Caritas kritisiert Mangel an Hospizbetten

Menschen werden am Ende ihres Lebens im Stich gelassen. Nur die Hälfte jener, die Hospiz- und Palliativversorgung benötigen, hätten Zugang, kritisiert Caritas-Präsident Michael Landau im Interview - und fordert einen Ausbau.

„Jeder Sterbende ist ein Lebender, und zwar bis zum Schluss“, sagt Landau im Interview mit „Wien heute“. „Das heißt, zu einer Kultur des Lebens gehört auch eine Kultur des Sterbens, eine Kultur der Solidarität mit den Sterbenden.“ Laut dem Caritas-Präsidenten sei hier noch viel zu tun, um den Zugang zu mobiler und stationärer Hospiz sowie zu Tageshospizen „leicht und leistbar“ für alle Menschen sicherzustellen.

Caritas-Präsident im Interview

Michael Landau fordert im „Wien heute“-Interview einen flächendeckenden Hospiz-Ausbau, eine Regelfinanzierung und einen Rechtsanspruch.

Bedarf nur zur Hälfte gedeckt

Eine Hauptforderung der Caritas ist der flächendeckende Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung bis zum Jahr 2020. Derzeit sei der Bedarf nur zur Hälfte gedeckt, es mangle vor allem an Hospiz- und Palliativbetten, an stationären und an Tageshospizen in fast allen Bundesländern. „Das Zusammenwirken zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherungsträgern muss optimiert werden“, appellierte der Caritas-Präsident an die Verantwortlichen.

Hospiz

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Das Hospiz der geistlichen Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis ist vorübergehend in einem Pavillion des Otto Wagner Spitals untergebracht

„Kaum ein Angebot kommt ohne Spenden aus“

Auch die Regelfinanzierung des Hospiz- und Palliativbereichs gehört laut Landau gesichert. „Kaum ein Angebot kommt heute ohne Spenden aus. (...) Das mobile Kinderhospiz ist praktisch zu hundert Prozent aus Spenden finanziert. Niemand käme auf die Idee, für ein gebrochenes Bein, für den Gips, Spenden zu sammeln“ - mehr dazu in Erstes Tageshospiz für Kinder in Wien.

Auch hier sieht die Caritas Bund, Länder und Sozialversicherung gefordert - „denn gestorben wird auch über das Jahr 2021 hinaus“. Zwar lobte Landau, dass im Rahmen des Finanzausgleichs zusätzliche Mittel für den Hospizbereich bereitgestellt werden. Dennoch brauche es eine langfristige Lösung.

Weiters fordert die Caritas einen Rechtsanspruch auf Hospiz. „Ich glaube, dass Menschen gerade in der Situation Sicherheit brauchen, dass es nicht am Geld scheitert, dass es nicht am Zugang scheitert“, so Landau. Derzeit hätten die Bürger keinen Anspruch auf professionelle Begleitung am Ende ihres Lebens. Festgelegt solle ein solcher Anspruch im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG) werden.

Hospiz-Umbau Rennweg

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Die Mehrbettzimmer im Hospiz Rennweg werden derzeit zu Einzelzimmern für zwölf Patienten umgebaut

Schmerzen stillen und letzte Wünsche erfüllen

Das Hospiz Rennweg der Caritas Socialis (CS) in Wien wird bis Dezember um mehr als 500 Quadratmeter vergrößert. In der Zwischenzeit wird die Betreuung der Hospizgäste in einem Pavillon des Otto-Wagner-Spitals sichergestellt.

Im Hospiz geht es vorallem darum, Schmerzen zu stillen, zu helfen in allem und letzte Wünsche zu erfüllen. Wenn jemand im Hospiz stirbt, wird eine Kerze angezündet. 328 Kerzen waren es im vergangenen Jahr im Hospiz der Caritas Socialis. Der jüngste Patient war 26 Jahr alt, der älteste 103 Jahre. Durchschnittlich 17 Tage verbringen die Sterbenskranken im Hospiz. Hospizpatienten haben bis zum 29. Tag im Jahr einen Selbstbehalt von 12 bis 19 Euro zu bezahlen. Jeder weitere Tag ist kostenlos - mehr dazu in religion.ORF.at.