Endgültiges Aus für Jugendgefängnis

In der Justizanstalt Josefstadt sitzen derzeit 38 Jugendliche in Haft. Das Gefängnis wurde extra dafür adaptiert. Ein geplantes Gefängnis ausschließlich für Jugendliche wird es laut Ministerium in Wien nicht mehr geben.

Die Jugendlichen sitzen ohne Beschäftigung in einem überfüllten Gefängnis. 2014 wollte das Justizministerium noch ein eigenes Gefängnis für Jugendliche in Wien schaffen. Angedacht dafür war das Schubhaftzentrum am Hernalser Gürtel 6-8.

Weil das Innenministerium das Gebäude aber weiter für sich benötigte, kam dort keine Jugendhaftanstalt hinein. Justizminister Wolfgang Brandstetter wollte aber ein anderes Gebäude finden. 2017 ist die Idee für ein eigenes Jugendgefängnis vom Tisch - mehr dazu in Zwist um geplantes Jugendgefängnis.

Jugendliche in der Justizanstalt Josefstadt

ORF

Jugendlicher Gefangener in der Josefstadt

„Idee gibt es in dieser Form nicht mehr“

„In dieser Form gibt es die Idee nicht mehr. Es ist im Gegenteil so, dass einerseits die Justizanstalt Wien-Josefstadt etliche Maßnahmen ergriffen hat, um die Haftbedingungen für die Jugendlichen dort deutlich zu verbessern“, sagt Britta Tichy-Martin, Ressortsprecherin im Justizministerium, gegenüber „Wien heute“.

Eine Grafik zeigt die Anzahl jugendlicher Straftäter in der JVA Josefstadt

Grafik: ORF.at; Quelle: Justizministerium

Laut der Sprecherin wurden die Hafträume neu gestaltet. Und es würden nur noch zwei Jugendliche pro Zelle untergebracht. Zudem gebe es im Großraum Wien die Justizanstalt Gerasdorf, die speziell für Jugendliche ausgerichtet sei. „Diese soll zu einem Jugendhaft-Kompetenzzentrum ausgebaut werden“, so Tichy-Martin.

Nur eine betreute Wohngruppe in Wien

Von den 38 Jugendlichen in der Justizanstalt Josefstadt sitzen derzeit zehn in Strafhaft und 19 in Untersuchungshaft. Der Verein Neustart kümmert sich darum, dass straffällige Jugendliche trotz Haftstrafe die Möglichkeit eines Neuanfangs bekommen. „Gerade die Haft ist ein Ort, wo sie das wieder fortsetzen, denn in der Haft ist natürlich das Ausüben und das Androhen von Gewalt ein ganz normales Mittel, um sich in der Zelle durchzusetzen“, sagt Bewährungshelfer Klaus Priechenfried von Neustart.

Auch spezialisierte Jugendgefängnisse sieht die Bewährungshilfe kritisch. „Wir haben zwar sehr intensiven Kontakt mit Gerasdorf, aber wir sollten trotzdem so wenige Jugendliche als möglich dort hineinsperren“, so Priechenfried.

Kritik an Haft für Jugendliche

Einmal mehr gibt es derzeit die Diskussion darüber, warum es keine eigene Haftanstalt für Jugendliche gibt. Einige Experten sprechen sich überhaupt gegen Jugendhaft aus.

Denn Haft bleibe Haft, auch in einer spezialisierten Einrichtung. Jugendliche seien besser in einer betreuten, aber nicht versperrten Wohneinrichtung untergebracht. In ganz Österreich gibt es drei dieser betreuten Wohngruppen. Nur eine davon ist in Wien - mehr dazu in Wohngruppen statt Jugendgefängnis.

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