Aufholbedarf bei Fassadenbegrünungen

Um der Hitze entgegenzuwirken, hat die Stadt Wien vor zwei Jahren einen Begrünungsplan vorgestellt. In einem Großteil der Stadt sind Dachbegrünungen vorgeschrieben. Bei Fassadenbegrünungen gibt es noch Aufholbedarf.

Mehr Grünraume zwischen, auf und an den Häusern und mehr Wasserflächen - um die Stadt herunterzukühlen, so der Plan der Stadt 2015 - mehr dazu in Grünflächen gegen urbane Hitzeinseln (wien.ORF.at). Umgesetzt wurden bis jetzt vor allem strengere Bauvorschriften bei Dachbegrünungen. Schwierig sind bisher kühlende Begrünungen an Fassaden oder zusätzliche Wasserflächen.

vertical garden Fassaden Begrünung Hängegarten MA48

Richard Schmögner

Fassadenbegrünung der MA 48

Fassaden als großes Kühlpotenzial

Die Seestadt Aspern ist ein Beispiel, bei dem Dachbegrünungen bereits umgesetzt wurden. Nachholbedarf gibt es bei Fassadenbegrünungen, die stecken technisch und rechtlich noch in den Kinderschuhen. Dabei hätten gerade Wiens Fassaden mit einer Nettofläche von 12.000 Hektar großes Kühlpotenzial, meint Jürgen Preiss von der Umweltschutzabteilung: „Wenn man angenommen 60 Prozent der Fassadenflächen eines bestimmten Bezirks begrünen würde, dass man eine Kühlleistung von 13, 14 Grad Celsius gefühlte Temperatur erreichen könnte.“

Er bestätigte jedoch, dass in den nächsten Jahren weitere öffentliche Gebäude begrünt werden sollen. Vor allem Bezirksämter und Schulen kämen dafür in Frage. Bei der Belegschaft kommen die vertikalen Gärten jedenfalls gut an: „In der MA 48 bleiben die Mitarbeiter gerne länger im Büro, weil es um einiges kühler geworden ist.“

Experte fehlt flächendeckender Klimaplan

Für Privatpersonen, die sich für einen Dach- oder vertikalen Garten entscheiden, gibt es bis zu 2.200 Euro von der Stadt, bei Neubauten mit Flachdächern ist ein Dachgarten ohnehin Pflicht. „Wir wissen, dass der Einreichprozess sehr kompliziert ist", sagte Preiss, man wolle den Vorgang aber vereinfachen. Viele wüssten zudem nicht, an welche Experten sie sich wenden können.“

Einer dieser Experten ist Simon Tschannett von der Firma Weatherpark, die Beratung in Sachen Stadtklima anbieten. Tschannett zeigte sich auf APA-Nachfrage erfreut, dass die Stadt das Problem angeht. Die Förderung für Dach- und Fassadenbegrünung sei zwar lobenswert, es fehle jedoch an einem flächendeckenden Stadtklimaplan.

Man dürfe sich nicht zu sehr auf Einzelprojekte konzentrieren, sondern müsse groß denken. In einer Weltstadt wie Wien sei es wichtig, unterschiedliche Räume anzubieten. Als Beispiel nannte Tschanett das beinahe unbegrünte Museumsquartier: „Dort ist es zwar heiß, dafür kann ich dort am Abend länger verweilen, gerade in der Übergangszeit.“

Die ebenfalls geplanten Wasserflächen sind in bestehenden Stadtteilen oft schwer nachzurüsten, heißt es. Deswegen setzt die Stadt auf Wasseranlagen und Springbrunnen. In neuen Baugebieten wird versucht, größere Grünflachen bestehen zu lassen.

Keine Förderung für Fensterfolien

Von einem anderen Plan hat man mittlerweile Abstand genommen: Vor zwei Jahren hatte man noch überlegt, getönte Fensterfolien zu fördern. Das hat man mittlerweile wieder verworfen, heißt es aus dem Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. An bewölkten Tagen müsste man dann sogar das Licht einschalten - mehr dazu in Hitze: Stadt will Fensterfolien fördern.

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