Lunacek Spitzenkandidatin in Wien

Die Wiener Grünen haben bei einer Landesversammlung Ulrike Lunacek auf Platz eins der Kandidatenliste zur Nationalratswahl gewählt. Auf die Plätze zwei bis vier wurden Albert Steinhauser, Sigrid Maurer und Markus Koza gereiht.

Ulrike Lunacek erhielt bei der Landesversammlung von den rund 500 stimmberechtigten Delegierten im Austria Center 445 Stimmen. Sie geht damit sowohl als Spitzenkandidatin der Wiener Grünen als auch auf Platz eins der Bundesliste in die vorgezogene Nationalratswahl. In ihrer Rede freute sich Lunacek "von ganzem Herzen, auch in Wien die Liste anzuführen.

Ulrike Lunacek

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Ulrike Lunacek wird sowohl auf der Bundesliste als auch auf der Wiener Liste Spitzenkandidatin

Gegen „Angstmacher und Zündler“ an der Macht

„Ich nehme die Wahl sehr gerne an, weil ich mit euch gemeinsam diese Wahl gewinnen will“, sagte Lunacek - die eingestand, dass die Entwicklung der vergangenen Wochen sie durchaus überrascht hat. Nun, da sie sich entschlossen habe, in die Wahl zu gehen, hätten sie viele gefragt: „Warum tust du dir das an? Warum springst du noch einmal in das kalte Wasser der Bundespolitik?“

Der Grund sei, dass sie als „Bürgerin dieses Landes“ unter anderem nicht tatenlos mitansehen möchte, wie es zu einer Neuauflage einer blauen Regierungsbeteiligung kommt. Denn dieser „Dammbruch“ drohe, auch weil die SPÖ eine Koalition mit der FPÖ nicht mehr ausschließe. Sie stehe nun hier, weil sie verhindern wolle, dass die Angstmacher und Zündler an die Macht kommen.

„Gemeinsam machen wir vieles möglich. Wir haben noch viel vor“, versicherte Lunacek. Ein wichtiges Ziel sei unter anderem, dass lesbische und schwule Paare in Österreich heiraten dürfen: „Herr Kurz, es ist 2017, schneiden sie die alten Zöpfe der ÖVP endlich ab und machen sie moderne Politik“, appellierte sie an den künftigen ÖVP-Chef, hier aktiv zu werden.

Ulrike Lunacek

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445 von 500 stimmberechtigten Delegierten haben Ulrike Lunacek auf Platz eins gesetzt

Abstimmung über Bundesliste am 25. Juni

Die Landesversammlung der Wiener Grünen war schon länger anberaumt gewesen, war aber eher als routinemäßige Sitzung ohne wesentliche Entscheidungen geplant gewesen. Damals war noch nicht bekannt, dass die Nationalratswahl vorverlegt wird.

Auf Platz zwei der Liste wurde Albert Steinhauser, Klubobmann im Nationalrat, gewählt. Die Listenplätze drei und vier nehmen Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer und der Gewerkschafter Markus Koza ein. Nicht berücksichtigt wurden Kultursprecher Wolfgang Zinggl, der sich um Rang vier beworben hatte und die Abgeordnete Alev Korun, die für Platz drei kandidiert hatte.

Die Kandidaten, die es auf keinen der vorderen Listenplätze schafften, haben noch die Chance, über die Bundesliste, die beim Grünen Bundeskongress am 25. Juni gewählt wird, ein Mandat zu besetzen. Zinggl ließ am Samstag offen, ob er dort kandidieren wird. 2013 kamen fünf Abgeordnete - neben Spitzenkandidatin Eva Glawischnig waren das Steinhauser, Korun, Zinggl und Daniela Musiol - über die Wiener Liste ins Parlament. Musiol hatte ihr Mandat 2016 zurückgelegt, ihr Nachfolger Karl Öllinger bewarb sich nicht mehr um einen Listenplatz.

Jennifer Kickert, ,Peter Kraus, Waltraut Antonov, Albert Steinhauser bei der Landesversammlung der Wiener Grünen

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Stv. Klubobfrau Jennifer Kickert, Gemeinderat Peter Kraus, Aktivistin Waltraut Antonov bei der Rede von Klubobmann Albert Steinhauser

Vassilakou sieht Richtungsentscheidung

Für Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou geht es bei der vorgezogenen Nationalratswahl darum, ob autoritäre Tendenzen oder die liberale Demokratie gewinnen: „Der Oktober wird eine Richtungsentscheidung. Die Fragen stellen sich so offen wie schon lange nicht mehr.“

„Ich weiß, dass die Österreicherinnen und Österreicher die richtige Antwort auf die Fragen haben“, zeigte sich Vassilakou bei der Landesversammlung überzeugt. Wie die Antwort ihrer Ansicht nach lautet, verriet sie sogleich: „Geben sie den Grünen ihre Stimme.“ Denn auf der anderen Seite würden mit SPÖ, ÖVP und FPÖ drei Parteien stehen, die nicht mehr auseinanderzuhalten seien: „Es ist ihnen gleichgültig, wie regiert wird, Hauptsache sie regieren.“

Für Lunacek gab es von Vassilakou Lob: „Sie ist eine große Europäerin, die ich ganz oben sehen will, als Ministerin, als Vizekanzlerin und - warum so bescheiden tun - auch als Bundeskanzlerin.“

Maria Vassilakou und Ulrike Lunacek

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Maria Vassilakou zeigte sich mit Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek bereits im Wahlkampfmodus

Auch Tirol erstellt Landesliste

Ein Fotofinish bei der Kandidatenfindung liefern das Burgenland, Oberösterreich und die Steiermark: Sie erstellen ihre Landeslisten am 24. Juni, also nur einen Tag vor dem Bundeskongress. Am 21. Juni ist Vorarlberg an der Reihe. Bereits fertig ist die Liste in Niederösterreich, und zwar seit 5. März. Dieter Brosz ist dort Spitzenkandidat.

In Tirol ist die Liste so wie in Wien am Samstag erstellt worden, zur Spitzenkandidatin haben die Tiroler Grünen Frauensprecherin Berivan Aslan gewählt - mehr dazu in Berivan Aslan grüne Tiroler Spitzenkandidatin (tirol.ORF.at).