Polizei-Spezialeinheit jagt Serientäter

Rund 15.000 bis 20.000 Drogenkranke gibt es in Wien. Täter aus dieser Gruppe sollen für rund ein Fünftel aller Delikte gegen fremdes Vermögen verantwortlich sein. Die Polizei setzt eine eigene Einheit gegen Serientäter aus der Szene ein.

Juni 2016: Eine Frau entdeckte in einem Secondhand-Geschäft in Simmering ihr eigenes und die beiden Fahrräder ihrer Kinder. Sie schaltete die Polizei ein, die schickte ihre insgesamt siebenköpfige Spezialeinheit los, die EB09 Suchtmittel-Beschaffungskriminalität im Landeskriminalamt (LKA). Den Beamten gelang es, eine schier unglaubliche Einbruchsserie aufzuklären - mehr dazu in 5.660 Kellereinbrüche geklärt.

Angetrieben hatte die drei Verdächtigen ihre Drogensucht: Sie hätten täglich mehrere Gramm Heroin benötigt. Ein weiterer geklärter Fall betraf einen Suchtgiftkranken, der neben 121 Einbrüchen zwecks Raddiebstahls auch einen bewaffneten Trafikraub beging und dafür zwölf Jahre Haft ausfasste.

Schwerpunktkontrolle zur Bekämpfung der Drogenkriminalität am Praterstern

APA/Hans Klaus Techt

Schwerpunkt gegen Drogenkriminalität

Jeder fünfte Fall geht auf Drogen zurück

Genau solche Massendelikte wie Einbrüche in Kellerabteile und Fahrraddiebstähle sind Straftaten, mit denen die Bevölkerung auch in einer vergleichsweise sicheren Großstadt wie Wien häufig konfrontiert ist. Ein Drogenkranker benötigt laut Chefinspektor Daniel Paal pro Tag 40 bis 70 Euro für seine Sucht. Angesichts einer Arbeitslosenquote „von etwas unter 100 Prozent“ unter jenen Süchtigen, mit denen die Polizei zu tun bekommt, sei klar, dass ein Großteil dieses Geldes über Beschaffungskriminalität kommt.

Rund 30.000 Fälle von Beschaffungskriminalität werden laut Polizei im Zusammenhang mit Drogenkonsum pro Jahr registriert.

Unter Beschaffungskriminalität verstehen die Ermittler vor allem Einbrüche (Wohnung, Geschäft, Keller, Pkw), Straßen- und Geschäftsraub, Betrug (Rezeptfälschung, Internet- und Suchtmittelbetrug), Diebstähle (vor allem Fahrräder) sowie Hehlerei. Für 2016 vermerkt die Wiener Kriminalstatistik mehr als 142.000 Delikte gegen fremdes Vermögen. „20 bis 23 Prozent der Massendelikte sind der Suchtgiftkriminalität zuzuschreiben“, sagte Paal. Seine siebenköpfige Einheit jagt seit zwei Jahren im Pilotversuch Serientätern aus der „Szene“ hinterher.

Bisher 123 Serientäter ausgeforscht

Das im Frühjahr 2015 ins Leben gerufene Team agiert als Bindeglied zwischen den drei Hierarchieebenen, mit dem LKA an der Spitze, den 14 Stadtpolizeikommanden mit den Kriminalreferaten sowie den Kriminalsachbearbeitern auf den Inspektionen, so Michael Mimra vom LKA-Ermittlungsdienst. „Es geht um eine deliktorientierte Fallbearbeitung.“ Gewöhnlich konzentriere sich der Drogenfahnder auf Suchtmitteldelikte, ein einzelner Fahrrad- oder Ladendiebstahl wird auf der Polizeiinspektion abgehandelt. Die neue Truppe soll helfen, hinter solchen Fällen mögliche Serien zu entdecken.

Bisher wurden 123 Serientäter ausgeforscht und 1.997 Delikte geklärt. 70 Mal wurden bereits Verurteilungen ausgesprochen, die sich auf 88 Jahre und drei Monate unbedingte Freiheitsstrafen summieren, dazu elf Jahre und vier Monate bedingte Haft sowie zwölf Jahre und zehn Monate teilbedingte Strafen. Der Löwenanteil der Delikte (54,7 Prozent) waren Einbrüche, vor allem in Kellerabteile, knapp ein Drittel Diebstähle, nur 1,5 Prozent Raubüberfälle.

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