Schönbrunn-Bilanz mit Kritik

Franz Sattlecker hat nach 25 Jahren als Geschäftsführer der Schloss Schönbrunn Betriebsgesellschaft eine positive Bilanz vorgelegt. Sattlecker übte aber auch Kritik wegen des UNESCO-Weltkulturerbes und er hat noch Pläne für den Park.

Sattlecker hat Österreichs wichtigste Touristenattraktion seit der Ausgliederung 1992 geleitet, im August geht er in Pension. In seiner Amtszeit als Geschäftsführer der Schloss Schönbrunn Betriebsgesellschaft (SKB) wurden die Besucherzahlen vervierfacht sowie die Umsätze versechsfacht, und das in 25 Jahren. 217,5 Millionen Euro wurden in die Renovierung des Schlosses gesteckt, 628 Bauprojekte realisiert.

Der Löwenanteil davon floss in die Sanierung des Palastes bzw. des umliegenden Areals. „Schönbrunn ist fertig saniert“, konstatierte Sattlecker. Die Zahl der Eintritte in sämtliche Einrichtungen - also etwa inklusive Hofburg-Attraktionen - wurde im gesamten Zeitraum von 1,21 auf zuletzt 4,76 Mio. Euro gesteigert.

SKB-Geschäftsführer Franz Sattlecker und Stellvertretender Direktor Alexander Keil (r.)

APA/Herbert Pfarrhofer

Franz Sattlecker zog mit dem stellvertretenden Direktor Alexander Keil (rechts) Bilanz

Höchstauslastung pro Tag mehrmals erreicht

2016 war ebenfalls ein „gutes Jahr“, wie Sattlecker betonte. Die 4,76 Mio. Gäste bedeuten ein Plus von 4,8 Prozent im Vergleich zu 2015. Der Umsatz kletterte um 6,3 Prozent auf 55,5 Mio. Euro, wie der kaufmännische Geschäftsführer Alexander Keil erläuterte. Die Erlöse stammen großteils aus dem Ticketverkauf, der Rest wird im Shop und mit Vermietungen verdient.

In der wichtigsten Attraktion, dem Schloss Schönbrunn, wurden 3,72 Mio. Eintritte verzeichnet, was ein Plus von 3,3 Prozent ergab. Ohne Berücksichtigung von Mehrfacheintritten in unterschiedliche Attraktionen am Areal - sprich: nur nach Köpfen gezählt - verbuchte man eine Steigerung um acht Prozent auf 2,55 Mio. Personen.

2017 setzt sich der positive Trend bisher fort, hieß es. So haben sich die Eintritte in Schönbrunn im ersten Halbjahr neuerlich um acht Prozent erhöht (auf 1,64 Mio., Anm.). Sattlecker empfahl, Tickets künftig online zu buchen, um am gewünschten Tag jedenfalls die Prunkräume zu sehen. Denn die Höchstauslastung für das Kaiserhaus am Wienfluss beträgt rund 11.000 Personen pro Tag. Das Limit werde mehrmals im Jahr erreicht.

Parköffnung statt Kaserne

„Es gibt wenige Dinge, die mir fehlen“, versicherte der scheidende Schlossherr in seiner letzten Bilanzpressekonferenz. Der alljährliche Bericht werde ihm aber „auf alle Fälle“ abgehen. Tatsächlich hatte Sattlecker, der zunächst gemeinsam mit Co-Geschäftsführer Wolfgang Kippes die Geschicke der SKB lenkte und seit 2012 als „Alleinherrscher“ fungierte, meist nur gute Nachrichten zu vermelden.

Sattlecker hat aber noch ein paar Ideen für Schloss und Park. „Wir haben eine Kaserne, die aus der NS-Zeit stammt, völlig unzeitgemäß ist und weg gehört. Man könnte für die wachsende Bevölkerung den Park von der Elisabeth-Allee bis zur B1, die unter die Erde gehört, aufmachen und damit ein riesiges Grünareal schaffen“, meinte Sattlecker gegenüber Radio Wien. Bisher scheitert das am Bundesheer und der Finanzierung für eine Straßenverlegung.

Sorgen wegen Weltkulturerbes

Sorgen macht sich Sattlecker auch wegen des Weltkulturerbes: „Das Weltkulturerbe für einen kurzfristigen Profit zu opfern, ist mäßig intelligent.“ Nach der Entscheidung der UNESCO zur Wiener Innenstadt hatte er in der Vorwoche bereits Bedenken geäußert, wegen der Diskussion um die Kometgründe in Meidling - mehr dazu in Wien auf Roter Liste: Touristiker gelassen.

Auch beim Tiergarten Schönbrunn sucht man den Konsens mit der UNESCO. Der Tiergarten will den drei Hektar großen Botanischen Garten gerne für neue Gehege nützen. Unter anderem sollen Vögel und kleine Säugetiere präsentiert werden. Beim Tiergarten sieht man das als perfekte Ergänzung des derzeitigen Geländes. Die UNESCO sieht vor allem im Denkmalschutz und im freien Zugang für alle kritische Punkte - mehr dazu in Botanischer Garten: Pläne beschäftigen UNESCO.

Botanischer Garten Schönbrunn

ORF

Noch ist offen, ob der Botanische Garten bald vom Zoo bespielt wird

Stellungnahme von Bundesdenkmalamt

Deswegen arbeitet das Bundesdenkmalamt derzeit an einer Stellungnahme für die UNESCO. Gerhard Kasbauer, stellvertretender Direktor des Tiergarten Schönbrunn, stellt allerdings fest: „Wenn vonseiten der UNESCO ein Nein kommt oder auch große Bedenken, was den Weltkulturerbestatus des Areals Schönbrunn betrifft, dann ist das Projekt in dem Moment eigentlich gestorben. Wenn von dort keine Bedenken kommen, werden wir alles daran setzen, dass man das realisiert.“

Dem Anspruch des Weltkulturerbes ist sich Kasbauer bewusst: „Auch der Tiergarten ist Weltkulturerbe seit 1996, das Bundesdenkmalamt hat auch davor schon großes Mitspracherecht bei allen baulichen Veränderungen gehabt.“ Es sei auch ein Alleinstellungsmerkmal für den Tiergarten. Sollte es eine positive Rückmeldung von der UNESCO geben, würde man sich möglichst bald mit den zuständigen Ministerien an einen Tisch setzen und einen Plan ausarbeiten.

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