei wusste, wer er ist und wo er sich aufhält. Wieso haben sie nie die Anordnung erhalten, ihn wo hinzubringen, wo er niemandem etwas tun kann?“. Das ändert allerdings nichts an seiner Haltung zu dem Gerichtsurteil. Unter Tränen bekräftigt er: „Er hätte genauso als Mörder verurteilt gehört. Er ist ein Mörder, aus.“

Hoffnung auf Frieden

Die Tat hat schwere Auswirkungen auf das Leben des Betroffenen. Er werde überall auf den Vorfall angesprochen und gehe deshalb nur ungern unter Leute, sagt der Ehemann. Außerdem stecke er seit dem Tod seiner Frau in einer finanziellen Notlage, weil er nur eine sehr geringe Pension beziehe. Seine Hunde geben ihm Kraft: „Meine Frau hat immer gesagt: ‚Wenn irgendwas ist, dann darfst du sie nicht weggeben.´“

Sendungshinweis:

„Wien heute“ Jahresrückblicke ab 25. Dezember, 19.00, ORF2

In seiner Wohnung stehen viele Bilder der verstorbenen Frau. Der Witwer hofft, irgendwann wieder Frieden finden zu können. Er geht täglich zum Friedhof. Den Prozess hat er nach eigener Aussage nicht verfolgt. Er war nur bei der Urteilsverkündung, wo er den Angeklagten zum ersten Mal gesehen hat: „Ich hab geglaubt, mir wird schlecht.“

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