„Johann Strauß“ wird zwangsversteigert

Das im Donaukanal ankernde und zunehmend verfallende historische Dampfschiff „Johann Strauß“ wird laut Stadt Wien zwangsversteigert. Anonym bleibende Kunststudenten kündigten unterdessen eine Besetzung an.

Seit Mai gebe es eine rechtskräftige Entscheidung des Bezirksgerichts Innere Stadt, erklärte Martin Jank vom städtischen Gewässermanagement gegenüber wien.ORF.at. „Die Johann Strauß ist gerichtlich gepfändet“, so Jank. Das Gericht bereite derzeit bereits die Versteigerung vor. Er rechne damit, dass diese in den nächsten Wochen über die Bühne gehe.

"Johann Strauß" im Jahr 2011

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Die „Johann Strauß“ soll in den kommenden Wochen versteigert werden

Hintergrund für die Zwangsversteigerung sind laut Jank Schulden des Schiffbesitzers bei der Stadt. Dabei handle es sich um Norbert Weber, so Jank. Also gewissermaßen ein „alter Bekannter“, der als langjährigen Pächter der Copa Cagrana seit Jahren mit der Stadt im Clinch liegt - mehr dazu in Copa Cagrana: Pächter Weber in Konkurs.

Besetzung in kommenden Tagen angekündigt

Studenten der Akademie der Bildenden Künste in Wien kündigten unterdessen an, das Schiff in den kommenden Tagen besetzen zu wollen. Sie wollen, dass es zu einem Kunstraum umgewandelt wird, ob zu Wasser oder zu Land, erklärten sie gegenüber der „Wiener Zeitung“ (Donnerstagausgabe).

Die „Johann Strauß“

Das Dampfschiff wurde 1985 außer Dienst gestellt. Danach wurde es im Donaukanal zwischen Salztor- und Marienbrücke als Restaurant- und Veranstaltungsschiff verankert.

„In einer Zeit, in der tausende Menschen auf Schlauchbooten zur Flucht gezwungen werden, möchten wir die hohe Symbolkraft des Schiffs als Vehikel nutzen und einen offenen Ort zur Auseinandersetzung rund um das Thema Migration schaffen“, so die Gruppe, die anonym bleiben will. Während der Besetzung wollen sie mit Passanten über Ideen für eine künftige Nutzung des Schiffs sprechen. Die Renovierung will man mittels Crowdfunding finanzieren.

Stadt warnt vor Betreten des Schiffs

Weber wollte sich zur Causa am Donnerstag nicht näher äußern. Denn das Schiff gehöre ihm nicht mehr, er habe es verkauft. An wen, wollte er jedoch nicht sagen. Die Idee einer Besetzung finde er jedenfalls gut.

Ganz anders sieht man das bei der Stadt Wien. „Abseits aller rechtlicher Bedenken, die man da äußern kann, geht es einfach um Leib und Leben“, so Jank vom Wiener Gewässermanagement. Das Betreten des Schiffs sei gefährlich: „Ich war im Zusammenhang mit der gerichtlichen Pfändung als Zeuge auf dem Schiff und hatte schon Schwierigkeiten zu schauen, wo ich hinsteigen kann, ohne dass ich in Gefahr bin, dass ich einbreche.“

Kein Anlegerecht bei Ersteigerung

Eine weitere Nutzung des Schiffes im Donaukanal sei für die Stadt jedenfalls keine Option. Eine Renovierung sei zu teuer, so Jank, und die Schwimmfähigkeit des Schiffes werde schon seit Jahren angezweifelt. Zudem würde man bei der Versteigerung nur das Schiff selbst erwerben, betonte er, nicht jedoch weitere Bestandsrechte, also etwas ein Anlegerecht vor Ort. Der Käufer müsste also auch für den Abtransport sorgen.

Zur Erklärung Webers, er habe das Schiff verkauft, meinte Jank: „Sollte jemand wirklich ein Rechtsgeschäft mit Herrn Weber oder wem auch immer eingegangen sein, dann ist es natürlich null und nichtig, weil die gerichtliche Pfändung über den Dingen steht.“

In der Causa ist übrigens noch ein zweites Pfändungsverfahren der Stadt anhängig - und hier gibt es noch keine rechtskräftige Entscheidung. In diesem habe die Stadt zuerst eine Pfändung des Schiffs von Webers Firma gefordert, so Jank. Diese habe daraufhin erklärt, das Schiff gehöre nicht der Firma, sondern Weber als Privatperson. Das wiederum habe zum zweiten Verfahren geführt - und hier sei die Pfändung nun bereits rechtskräftig.

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