Akzeptanz von Flüchtlingen gestiegen

Nähe schafft offenbar tatsächlich Vertrauen: Die Einstellung der Wiener zu Flüchtlingen hat sich im Verlauf der vergangenen Monate deutlich verändert - zum Positiven. Das ist das Ergebnis einer Studie vom Meinungsforschungsinstitut SORA.

Befragt wurden insgesamt 1.600 Personen, wobei 600 in der Nähe von ausgewählten Flüchtlingsquartieren wohnten. Verglichen wurden dabei die Werte vor der Eröffnung von Einrichtungen mit jenen nach der Inbetriebnahme. Nach dieser habe sich die Akzeptanz schlagartig gebessert, berichtete Studienautor Bernhard Hoser: „Die Situation hat sich nach der Eröffnung sehr schnell beruhigt.“

Studie Flüchtlingsakzeptanz

ORF

Die Akzeptanz im Umkreis von Notunterkünften ist besonders gestiegen

Hohe Akzeptanz in der Nähe von Notunterkünften

Waren zuvor insgesamt nur 44 Prozent für die Einrichtung einer Unterkunft in ihrer unmittelbaren Nähe, kletterte die Zustimmung danach auf 69 Prozent. Dementsprechend sank die Ablehnung, wobei anfangs 22 Prozent der Anrainer dagegen waren, später nur mehr 14 Prozent. Besonders signifikant war der Umschwung in der Nähe besonders umstrittener Einrichtungen - etwa in der Ziedlergasse in Liesing. Waren zuvor nur 45 Prozent für einen Verbleib, betrug hier der Wert zuletzt 72 Prozent. Für eine Schließung traten nur mehr 14 Prozent ein. Zu Beginn waren es noch 28 Prozent gewesen.

Auch die generelle Akzeptanz geflüchteter Menschen ist laut der Studie groß: 56 Prozent der Wiener haben nichts dagegen, wenn Betroffene in ihrem Haushalt oder in der Nachbarschaft wohnen. 20 bzw. zwölf Prozent sind zumindest für eine Aufnahme in der eigenen Stadt bzw. im eigenen Land. Zwölf Prozent würden die Einreise hingegen verweigern. Der Integration von Flüchtlingen messen die Wiener eine große Bedeutung zu, wobei Spracherwerb und Schulbesuch hier als besonders dringlich genannt wurden.

Train of Hope-Gruppenfoto

Train of Hope

Viele Stadtbewohner haben sich auch aktiv für die Flüchtlingshilfe engagiert

Hohes Engagement der Stadtbewohner

Zahlreiche Stadtbewohner haben sich auch bereits persönlich engagiert: 60 Prozent haben laut der Befragung für Flüchtlinge gespendet, 13 Prozent auch ehrenamtlich mitgearbeitet. Acht Prozent der Wiener nahmen laut Studie schon an einer Pro-Refugees-Demonstration teil - ein Prozent hingegen an Protesten gegen Flüchtlinge.

Laut SORA-Chef Günther Ogris hat die Studie gezeigt, dass die Hilfsbereitschaft in Wien stark ausgeprägt ist. Lediglich eine Minderheit würde die bestehenden Sorgen übertreiben. Der Leiter des Fonds Soziales Wien (FSW), Peter Hacker, gestand: „Ich gebe zu, dass einige Ergebnisse auch mich überrascht haben.“ Die Resultate würden zeigen, wie wichtig der Dialog mit den Menschen in der Umgebung sei.

Vier Notunterkünfte werden demnächst geschlossen

Nicht nur die Stimmung, auch der Bedarf in Sachen Notunterkünfte hat sich inzwischen entspannt: Nur mehr fünf der großen Einrichtungen sind in Betrieb - vier von ihnen werden Ende des Monats geschlossen. Lediglich das Caritas-Haus in der Pfeiffergasse bleibt noch bis 30. September geöffnet. Täglich werden nur mehr rund 500 Übernachtungen in den aktuellen Notherbergen registriert. Ende 2015 waren es noch 65 temporäre Einrichtungen mit 10.000 Plätzen gewesen.

Zu den bereits aufgelassenen Quartieren gehören unter anderem die Großherberge in der Vorderen Zollamtsstraße, das „Kurier“-Haus in Neubau und das Blaue Haus beim Westbahnhof. Bewohner von Notunterkünften wurden bzw. werden in regulären Wohneinrichtungen oder in Privatwohnungen untergebracht.

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