Erster Eisbrechereinsatz seit 2012

Erstmals seit fünf Jahren musste der Eisbrecher MS Eisvogel den Wiener Hafen von einer Eisschicht befreien. Bis zu 15 Zentimeter ist die Schicht dick, um ankommende Schiffe nicht zu behindern, wurde sie jetzt aufgebrochen.

Bei Temperaturen ab minus sechs Grad frieren die Fahrrinnen der Hafenbecken innerhalb eines Tages zu. Bis zu zwei Stunden dauert es, den Hafen von der rund 15 Zentimeter dicken Eisschicht zu befreien. Solange die Kältewelle anhält, wird das Schiff täglich im Einsatz sein, berichtete Kapitän Wolfgang Steindl bei einer Hafenfahrt. Der 53-jährige ist seit 18 Jahren Kapitän auf der „MS Eisvogel“. Im Gegensatz zu seinem bisher schwierigsten Einsatz 2012, als die besonders dicke Eisschicht das Schiff stoppte, verlief bei der Fahrt am Mittwoch alles glatt.

Bis zu 60 Zentimeter möglich

Mit einer Geschwindigkeit von etwa fünf km/h bewegte sich das Schiff durch die Eisschollen, die knackend auseinanderbrachen. Das 1955 gebaute Schiff hat ein Gewicht von 80 Tonnen und ist 32 Meter lang. Die „Eisvogel“ bricht das Eis mit der Kraft ihres Bugs und schiebt die Schollen zur Seite. Bis zu 60 Zentimeter dickes Eis kann das Schiff brechen, was zuletzt im Jahr 1985 der Fall war.

„Es ist wirklich angenehm, heute zu fahren“, freute sich Steindl über den strahlenden Sonnenschein und die Windstille am Mittwochvormittag. Das Wetter spielt eine wichtige Rolle beim Eisbrechen. Weht der Wind in Richtung Hafen, kann das Schiff nicht ausfahren, da die Eisstücke sonst in den Hafen hinein- anstatt hinausgetrieben würden.

300 Schiffe kommen im Winter

Der Eisbrecher sorgt dafür, dass die Schifffahrtsrinnen in den Becken der Häfen Freudenau, Albern und Lobau eisfrei bleiben. Rund 1.200 Schiffe kommen das Jahr über im Wiener Hafen an, im Winter sind es immerhin 300 Schiffe, berichtete Wien Holding-Geschäftsführer Peter Hanke.

Außerdem hat der Hafen eine Funktion als Schutz- und Winterhafen. Rund zwanzig Kreuzfahrtsschiffe liegen zum Überwintern fest vertaut am Kai. „Im Winter, wenn die Schiffe auf der Donau nicht mehr fahren können, können sie hier Schutz suchen“, sagte Steindl. Die „Eisvogel“ muss also auch ausfahren, damit der Eisdruck nicht die Rümpfe der vor Anker liegenden Schiffe beschädigt.

Eisbrecher auf der Donau im Einsatz

Der Wiener Hafen ist zugefroren. Deshalb muss nach fünf Jahren erstmals wieder ein Eisbrecher ausrücken, um die Schifffahrtsrinnen befahrbar zu machen.

Ruder mit Muskelkraft betrieben

Die fünfköpfige Mannschaft besteht neben dem Kapitän aus einem Maschinisten, einem Steuermann und zwei Männern an Deck. Die „härteste Arbeit“ an Bord hat laut Steindl der Steuermann. Denn das Ruder wird ausschließlich mit Muskelkraft betrieben, weshalb teilweise zwei Personen notwendig sind, um das Schiff zu steuern.

Auch in den Sommermonaten ist die „MS Eisvogel“ im Einsatz und zwar bei Besichtigungsfahrten durch das Hafenbecken oder als Bergeschiff. Kapitän Steindl steht ebenfalls nicht still, wenn kein Eis zu brechen ist. Er ist Hafenmeister, hat also „am Wasser mehr oder weniger die Aufgabe eines Polizisten am Land“, wie er erklärte.

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