Österreicher bei Fertighäusern konservativ

Mit einem Fertighausanteil von knapp 35 Prozent steht Österreich im europaweiten Vergleich an der Spitze. Bei der Auswahl der eigenen vier Wände sind die Österreicher konservativ: „quadratisch, praktisch, gut“.

2017 soll die Fertighausindustrie um 6,4 Prozent mehr umsetzen, geht aus einer am Mittwoch in Wien präsentierten Studie hervor. Laut Interconnection-Consulting-Chef Frederik Lehner greifen die Österreicher immer öfter zu schlüsselfertigen Häusern: „Faulheit ist Trumpf.“

Wurde 2013 jedes vierte Haus schlüsselfertig übergeben, soll der Anteil 2017 bei knapp 30 Prozent liegen, Tendenz steigend. Die Unternehmen freuen sich bei diesen Gesamtpaketen über höhere Margen. Den Löwenanteil machen mit 41 Prozent aber immer noch belagsfertige Häuser aus.

Höhere Bedeutung für visuelle Präsentation

Die Branche sei sehr konservativ, am meisten werde immer noch in Musterparks gekauft. Aber: „Immer mehr Menschen informieren sich im Vorhinein über das Internet“, so Lehner. Da müssten die Unternehmen noch einiges nachholen. Auch Elk-Geschäftsführer Gerhard Schuller mahnte, dass die Fertighausindustrie moderner werden muss. Visuelle Präsentation im Netz werde immer wichtiger.

Die Fertighausindustrie müsse aber auch ihre Dienstleistungen rund um den Hausbau erhöhen. „Wir wollen uns etwa auch um Garagen, Beschaffungslogistik, Genehmigungen kümmern“, so Schuller. Im Schnitt ist ein Haus 130 Quadratmeter groß, „unter drei Schlafzimmern geht nichts“, so Schuller. „Man braucht gute Lösungen für Häuser auf 300 bis 400 Quadratmetern.“

Siedlungsbauten im Wiener Raum erwünscht

Typische Kunden seien nach wie vor Jungfamilien aus dem urbanen Raum. „Die Investitionsbereitschaft ist da“, so Schuller. Er kritisiert aber die Risikopolitik der Banken: „Die helfen der Industrie nicht.“ Über die Hälfte der Käufer nehme eine Wohnbauförderung in Anspruch. „Viele wollen das mitnehmen“, so Schuller, es sei aber schwierig, mit neun verschiedenen Förderungslandschaften.

Wachstumspotenzial gebe es auch bei den über 60-Jährigen und im betreuten Wohnen. „Die Menschen haben aber nicht den Wunsch, sich räumlich zu verändern“, so Lehner. Der Fertighausmarkt konzentriert sich hierzulande vor allem auf Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark. In Niederösterreich seien besonders die Ballungszentren gefragt. Siedlungsbauten werden laut Schuller speziell im Wiener Raum von der Politik erwünscht und gebraucht: „Da werden wir auch hineingehen.“

Zunahme bei Marktkonzentration

Die Marktkonzentration nahm 2016 erneut zu. „Die Top-Drei-Unternehmen decken mit 28,8 Prozent bereits über ein Viertel des Fertighausmarktes ab“, so die Studie. Der niederösterreichische Fertigteilhausanbieter Elk, der im Vorjahr an den Hanlo-Besitzer Matthias Calice ging, ist Platzhirsch und baute seinen Marktanteil auf 15 Prozent aus. Größter Gewinner sei im Vorjahr aber Glorit gewesen.

Mitmischen will der österreichische Marktführer Elk auch auf dem deutschen Markt, wo der Fertighausanteil bald auf 20 Prozent steigen soll. Das Preisniveau sei dort höher, ein Durchschnittshaus habe eine Fläche von 142 Quadratmetern. Zurzeit verkaufe das Unternehmen dort 150 Häuser pro Jahr: „Wir wollen in den nächsten Jahren Richtung 500 gehen.“ Dieser Roll-out werde in den nächsten zwei Jahren sichtbar sein.