Stadtarchäologie sucht Hobby-Archäologen
Eine Person nach der anderen darf die Keramikscherbe begutachten. Obwohl viele der freiwilligen Helfer nun schon einige Erfahrung im archäologischen Bereich gesammelt haben, errät niemand, worum es sich bei dem mysteriösen Stück handeln könnte. „Sparbüchse. Das ist der Rest des Sparbüchsenschlitzes aus dem 14. Jahrhundert“, sagt die Archäologin und erntet erstauntes Raunen.
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Bis zu 160 Bananenkisten mit Funden
Es sind hauptsächlich Senioren, die der Stadtarchäologie Wien dabei helfen, archäologische Funde zu ordnen. Im Gegenzug dürfen sie an Schulungen, Führungen und Vorträgen teilnehmen. Seit 2008 hatte die Stadtarchäologie immer genügend freiwillige Helfer. Das hat sich nun geändert: „Wir haben letztes Jahr im dritten Bezirk sehr viele Grabungen gehabt. In diesem Bereich war einst die römische Zivilsiedlung“, berichtete Karin Fischer Ausserer, Leiterin der Stadtarchäologie.
Dementsprechend habe sich auch die Nachfrage nach ordnenden Händen gesteigert, sagte Fischer Ausserer. Vor allem bei Bauarbeiten stoße man immer wieder auf neue, historische Schätze. Diese landen dann in Bananenkisten: „Im Durchschnitt kommen 30 bis 40 Bananenkisten pro Ausgrabung zustande, manchmal 80 oder sogar 160 Bananenkisten.“ Unter der Leitung eines Archäologen werden die Funde sortiert und beschriftet.
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Wichtigste Voraussetzung: Zeit
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Wien heute am 9. April
19.00 Uhr, ORF 2
„Ich mache das jetzt seit drei Jahren. Es ist einfach eine sehr schöne Arbeit, weil man die Dinge angreifen kann und ganz viel erfahren kann über die Fundorte“, erklärte Helferin und Pensionistin Charlotte ihr freiwilliges Engagement. Den Pensionisten Rudi begeistern vor allem kuriose Funde: „Sei es ein Apothekerflascherl oder eine Mineralwasserflasche aus Ton. Also Dinge, wo man nicht vermuten würde, dass es das in dieser Form gegeben hat.“
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Gefunden wird in der Stadt offenbar sehr viel: „Wien hat eine Tradition von 7.000 Jahren. Es gibt Bereiche, wo bereits um 5.000 vor Christus Siedler hier waren“, erklärte Fischer Ausserer. Es gebe nur eine wirkliche Voraussetzung, um freiwillig helfen zu können: Zeit. „Wir haben diese Dienststelle zwei Tage in der Woche für jeweils zwei Stunden offen. Also wenn jemand zwei Stunden pro Woche Zeit hat, dann ist das gerade richtig“, sagte Fischer Ausserer. Die Mitarbeit ist an keine Mitgliedschaft gebunden.