Hohe Kosten für den Schulstart

Ein einfaches Startpaket für einen Schulanfänger kostet laut Diakonie Österreich 100 bis 300 Euro: eine zusätzliche Belastung für armutsgefährdete Familien. Die Caritas hilft mit preisgünstigen Schulartikeln für betroffene Familien.

Die Caritas Wien bietet die Schulsachen wieder in ihren Secondhandshops, den carlas, an. „Jeder, der selbst Kinder hat, weiß, dass der Schulstart eine große Freude bereitet, aber auch eine große finanzielle Belastung darstellt“, sagte Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien.

Schultaschen ab fünf Euro

Um einkommensschwache Familien zu unterstützen, wird in den Secondhandgeschäften der Caritas bis zum 9. September ein großes Sortiment an Schulartikeln um wenig Geld verkauft, darunter etwa Stifte ab zehn Cent, Mappen, Hefte und Lineale sowie Malkästen und Federpennale ab einem Euro. Schultaschen gibt es ab fünf Euro.

Kinder suchen sich Schulsachen aus

APA/ Herbert Neubauer

Günstige Schulutensilien in den carla-Shops

„Die Waren sind zum Teil Privatspenden, aber auch Neuware ist dabei, die nach Geschäftsauflösungen abgegeben wurde oder aus Restbeständen stammt“, so Elisabeth Mimra, Leiterin der carlas. Der Andrang sei heuer besonders groß. Schultaschen seien jedoch sehr wenige abgegeben worden, deshalb würde man sich noch über gut erhaltene Spenden freuen.

312.000 Familien sind armutsgefährdet

Fatima hat sich Bleistifte und Wasserfarben ausgesucht. Ihre Lieblingsfächer sind Sport und Deutsch. Sie freue sich auf die Schule, das Beste daran sei, „dass man Freunde hat“, sagte die Achtjährige. Fatimas Mutter Amina meinte, sie habe heute 50 Euro gespart. „Ich bin froh, dass wir hier günstige Schulsachen kaufen können“, so Amina.

Ihr stünden pro Monat 1.200 Euro zur Verfügung, um sich und ihre beiden jüngsten Kinder zu versorgen. 312.000 Kinder und Jugendliche in Österreich leben in Familien mit Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung. Familien sind laut Caritas besonders oft betroffen, fast jeder dritte Alleinerzieherhaushalt ist armutsgefährdet und jede vierte Familie mit drei oder mehr Kindern.

Kinder suchen sich Schulsachen aus

APA/ Herbert Neubauer

Carla-Shops nehmen auch noch Sachspenden entgegen

Kostenlose Lernhilfe in Lerncafes

„Kinderarmut muss ganz oben auf die politische Agenda kommen“, sagte Schwertner. Bildung sei die beste Armutsprävention, jedoch sei für den Bildungsweg eines Kindes der soziale Hintergrund einer Familie leider oft entscheidender als seine Begabung. Er fordert daher den Ausbau der Ganztagsschulangebote. Derzeit würde ein Fünftel aller Kinder Nachhilfe bekommen, viele Eltern könnten sich diese jedoch nicht leisten.

Die Caritas bietet daher auch kostenlose Lernhilfe an: In zehn Lerncafes in Wien und dem östlichen Niederösterreich wurden im Vorjahr 253 Schüler von 164 freiwilligen Mitarbeitern betreut. Im vergangenen Schuljahr konnten daraufhin fast alle Kinder und Jugendlichen die jeweilige Schulstufe positiv abschließen, so die Caritas. Der Unterstützungsbedarf sei groß: 300 Kinder stünden in den beiden Regionen auf der Warteliste.

Diakonie: Mehr Ressourcen für Schulstandorte

Auch Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie Österreich, forderte mehr Ressourcen für sozial benachteiligte Schulstandorte. Diese seien besonders gut auszustatten, damit sie keine Schüler zurücklassen und für alle Einkommensschichten attraktiv bleiben, so Schenk. Die Schulfinanzierung solle auf einem „Chancenindex“ basieren, der Bildungsstand, Beruf und Einkommen der Eltern berücksichtige. Dadurch könne zwar die Spaltung in „gute“ und „schlechte“ Wohngegenden nicht aufgehoben, aber an den Schulen einiges verbessert werden.

In Österreich werden armutsgefährdete Menschen oft unter den Generalverdacht gestellt, das Sozialsystem auszunutzen, sagte Schwertner. Die Caritas sei in großer Sorge, dass das wieder ein Wahlkampfthema werde. Zu einem ganz geringen Anteil gebe es sicher Missbrauch, aber die Frage sei, ob man das ständig thematisiere oder ob man armutsgefährdeten Menschen schnell helfe.

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