Alte Straßenbahnen länger im Einsatz

Sie prägen seit knapp 50 Jahren das Stadtbild: die alten rot-weißen Straßenbahnen der Wiener Linien. Die älteste Generation hätte bereits 2017 ihre letzte Fahrt antreten sollen, doch die Züge bleiben nun länger im Einsatz.

Kein niederer, barrierefreier Einstieg und das Ende der Lebensdauer: Damit begründen die Wiener Linien die schrittweise Ausmusterung der alten Straßenbahnen. Den Anfang macht das Modell „E1“, von dem derzeit noch 71 Züge in Wien unterwegs sind.

Noch vor drei Jahren hat es von den Wiener Linien geheißen, dass sie im Jahr 2017 zum letzten Mal unterwegs sein werden - mehr dazu in Aus für alte Straßenbahnen naht. Jetzt sagte Wiener Linien-Sprecher Daniel Amann aber, dass die „E1 noch vier bis fünf Jahre“ im Einsatz bleibt.

Straßenbahn

ORF/Carina Kainz

„E1“ in der Nähe des Westbahnhofes

Mehr Züge wegen Intervallverdichtungen benötigt

„Es gab immer wieder Intervallverdichtungen. Diese haben unseren Fahrzeugbedarf erhöht. Wir nehmen daher auch noch ältere Fahrzeuge“, begründete Amann den längeren Einsatz der alten Garnituren gegenüber wien.ORF.at.

Ganz aus dem Stadtbild wird die klassische rot-weiße Straßenbahn laut Wiener Linien-Prognose bis zum Jahr 2025 verschwunden sein. Dann sollen auch die letzten Modelle der „E2“ ausgemustert sein. Ersetzt werden die alten Züge übrigens von Niederflurstraßenbahnen, die in Wien auch als ULFs („Ultra low floor“) bezeichnet werden, und ab Ende 2018 von den neuen Flexity-Garnituren - mehr dazu in Produktionsstart für neue Flexity-Bim.

Alle derzeit in Betrieb befindlichen Straßenbahngenerationen der Wiener Linien

WienerLinien/Helmer

Alle in Betrieb befindlichen Straßenbahn-Generationen der Wiener Linien

17 Stück der „E1“ heuer verschrottet

Während die „E1“ über keine Einstiegshilfen verfügt, kommt den Fahrgästen beim Einsteigen in die „E2“ eine Schwenkstufe entgegen. Auch an der Anzeige am Dach können die beiden Typen unterschieden werden. Bei der „E1“ zeigt ein Metallwürfel die jeweilige Linie an, während die „E2“ mittlerweile über eine elektronische Anzeige verfügt. Zudem wurde das Modell nachgerüstet, damit die Bremsenergie wieder in das Stromnetz eingespeist wird.

Neben den 71 Zügen der „E1“ sind laut Wiener Linien derzeit 119 „E2“-Modelle in Wien unterwegs. Daneben gibt es bereits 324 ULFs. Im kommenden Jahr sollen laut Amann neun neue ULFs dazukommen. Verschrottet wurden in diesem Jahr von der „E1“ übrigens 17 Stück - mehr dazu in Letzte Fahrt zum Schrotthändler.

Bald keine Beiwägen mit Holzböden mehr

Abschied nehmen heißt es im kommenden Jahr bereits von einigen Beiwagen der alten Straßenbahnen. Denn mit der Ausmusterung der c3-Beiwägen verschwinden die letzten Straßenbahnwagen mit Holzböden, wie auch die „Wiener Zeitung“ berichtete. „Derzeit sind noch elf Stück im Einsatz. Im lauf des nächsten Jahres werden sie die Wiener Linien verlassen“, sagte Sprecher Amann. Weiter an die alten Züge angehängt bleiben dann die c4- und die c5-Beiwägen. Von den c4 sind derzeit noch 52 Stück im Einsatz, von den C5 gibt es noch 116.

Seit 1997 Niederflurstraßenbahnen in Wien

Die Wiener Linien sind seit 1997 mit Niederflurstraßenbahnen unterwegs. Siemens hatte sich Mitte der 1990er-Jahre den Auftrag für die erste Tranche mit einer Einstiegshöhe von damals rekordmäßigen 19 Zentimetern gesichert. Einige Jahre später folgte eine zweite 357 Mio. Euro schwere Bestellung.

Der Vertrag enthielt außerdem eine Option auf einen dritte, noch einmal 150 Züge umfassende Tranche. Von dieser Option machten die Wiener Linien allerdings nicht Gebrauch. Sie entschieden sich für die Neuausschreibung des Auftrags. Der Zuschlag ging, trotz eines Einspruchs von Siemens, schließlich an Bombardier. Das Unternehmen nannte das Modell „Flexity“ - mehr dazu im „Flexity“-Bims: Mehr Platz, weniger Türen. Insgesamt umfasst der Auftrag bis zu 156 neue Straßenbahnen, jedenfalls aber 119 Züge. Die Einstiegshöhe soll laut Wiener Linien 215 Millimeter betragen.

Hubert Kickinger, wien.ORF.at

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