Neuer Stadtschulrat plant Abbau von Bürokratie

Weniger Bürokratie, eventuell auch weniger Bildungstests und mehr Unterstützung für Lehrer bei der Umsetzung von Reformen verspricht der neue Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer (SPÖ). Lehrer sollen mehr Zeit für die Schüler haben.

Lehrer, so hat Himmer einmal in seiner bisherigen Funktion als Lehrergewerkschafter kritisiert, würden zwischen den Anforderungen verschiedener „Einflüsterer“ aufgerieben - vom Ministerium über Schulaufsicht und Schulerhalter bis zu Direktoren. Am Ende würden sich Pädagogen und auch Schüler nicht mehr auskennen, was von ihnen erwartet wird. Himmer will den Lehrern das Leben künftig leichter machen, „indem ich nichts einflüstere, sondern Dinge klar und offen kommuniziere“.

Im April 2015 fiel Himmer in der Öffentlichkeit auf, weil er Bürgermeister Michael Häupl kritisierte und von einem „Rülpser“ sprach. Häupl meinte damals, nach der Debatte, dass Lehrer statt vom Rechnungshof kritisierter teurer Überstunden künftig 22 Stunden statt 20 Stunden in der Klasse stehen sollten: „Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig. Dann kann ich heimgehen“ - mehr dazu in Häupl provoziert mit Lehrersager.

Der neue Wiener Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer (SPÖ)

ORF

Himmer hatte Häupls Aussage zur Lehrerarbeitszeit als „Rülpser“ bezeichnet

Lehrer sollen mehr Zeit mit Schülern verbringen

Himmer verteidigt im „Wien heute“-Interview mit Chefredakteur Paul Tesarek seine damalige Haltung. Es gehe ihm – wie auch dem Rechnungshof – darum, dass die Lehrer die Zeit mit den Schülern verbringen können und „mit ihnen gemeinsam die Dinge erarbeiten und nicht für Bürokratie oder zusätzliche Aufgaben herangezogen werden“. Lehrer arbeiten 40 Stunden, die meiste Zeit davon sollen sie mit den Schülern verbringen, fordert Himmer. „Es geht hier nicht um zwei Stunden mehr sondern was der Job eines Lehrers ist und der ist, die Kinder zu begleiten.“

„Bin von der Gesamtschule überzeugt“

Himmer tritt für die Gesamtschule ein. Die Einführung scheitert derzeit im Bund an der ÖVP. Er plant aber keine Einführung in Wien „durch die Hintertür“. Das sei keine gute Entscheidung, „weil wenn man von einem Modell überzeugt ist, dann geht man auch durch die Vordertüre hinein“, meint Himmer, „und ich bin davon überzeugt wie auch alle wissen, dass hier die Bildungswissenschafter eindeutig Position beziehen“. Himmer sagt, auch viele in der ÖVP würden wissen, dass es gescheiter sei, nicht mit 9,5 Jahren eine Entscheidung zu treffen.

Heinrich Himmer im „Wien heute“-Studio

Der neue Stadtschulratspräsident stellte sich am Donnerstag den Fragen von Chefredakteur Paul Tesarek.

Die Einführung sei Bundesentscheidung, Wien könne aber Angebote schaffen. Das Entscheidende ist für Himmer: „Die Leute da draußen müssen sich verlassen können, dass ihre Kinder auch zu einem entsprechenden Abschluss kommen.“ Dies will er mit einem Maßnahmenbündel erreichen, dazu gehört etwa die Sprachförderung. Zur von den NEOS geforderten Impfpflicht als Voraussetzung für den Besuch von Kindergarten oder Schule meint Himmer, dass es klug sei darüber nachzudenken, er betont aber, dass dies Bundessache sei.

Vielzahl an Schülertests soll hinterfragt werden

Neue Deutschtests an Volksschulen - wie von seiner Parteikollegin, Bildungsministerin Sonja Hammerschmid gefordert - kann sich Himmer vorstellen. Er knüpft dies aber an die Forderung zu hinterfragen, welche Tests nicht mehr gebraucht würden. Tests alleine würden noch nicht zu besseren Leistungen wie etwa in Deutsch führen sondern lediglich einen Ist-Stand erheben und „dann sind wir gefordert, Maßnahmen zu ergreifen“.

Dass es schon in Volksschulen Mädchen gibt, die ein Kopftuch tragen, wird Himmer nicht verbieten. Er bezieht sich auf die in der Bundesverfassung verankerte Freiheit der Religionsausübung, die auch durch Schulgesetze nicht eingeschränkt werden darf. Himmer kündigt aber an, mit Vertretern der Religonen darüber sprechen zu wollen.