Frauenvolksbegehren: Noch Forderungen offen

Vor 20 Jahren ist das Frauenvolksbegehren abgehalten worden: 650.000 Menschen haben damals für die Gleichstellung von Mann und Frau unterschrieben. Einige Forderungen sind bis heute nicht erfüllt, sagt Mitinitiatorin Eva Rossmann.

Ziel des Frauenvolksbegehrens 1997 unter dem Titel „Alles was Recht ist“ war es, die Gleichstellung von Mann und Frau in der Verfassung zu verankern und die Umsetzung eines Forderungskataloges zu erreichen: „Die Hälfte der öffentlichen Macht, des Einflusses und des Geldes den Frauen und die Hälfte des privaten Bereichs, der Hausarbeit und der Kindererziehung den Frauen“, so formulierte die Journalistin und Schriftstellerin Eva Rossmann damals als eine der Initiatorinnen das Grundbegehren.

Nur kleine Gesetzesänderungen erreicht

Der Forderungskatalog war lang: Vom Recht auf Teilzeitarbeit, über einen Mindestlohn bis zu einer eigenständigen Pensionsabsicherung für Frauen. Diese Anliegen unterstützten im April 1997 fast 650.000 Österreicherinnen und Österreicher, also 11,17 Prozent der Wahlberechtigten. Davon waren circa drei Viertel Frauen.

Doch was im April 1997 so erfolgversprechend begann, endete nach vielen Unterausschusssitzungen im Parlament und kleinen Gesetzesänderungen dann doch eher enttäuschend. Die verpflichtende Verfassungsbestimmung zur Gleichstellung kam damals doch nicht zu Stande, mittlerweile aber schon.

Rossmann: „Froh, dass wir es gemacht haben“

Offene Punkte gibt es nach wie vor - wie etwa gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Rossmann ist dennoch nicht enttäuscht: „Ich bin froh, dass wir das Volksbegehren damals gemacht haben und was es gebracht hat. Dass noch viel mehr passieren sollte, ist auch ganz klar.“ Es sei damals ganz wichtig gewesen, ein „Bewusstseinssignal“ zu setzen: „Dass Frauen hergehen konnten und sagen: Es gibt die reale Gleichstellung noch nicht“, so die Autorin im „Wien heute“-Interview.

Rossmann Eva

ORF

Eva Rossmann ortet Stoff für „ein bis drei“ weitere Frauenvolksbegehren

Denn die Gesellschaft kann nur profitieren, wenn man alle Potenziale ausschöpft und „Rollenstereotype ganz sein lässt, wenn Frauen in Führungspositionen keine Ausnahme mehr sind - dann würde es allen besser gehen.“

„Stoff für ein bis drei Frauenvolksbegehren“

Den Überlegungen, das Frauenvolksbegehren zu wiederholen, kann Rossmann durchaus etwas abgewinnen: Gerade dass die Lohnschere zwischen Frauen und Männern immer noch existiere sei „unglaublich“: „Es kann nicht sein, dass jemand, der erwerbstätig ist, nicht davon leben kann oder jemand nach Karenz und Teilzeit nicht mehr zurückkommen kann.“ Und auch neue Herausforderungen gibt es für Rossmann - beispielsweise Frauen, die geflohen sind.

„Da ist es ganz wichtig, sie von Anfang an mitzunehmen.“ Das bedeute etwa, diese Frauen zu ermächtigen und ihnen die Chance auf Arbeit und Eigenständigkeit zu geben. „Damit sie nicht in den Familien versteckt werden und dann verloren gehen“, so die Autorin. „Das gibt Stoff für ein bis drei Frauenvolksbegehren.“

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