Jeder fünfte Schüler in Privatschule

Die Schülerzahl an den Privatschulen ist in den vergangenen zehn Jahren österreichweit um gut ein Sechstel gestiegen. In Wien geht fast jeder fünfte Schüler in eine Privatschule. Die Zahl könnte sogar noch höher sein.

Österreichweit besucht jeder zehnte Schüler eine Privatschule, in Wien ist es fast jeder fünfte. Hier stieg der Anteil seit 2006 auf höherem Niveau um fast sieben Prozent - österreichweit im gleichen Zeitraum um mehr als 15 Prozent auf rund 116.000 Privatschüler von der Volksschule über die Neue Mittelschule bis zur Matura. Das zeigt eine aktuelle Zusammenstellung der Statistik Austria für das Ö1-Morgenjournal.

Hände auf Mathematikheft

VHS Wien/Zinner

Jeder fünfte Wiener Schüler geht in eine Privatschule

Lange Wartelisten

Ein Viertel der Schüler und Schülerinnen in Österreich spricht im Alltag nicht Deutsch - von der Pause bis zur Freizeitgestaltung. Das erschwere manchmal auch den Unterricht, sagen Lehrer. Viele Eltern nennen diesen Umstand als einen Grund für den Zustrom zu Privatschulen, darunter viele katholische und evangelische, aber auch nicht konfessionelle Schulen.

Zawrel Schule

ORF

Der Stadtschulrat will das Vertrauen in öffentliche Schulen stärken

In Wien könnten es noch mehr Privatschüler und -schülerinnen sein, das Interesse bei Eltern und Schülern nehme zu, und man wolle hier mehr Raum schaffen, sagte Andrea Pinz, Leiterin des Schulamts der Erzdiözese Wien, über die 128 katholischen Schulen in der Bundeshauptstadt: „Wir haben an allen Häusern Zuwächse, wir haben Wartelisten. Wir haben Voranmeldungen zum Teil bis 2022. Wir merken, dass vor allem unsere Neuen Mittelschulen hohe Nachfragen und Zuwächse haben. Wir haben einzelne Standorte, wo wir früher drei erste Klassen haben und jetzt bei fünf oder sechs sind.“

Vertrauen in öffentliche Schulen stärken

Sie führt das wachsende Interesse nicht direkt auf Mängel an öffentlichen Schulen - etwa, weil es Schwierigkeiten mit der Unterrichtssprache Deutsch gibt - zurück, sondern darauf, dass es an den Schulen der Erzdiözese eine besondere individuelle Förderung gebe. Allerdings: „Wir haben Schülerinnen und Schüler, die eine hohe Pluralität widerspiegeln. Daher denke ich, dass wir mit denselben Herausforderungen konfrontiert sind wie auch öffentliche Schulen. Wir haben natürlich durch das Schulgeld auch eine Hürde.“

Ohne Stipendium oder Förderung kostet ein Schulplatz in katholischen Privatschulen je nach Schultyp und Standort zwischen 80 und 480 Euro im Monat. Die öffentlichen Schulen seien nicht schlechter als die Privatschulen, betonte Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer. Er sieht aber ein Vertrauensproblem: „Das ist unsere Aufgabe als Stadtschulrat: dafür zu sorgen, dass auch dieses Vertrauen besteht, dass jedes Kind - auch in einer öffentlichen Schule - dieselben Chancen hat.“ Privatschulen werde und solle es auch weiterhin geben, so Himmer, für ein möglichst breites Angebot an die Eltern und Schüler.

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