Nach Referendum: Sorge bei Türkei-Reisen

Die Türken in Wien haben am Wochenende mit mehr als 74 Prozent für Erdogans umstrittene Verfassungsreform in der Türkei entschieden. Jene, die in Wien für ein Nein geworben haben, befürchten nun Konsequenzen.

Es war ein denkbar knappes Ja für Erdogans umstrittene Verfassungsreform, die ihm jetzt weitreichende Vollmachten gibt. Positiv sieht das man das in Wien bei der UETD, die als Lobbyorganisation der türkischen Regierungspartei AKP gilt.

UETD-Wien-Sprecher Ramazan Aktas

ORF

Ramazan Aktas hält nichts von Vorwürfen der Wahlmanipulation

Euro-Türken haben „Wahl gerettet“

„Es freut mich sehr, dass nicht nur Türken, sondern auch Kurden für Erdogan entschieden haben. Die Wahl haben Euro-Türken und die Kurden gerettet“, so der UETD-Wien-Sprecher Ramazan Aktas. Den Vorwurf der Wahlmanipulation bezeichnet der Sprecher als Schwachsinn.

Geteilte Meinungen nach Referendum

Die Türkeistämmigen Menschen in Wien sind geteilter Meinung über den Sieg von Präsident Erdogan beim Referendum in der Türkei.

Große Enttäuschung bei Nein-Lager

Von den mehr 52.700 Türkinnen und Türken in Österreich, die am Verfassungsreferendum teilnahmen, waren die meisten in Wien für Erdogans Präsidialsystem. Bei der anderen Seite, der Hayir- bzw. Nein-Plattform, die auch in Wien Stimmen hat, herrscht große Enttäuschung. „Es ist nicht mit rechten Dingen vorgegangen worden. Aus diesem Grund sage ich: Diese Wahl oder dieses Referendum ist nicht legitim“, sagt Ali Bayraktar von der Hayir-Plattform.

Interview mit Türkei-Experten

Hakan Akbulut vom Österreichischen Institut für Internationale Politik spricht über die türkische Community in Wien.

„Weiß nicht, was mich erwartet“

Für ein Nein haben in den letzten Wochen in Wien die hier ansässigen Mitglieder der türkischen Oppositionspartei CHP Unterstützungsarbeit geleistet. Wenn auch erfolglos. „Die meisten Türken, die für Ja gestimmt haben, haben keine Ahnung gehabt, welche Gesetzesparagraphen geändert werden und was überhaupt ein Präsidialsystem bedeutet“, so Tahsin Tekin von der CHP. Die CHP-Generalsekretärin Ebru Fidan will jedoch nicht aufgeben und hofft: „Eines Tages wird die Demokratie auch in der Türkei herrschen.“

Ungefähr 2.000 türkeistämmige Menschen sind in Österreich bei der Hayir-Plattform dabei. In die Türkei reisen ist für sie laut eigenen Angaben jetzt mit einem Risiko verbunden. Bayraktar: „Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was mich erwartet. Man kann mich einfach am Flughafen anhalten und fragen: Warum waren Sie kritisch? Und versuchen, von meinen Aussagen irgendetwas herauszufinden, das strafbar ist. Ich weiß es nicht.“

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