ZARA-Bericht: Mehr Hetze im Internet

Der Hass im Netz ufert aus. Dem Jahresbericht der Anti-Rassismus-Initiative ZARA zufolge bezieht sich fast ein Drittel der insgesamt 1.107 gezählten Fälle auf das Internet. Wien wurden 370 Fälle zugeordnet.

Claudia Schäfer, Geschäftsführerin von ZARA, sprach am Dienstag bei der Präsentation des Berichts von „zügelloser Onlinehetze“, die sich immer stärker breitmache. Als besonders abschreckend schilderte ihre Kollegin Dina Malandi einen Fall, in dem als Reaktion auf den Ertrinkungstod eines jugendlichen Flüchtlings Kommentare wie „Mist(...)hätten alle sein können“ gepostet wurden.

ZARA legt Rassissmusbericht vor

Der Bericht listet für 2016 mehr als 1.000 Fälle auf. Stark zugenommen haben rassistische Übergriffe im Internet.

In die Pflicht nimmt ZARA auch die Politik, die an der negativen Stimmungslage vor allem gegenüber Flüchtlingen und speziell Muslimen ihren Anteil habe. Verwiesen wird im Report etwa auf Aussagen von Team-Stronach-Klubobmann Robert Lugar, der Asylwerber mit „Neandertalern“ verglichen hatte. Kritisch wird auch angemerkt, dass FPÖ-Politiker nachweisliche Falschmeldungen wie etwa, dass Asylwerber in Spitälern bevorzugt werden, posten würden.

Initiative „CounterAct“ gegen Hass

ZARA will heuer als Reaktion auf das Anschwellen der Fremdenfeindlichkeit im Netz Bewusstsein schärfen. Mit der Initiative „CounterAct“ sollen etwa Optionen, wie man sich gegen Hass im Netz wehren kann, dargelegt werden, ebenso Erklärungen zu den wichtigsten Begriffen. Die Broschüre ist kostenlos erhältlich.

Wie drängend die Problematik ist, zeigt sich mit einem Blick auf die Langzeitstatistik der von ZARA dokumentierten Fälle. So waren 2010 nur neun Prozent der angezeigten Fälle dem Bereich Internet zugeordnet. 2016 kletterte der Wert bereits auf 31 Prozent, womit der öffentliche Raum (20 Prozent) auf Platz zwei der Beschwerdeliste verdrängt wurde.

Grafik zum Rassismusreport

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/ZARA

Die Anti-Rassismus-Initiative ist überzeugt, dass durch die „hysterische Stimmungs- und Angstmache“, die sich über Online-Communitys verbreitet, auch die Hemmschwelle für Tätlichkeiten sinkt. Verwiesen wird etwa auf Brandanschläge auf Asyleinrichtungen und auch auf alltägliche Rassismen wie das Verkleben der Tür von ausländischen Mietern und den Ausschluss eines nach Österreich geflüchteten Buben aus einer Kinderfußballmannschaft.

370 Fälle in Wien

Laut ZARA können 370 Beschwerdefälle Wien sowie 226 anderen Bundesländern zugeordnet werden. Oft fehlt aber ein örtlicher Bezug, etwa bei Internethetze. Ein Fall in Wien betraf etwa eine Frau, die aus religiösen Gründen ein Kopftuch trägt. Eine ihr völlig fremde Passantin meinte der Frau gegenüber: „Fetzen am Schädel und nichts arbeiten. Geh arbeiten!“, nur wenige Tage später wurde sie zusammen mit ihrem Ehemann und den Kindern abermals rassistisch angepöbelt.

In einem weiteren Fall weigerte sich ein Mitarbeiter eines Reisebüros, eine Familie aus Rumänien zu bedienen. Er handle auf „Anweisung von oben“. ZARA erklärte auf die Anfrage hin, dass rassistische Diskriminierungen beim Zugang zu Dienstleistungen als Verwaltungsstraftat angezeigt werden können. Wegen der verbotenen Diskriminierung wurde auch Anzeige erstattet.

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