Kampusch wird Schmuckdesignerin

Wenige Tage vor dem elften Jahrestag ihrer Flucht geht Natascha Kampusch unter die Jungunternehmerinnen. Im Internet verkauft die 29-Jährige ab heute ihre eigene Schmuckkollektion, verrät sie im „Wien heute“-Interview.

Schon während ihrer über achtjährigen Gefangenschaft hat Kampusch laut eigenen Angaben davon geträumt, Ringe und Ketten zu designen. Nun arbeitet sie tatsächlich daran, in einer Goldschmiedewerkstatt im sechsten Bezirk. Dort ist sie voll in ihrem Element - und das heißt Silber. Denn alle Stücke aus Kampuschs neuer Kollektion sind aus Sterling gefertigt. Dass sie ihren eigenen Schmuck jetzt wirklich in Händen hält, ist die Erfüllung eines lange gehegten Traumes.

Kampusch Schmuck

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Kampusch bei der Endkontrolle in der Werkstatt

„Ich habe schon als Kind Ketten gemacht und Verschiedenes gestaltet, und schon in der Gefangenschaft habe ich begonnen, Schmuck zu machen, indem ich einfach das, was ich als Material hatte, mit Bastelkleber zusammengeklebt habe. Da sind auch sehr schöne Stücke entstanden.“

Schmuckstücke ab 70 Euro

„Fiore“, zu Deutsch: Blume, hat Kampusch ihre Kollektion getauft - nicht ohne Grund. „Viele, die ein Buch von mir haben, werden das ja kennen. Das ist das N, wo ich mit Leuchtmarkern noch etwas hineingemalt habe. Genau das soll es sein, es soll die Blume sein, es soll meine Lebensgeschichte symbolisieren, wo es ja den Knick gab durch die Gefangenschaft, aber dann wieder den Aufschwung und eben die Blume.“

TV-Hinweis

„Wien heute“, 18.8.2017, 19.00 Uhr, ORF2 und danach in der TVthek.

70 bis 100 Euro kosten die Schmuckstücke, von denen es vorerst fünf unterschiedliche Modelle gibt, darunter einen Ring, ein Armband und eine Brosche. Entworfen hat Natascha Kampusch sie gemeinsam mit mehreren Designern. Angefertigt werden sie in Wien von Goldschmiedin Gerda Guggenberger. „Sie hat genaue Vorstellungen, was sie will, das ist auch gut. Es waren immer konstruktive Gespräche“, sagte Guggenberger.

Kampusch Schmuck

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Diese Schmuckstücke bilden vorerst die gesamte Kollektion

Versendung mit Zertifikat

Kampusch hat eine Zeit lang Goldschmiedin gelernt und ist bei der Endfertigung in der Werkstatt dabei. Da und dort kann sie sogar selbst Hand anlegen. „Da schaut man dann natürlich ganz genau, ob da jetzt ein Fehler in der Verarbeitung ist, ob das nicht genug glänzt oder die Form nicht korrekt ist. Wenn ich das dann begutachtet habe, dann wird das erst wunderschön verpackt und mit einem Zertifikat an den Kunden versendet.“

Wie viel Kampusch mit dem Schmuck verdienen wird, weiß sie noch nicht. Sie hofft allerdings, dass Tausende Stück davon verkauft werden. Ihre Berufung hat sie jedenfalls gefunden, sagte sie - und das kurz vor ihrem 30. Geburtstag Anfang nächsten Jahres. „Ich denke, ich werde den 30. Geburtstag zelebrieren. Es geht mir halbwegs gut, ich bin gesund. Ich habe Freunde und ich lebe, und das symbolisiert ja auch die Kollektion. Und das sollte man feiern.“