Wein in Gefahr: Winzer wollen Strohfeuer zünden

Das kühle Wetter belastet vor allem die 150 Wiener Winzer. Temperaturen unter Null Grad Celsius zerstören die sprießenden Triebe auf den Weinstöcken. Deshalb wollen die Winzer jetzt mit Strohfeuer gegen den Frost ankämpfen.

Fritz Wieninger will seine Weinreben nicht dem Schicksal überlassen. Triebe sprießen hier am Bisamberg seit Wochen heraus. Der angekündigte Frost wird zum Feind. „Man sieht jetzt bei dem Chardonnay hier schon ganz deutlich Blätter, grüne Blätter. Die sind extrem empfindlich. Minus ein Grad und wir haben ein großes Problem, minus zwei Grad und wir haben null Ernte“, sagt Wieninger gegenüber „Wien heute“.

Wiener Winzer wollen gegen den Frost vorgehen und bringen Stroh aus

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Winzer bringen Strohballen in Stellung

Strohfeuer gegen mögliche Frostschäden

Besonders stark könnte es Weinstöcke in flachen Lagen treffen. Denn die kalte Luft fließt vom Hang hinunter und sammelt sich in der Ebene. Strohballen sollen nun Abhilfe schaffen. Durch Anzünden des Strohs wollen die Winzer mögliche Frostschäden in Grenzen halten.

„Der Rauch entsteht und das wirkt dann so wie Nebel, oder so wie eine Wolkendecke. Hält den Boden also etwas wärmer, so versuchen wir, die Temperaturen ein bis zwei Grad weiter oben zu halten“, erklärt Wieninger.

„Sondergenehmigung zum Räuchern“

Damit das Zündeln im Weingarten auch rechtlich erlaubt ist, braucht es eine Ausnahmeregelung durch die Stadt Wien. Die Landwirtschaftskammer ist im Alarmmodus. „Wir haben heute ein Ansuchen an die zuständige amtsführende Stadträtin Ulli Sima gestellt, mit der Bitte, eine Sondergenehmigung zum Räuchern zu erlauben“, sagt Elmar Feigl von der Landwirtschaftskammer Wien.

Wiener Winzer wollen gegen den Frost vorgehen und bringen Stroh aus

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„Minus ein Grad und wir haben ein großes Problem“

Das ist das erste Mal in der Wiener Weingeschichte, dass so ein Antrag gestellt wird. Der Frost vergangenen April hat die Weinbauern klüger gemacht. Leopold Klager hat vor einem Jahr 45 Prozent seiner Ernte verloren. „Momentan ist eine gewisse Nervosität bei uns Winzern da. Da habe ich schon den ganzen Tag mit Kolleginnen und Kollegen telefoniert, um Maßnahmen zu setzen“, sagt Klager.

Aus dem Büro der zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) heißt es, man werde das Ansuchen der Landwirtschaftskammer am Mittwoch prüfen.

Wiener Winzer: Vorbereitungen für Frost

Mit Kerzen und Strohballen versuchen viele der Winzer ihre Reben vor dem Frost zu schützen. Die Landwirtschaftskammer hat eine Sondergenehmigung beantragt.

Frostkerzen in Österreich vergriffen

Neben dem Anzünden von Strohballen gebe es noch eine zweite Rettungsmaßnahme: „Eine Alternative sind Frostkerzen. Es ist aber österreichweit diese Möglichkeit nicht gegeben, weil die ganzen Kerzen mit denen man Wärme erzeugen kann, vergriffen sind, auch angeblich europaweit“, so der Winzer. Für einen Hektar Weingarten wären 200 Kübel mit den Frostkerzen erforderlich.

Winzer Wieninger hat seine Strohballen auf Lager. Angezündet werden sollen sie Donnerstag um Mitternacht, damit die Wärme bis in die kalten Morgenstunden anhält. Ein Allheilmittel ist es aber nicht: Kommt Wind auf, sind die Winzer machtlos.

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