Wiener Linien berechnen „Zuverlässigkeit“

Die Wiener Linien werben mit ihrer Zuverlässigkeit: 99,21 Prozent aller Fahrten, die geplant sind, finden laut eigenen Angaben auch statt. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Züge, „Bims“ und Busse auch pünktlich fahren.

Wer täglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Wege zurücklegt, dem wird dieser Wert hoch vorkommen: Laut Angaben der Wiener Linien erreichen die U-Bahnen, Straßenbahnen und Buslinien eine Zuverlässigkeit von 99,21 Prozent. Das liegt vor allem an der Berechnungsmethode: Verspätungen oder Störungen fallen nämlich nur dann ins Gewicht, wenn dadurch nicht die gesamte Strecke befahren wird, also weniger Kilometer zurückgelegt werden.

Verspätungen werden nicht berücksichtigt

„Die Zuverlässigkeit errechnet sich aus den sogenannten Nutzkilometern – also die geplanten Kilometer, die je Linie pro Jahr zurückgelegt werden sollen. Stellt man diesen Wert den entfallenen Kilometern gegenüber, ergibt sich die prozentuelle Zuverlässigkeit“, heißt es bei den Wiener Linien. Verspätungen werden nicht eingerechnet: „Verspätet wäre ein U-Bahn-Zug beispielsweise, wenn er statt nach Plan um 12.25 Uhr erst um 12.27 Uhr fährt. Wichtig ist für den Fahrgast aber, dass das Intervall passt und dass der Zug die vorgesehene Strecke auch zurücklegt“, erläutert ein Sprecher die Vorgehensweise.

Uhr in U-Bahn-Station

Wiener Linien/Johannes Zinner

Verspätungen werden nicht in die Statistik eingerechnet

Verspätungen, die etwa dadurch entstehen, dass Fahrgäste die Türe blockieren oder diese noch einmal öffnen, fallen bei dieser Rechnung nicht ins Gewicht - selbst wenn die Fahrgäste dadurch einmal länger warten müssen. Summieren sich diese Verspätungen allerdings so weit, dass mehrere Züge hintereinander fahren, kann es sein, dass einer der Folgezüge kurzgeführt wird oder umdrehen muss, um einen Stau und zu dichte Intervalle zu verhindern. Hier fallen zu fahrende Kilometer weg, die dann auch in die Statistik einfließen.

Immer mehr Störungen durch Polizeieinsätze

Als „Störung“ zählt bei den Wiener Linien ein „Ereignis, das den Betrieb blockiert“. Das können beispielsweise eine beschädigte Oberleitung oder ein defekter Zug, aber auch erkrankte Fahrgäste, Falschparker oder Polizeieinsätze in Stationen sein. Aber auch hier gilt: In die Statistik fließt das erst ein, wenn ein Zug, Bus oder eine „Bim“ tatsächlich ausfallen und kurzgeführt werden und so weniger Kilometer als geplant zurücklegen. Immer öfter passiert das laut Wiener Linien aufgrund externer Faktoren: So hätten sich etwa die Ausfälle durch Polizeieinsätze seit 2011 mehr als verdreifacht.

Außerdem gebe es einen starken Anstieg bei Sachbeschädigungen: Seit 2011 habe sich dieser Wert fast verdoppelt. Wenn etwa ein Zug mit Graffiti beschmiert oder eine Scheibe am Fahrzeug eingeschlagen wird, muss der Zug eingezogen werden oder kann erst gar nicht auf der Strecke fahren.

U6-Station Währinger Straße Volksoper

Wiener Linien /Johannes Zinner

Die U6 ist bei den U-Bahnen das Schlusslicht

U2 als zuverlässigste Linie, U6 Schlusslicht

Die - laut dieser Berechnung - zuverlässigste U-Bahn-Linie ist 2016 die U2, sie kommt auf 99,56 Prozent. Schlusslicht ist die U6, sie legte nur 98,61 Prozent der geplanten Kilometer tatsächlich zurück. Bus und „Bim“ sind zusätzlich vom Verkehr abhängig, innerstädtische Linien oder Straßenbahnen ohne baulich getrennten Gleiskörper haben es eher schwerer: Bei den Straßenbahnen ist das vor allem der 49er mit einer Zuverlässigkeit von nur 97,83 Prozent, Spitzenreiter ist hier die Linie 40 (99,75 Prozent). Bei den Bussen ist der 1A am anfälligsten (98,76 Prozent), der 25A absolviert seine Kilometer hingegen besonders kontinuierlich (99,87 Prozent).

Generell konstatieren die Wiener Linien, dass die Zahl der Verkehrsstörungen in den vergangenen Jahren zugenommen hat: Von 2011 bis 2016 hätten sich bei den Straßenbahnen die Ausfälle aufgrund von Stau und hohem Verkehrsaufkommen um rund 50 Prozent erhöht.

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