Josefstadt: Drittel der Häftlinge arbeitet

Von den rund 1.200 Häftlingen in der Justizanstalt Josefstadt arbeitet ein Drittel. Der Rest ist bis zu 23 Stunden am Tag in der Zelle eingeschlossen. Besonders begehrt unter den Häftlingen ist die Gefängnisbäckerei.

Das „verschlossene Dorf“ nennen die Angestellten des Gefangenenhauses des Wiener Landesgerichts, das größte Gefängnis Österreichs: Rund 1.200 Gefangene aus 69 Nationen sind derzeit in der Justizanstalt untergebracht. Die Zeit tot zu schlagen ist für viele die größte Herausforderung.

„Um sechs Uhr wird man geweckt, dann bis ein Uhr arbeiten, Essen, Duschen oder Spazieren, wie auch immer. Um halb drei geht es wieder in die Zelle und dann ist zu bis um sieben Uhr in der Früh“, sagt Ramon, der wegen mehrerer Suchtgiftdelikte zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden ist.

„Einfacher, als 23 Stunden am Tag in der Zelle“

Ein Drittel der Häftlinge arbeitet. Eine der begehrtesten Werkstätten im Gefängnis ist die Bäckerei. „Es werden circa 800 Brote pro Tag gemacht und durchschnittlich 500 Semmeln, außer am Montag und Freitag, da bekommen alle Insassen Semmeln. Das sind es circa 4.500 Semmeln für das ganze Haus“, sagt Markus Schlenz, Aufseher in der Bäckerei, gegenüber „Wien heute“.

TV-Hinweis

„Wien heute“, 20.5.2017, 19.00 Uhr, ORF2 und danach in tvthek.ORF.at.

Daneben gibt es noch andere Werkstätten, wie eine Schusterwerkstatt, eine Tischlerei und eine Buchbinderei. „Man kann abschalten, man kommt mit anderen Leuten zusammen, unterhält sich. Es ist einfacher, als wenn man 23 Stunden am Tag in der Zelle ist“, sagt Häftling Ramon.

Mehr Beschäftigung für Häftlinge

Das Justizministerium will das Arbeitsplatzangebot in den Gefängnissen ausbauen. Häftlinge sind zu einem guten Teil für die Privatwirtschaft im Einsatz. Ziel der Initiative seien mehr Arbeit und mehr sinnvolle Beschäftigung für Häftlinge, sagte Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP). Er will auch bald eine Onlineverkaufsinitiative präsentieren. „Da sollen die Produkte, die in der Haft produziert werden, auch online verkauft werden“ - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

„Ausbeutung durch Häftlingsarbeit“

Dem Thema Arbeit im Gefängnis widmet sich auch das Monatsmagazin „Datum“ in seiner aktuellen Ausgabe. Häftlinge kritisieren darin „Ausbeutung durch Häftlingsarbeit“. Gut 1.000 österreichische Firmen lassen laut „Datum“ zu Billiglöhnen wie in Polen im Gefängnis produzieren. Gefängnisinsassen sind laut Strafvollzugsgesetz zur Arbeit verpflichtet, wenn sie dazu psychisch und körperlich in der Lage sind.

Links: