Razzien auch bei Swietelsky und Habau

Bei den Ermittlungen zu möglichen Preisabsprachen durch österreichische Baufirmen hat es auch Razzien bei Swietelsky und Habau gegeben. Die Schadenssumme dürfte jedoch deutlich geringer sein als bisher kolportiert.

Wie mehrere glaubhafte Quellen am Freitagabend der APA sagten, ist nicht die Schadenshöhe 100 Mio. Euro hoch. Vielmehr stünden die 100 Mio. Euro für die Gesamtsumme aller Bauaufträge, die von den Ermittlern untersucht werden.

Die Baufirmen haben angeblich untereinander abgesprochene Scheinangebote gelegt. Dem Vernehmen nach handelt es sich um rund 100 - zum Teil öffentliche - Aufträge ab Mitte der 2000er Jahre bis zum Jahr 2014, deren Projektsumme insgesamt 100 Mio. Euro betragen soll.

„Können Vorwürfe nicht nachvollziehen“

Es habe in der Zentrale in Linz eine Durchsuchung gegeben, bestätigte Swietelsky-Geschäftsführer Karl Weidlinger den „Oberösterreichischen Nachrichten“. Man prüfe auch intern. Die Ermittlungen seien erst ganz am Anfang. „Wenn es Unregelmäßigkeiten gegeben haben sollte, dann kann das nur in lokalen Einheiten der Firmengruppe gewesen sein“, sagte er.

Bei Habau habe es Hausdurchsuchungen an drei Standorten gegeben, sagte Firmensprecherin Toril Fosen: „Wir können die Vorwürfe nicht nachvollziehen.“ Man sei an einer lückenlosen Aufklärung interessiert und kooperiere in vollem Umfang. Informierten Kreisen zufolge waren bei Habau die Konzernzentrale in Perg und die Zentralen der Tochterfirmen Held & Francke in Linz sowie Östu-Stettin in Leoben Ziel der Ermittler.

Es gilt die Unschuldsvermutung für angeblich 20 involvierte Firmen. Neben Swietelsky und Habau sind auch die Branchengrößen STRABAG und Porr von den Ermittlungen betroffen - mehr dazu in Großrazzien bei Bauunternehmen. Dem Vernehmen nach prüfen die Justiz und die Bundeswettbewerbsbehörde mutmaßliche Preisabsprachen bei einer ganzen Reihe von Tiefbauprojekten, etwa bei der Pyhrnautobahn, der Südautobahn und der Koralm-Bahnstrecke.

Minister will „alle Fakten auf den Tisch“

Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) und die ASFINAG wollen nach dem Verdacht jedenfalls, dass „alle Fakten auf den Tisch“ kommen. „Wir müssen solchen Methoden einen Riegel vorschieben“, sagte Leichtfried. Man werde die Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen unterstützen. Auch die ASFINAG prüfe den Sachverhalt, so der Minister.

Von einem Sprecher der ASFINAG wiederum hieß es auf Anfrage, dass man zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts zu den Vorwürfen sagen könne. „Wir wollen die Fakten auf den Tisch“, sagte auch er. Dann könne man sich die Sachverhalte intern anschauen.

Aktien von Porr und STRABAG massiv unter Druck

STRABAG und Porr wollten am Freitag vorerst auf Anfragen keine weiteren Stellungnahmen zu den Vorwürfen machen. Eine STRABAG-Sprecherin wies darauf hin, dass die interne Revision gewisse Projekte untersuche und man erst danach etwas zu den Verdächtigungen sagen könne. Wie auch eine Porr-Sprecherin verwies die STRABAG-Vertreterin auf die Stellungnahmen vom Donnerstag, wonach man interne Prüfungen durchführe und mit den Behörden kooperiere.

Die Aktien der beiden heimischen Bauwerte Porr und STRABAG gerieten am Freitag zum Handelsstart an der Wiener Börse nach Medienberichten über groß angelegte Razzien massiv unter Druck. Die Papiere der Porr starteten um deutliche 10,70 Prozent schwächer bei 29,20 Euro in den Handel. STRABAG-Titel verloren ebenfalls klare 6,10 Prozent auf 35,40 Euro. Der Wiener Gesamtmarkt zeigte sich ebenfalls schwächer. Der ATX stand gegen 9.15 Uhr um 0,86 Prozent im Minus bei 3.009,87 Punkten.

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