Ausstellung: Klimts Erotik fußt in der Antike

Klimt und die Antike, Klimt und die Erotik: Das kennt man. Aber diese beiden Beziehungen gehören zusammen - sind vielleicht sogar eins. Im Belvedere zeigt eine neue Ausstellung Klimts Liebe zur Antike und wie sie ihn inspiriert hat.

Zu sehen ist die Ausstellung bis 8. Oktober in der Orangerie des Unteren Belvedere unter dem Titel „Klimt und die Antike - Erotische Begegnungen“. Für Belvedere-Direktorin Stella Rollig stellt sie eine „Sternstunde des Kuratorischen“ dar. Denn die von Tobias Natter gestaltete Schau steckt mit kunsthistorischem Forschergeist an.

Das Verhältnis Klimts zu antiken Vorbildern ist nicht so konstant, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Seine Beschäftigung erstreckte sich über eine lange künstlerische Laufbahn. Zunächst war sie von Imitation und Studium der Antike geprägt, doch am Ende entwickelte Klimt aus den Grundprinzipien antiker Erotik eine ganz eigenständige Bildsprache.

Plaudernde Prostituierte und antike Leihgaben

Kernstück dieser These ist der von Klimt illustrierte Prunkband der „Hetärengespräche des Lukian“, erklärte Kurator Natter. Es sei ein Buch „von solcher Freizügigkeit, dass es heute unglaublich lesbar ist“ - und auch Gustav Klimt geizte in seinen Darstellungen nicht mit expliziter Nacktheit. Gerahmt werden diese Plaudereien der antiken Prostituierten und ihre moderne zeichnerische Umsetzung durch Klimt von wesentlich wuchtigeren Werken.

So empfängt die Orangerie mit antiken Leihgaben aus dem Kunsthistorischen Museum, darunter etwa der „Musensarkophag“ sowie einige Skulpturen. Klimt imitierte diese Vorbilder en detail und nutzte manche Elemente als Zitate in seinen Arbeiten - etwa für die Deckengemälde in Burgtheater und Kunsthistorischem Museum. Vor dessen Eröffnung 1891 waren viele der Werke allerdings im Belvedere zu sehen. „Klimt hat sie also vermutlich genau hier studiert“, so Natter.

Kunstdetektivisches Rätsel

Den Durchgang zum hinteren Teil der Ausstellung säumt ein Teil des Beethovenfries, in dem Klimts Befreiung und Neubefragung antiker Prinzipien bereits zum Tragen kam. „Er arbeitet massiv mit der Leere als Fläche“, erklärte Natter. Ausgestellt sind auch antike Vasen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus, jener Zeit, in der auch Lukian seine Geschichte spielen ließ. Es sei „eine Einladung, die Vasen anders zu sehen“, so Natter, nicht im Vorbeigehen an dutzenden Gefäßen, sondern ihre erotische Bilderwelt als inspirative Motive für ganze Künstlergenerationen wahrzunehmen.

Es hat ein bisschen den Charakter einer Schatzsuche oder eines kunstdetektivischen Rätsels, wenn man Klimts künstlerischer Entwicklung innerhalb der antiken Welt auf die Spur kommen möchte - und diese Forscherlust ist durchaus ansteckend. Stella Rollig sieht in Natters Konzept einen „Geistesblitz“, den man für eine gelungene Ausstellung neben Wissen und Forschung stets brauche. Vor allem, wenn man zu einem Dauerbrenner wie Gustav Klimt noch neue Aspekte enthüllen möchte.

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