„Hard-Working-Mom“ Maria Theresia

Sie war die legendäre Regentin der Habsburgermonarchie: Maria Theresia wurde vor genau 300 Jahren geboren. Das ist Anlass für vier große, zusammenhängende Ausstellungen. Zwei davon sind in Wien und starten am Mittwoch.

Insgesamt sind es vier zusammenhängende Ausstellungen in Wien und Niederösterreich. „300 Jahre Maria Theresia: Strategin - Mutter - Reformerin“, so nennt sich die große Ausstellung an den vier Standorten- mehr dazu in Schloss Hof im Zeichen von Maria Theresia.

Von Maria Theresia wird manchmal das Bild einer älteren Dame tradiert, die sich sehr diszipliniert in einer von Männern dominierten Welt durchzusetzen hatte. Das stimme aber nur zum Teil, denn vor allem in ihren jüngeren Jahren habe die nie zur Kaiserin gekrönte Herrscherin mitunter auch in der Schwangerschaft „Nächte durchgetanzt“, dem Kartenspiel gefrönt und als „wilde Reiterin“ gegolten, erklärte die Direktorin der Kaiserlichen Wagenburg des Kunsthistorischen Museums (KHM), Monica Kurzel-Runtscheiner.

„Frauenpower und Lebensfreude“

In der Wagenburg im Schloss Schönbrunn - einem der vier Standorte der großen Ausstellung gehe es vor allem darum, wie sie es geschafft hat, ihre Regierungsaufgaben, 16 Kinder und die Repräsentation so „erstaunlich gut“ unter einen Hut zu bekommen, so die Kuratorin der Teilausstellung mit dem Titel „Frauenpower und Lebensfreude“.

Im Zentrum stehen eine Prozession prunkvoller Kutschen, inklusive angespannter Kunstpferde, die ebenso pompösen Schlitten für die zahlreichen winterlichen Ausfahrten oder die Tragsessel, mit denen die so oft schwangere Herrscherin öffentliche Termine wahrnahm.

Maria Theresia: Vor Start der Ausstellungen

Heuer hätte Maria Theresia 300. Geburtstag gefeiert. „Wien heute“ hat die interessantesten Ausstellungen vorab gesehen.

Objekte werden erstmals gezeigt

Aus dieser Situation habe Maria Theresia gewissermaßen eine Tugend gemacht, indem sie ihre Weiblichkeit durchaus betonte. Entgegen der üblichen Gepflogenheiten, habe sie sich auch relativ volksnahe gegeben und Emotionen gezeigt. Um all die repräsentativen und entsprechend großen Gefährte unterzubringen, war es notwendig, die Ausstellungsräume „komplett umzugestalten“, so Kurzel-Runtscheider, die betonte, dass einige Objekte zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Vieles bisher noch nie Gezeigte, findet sich auch im Hofmobiliendepot - Möbel Museum Wien - dem zweiten nunmehr sehr theresianisch geprägten Standort in Wien. Unter dem Titel „Familie und Vermächtnis“ zeichnen zahlreiche Gemälde oder Alltagsgegenstände, wie etwa das Frühstücksservice der Regentin und natürlich mehrere Möbel, auf relativ engem Raum ein erstaunlich umfassendes Bild des Privatlebens Maria Theresias und ihrer Großfamilie.

„Edelsteinstrauß“ aus 2.102 Diamanten zu sehen

Im Zentrum stehe auch die Frage: „Wie hat dieses Paar gelebt?“, wie die Forschungsleiterin der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB) und Ko-Kuratorin Elfriede Iby erklärte. Dass sie - ganz im Gegensatz zu ihren Kindern - ihren „Schwarm“, Franz Stephan von Lothringen, heiraten konnte, kam ihr vielfach zu Gute. Erkenntlich zeigte sich die „Kaiserin“, die man laut Iby aus heutiger Sicht auch als „Hard-Working-Mom“ bezeichnen könnte, etwa mit einem nun in Neubau ausgestellten „Edelsteinstrauß“ aus 2.102 Diamanten und 761 Smaragden, Achaten, Rubinen und anderen Farbsteinen.

Die Schau legt auch einen Schwerpunkt auf die Inszenierung der Regentin und ihrer Familie. Zu Maria Theresias Zeiten wurde die bildende Kunst eben auch als politischen Instrument eingesetzt, wie Werner Telesko, Direktor des Instituts für kunst- und musikhistorische Forschungen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ins Treffen führte. Die „zentralen Werke der theresianischen Bildpolitik“ sind nun ebenso zu sehen wie eine Aufarbeitung des Vermächtnisses der mehr als 40-jährigen Regentschaft, etwa anhand zweier Filme und einer Rückschau auf eine große Ausstellung anlässlich ihres 200. Todestages im Jahr 1980, so der Mitkurator.

Ausstellungen für ein „facettenreiches Gesamtbild“

Zusammen mit den auf ihre Innen- und Außenpolitik fokussierten Schauen auf Schloss Hof (Titel: „Bündnisse und Feindschaften“) und Niederweiden (Titel: „Modernisierung und Reformen“) erhalte man ein „facettenreiches Gesamtbild“ über eine „bemerkenswerte Frau“, wie SKB-Geschäftsführer Franz Sattlecker festhielt.

Auf die schon im Zuge des letztjährigen 100. Todestages des Kaisers Franz Joseph I. bestehende Kooperation zwischen der SKB und dem KHM-Museumsverband verwies Generaldirektorin Sabine Haag. Eine solche Zusammenarbeit über die Institutionen hinweg gebe „dem Thema mehr Kraft“. Das habe sich schon 2016 auch an Zahlen festmachen lassen, als etwa in der Wagenburg die Besucherzahlen um ungefähr 70 Prozent angestiegen waren, wie Haag betonte.

Links: